Die amerikanische Flugzeugingenieurin Kyle Pratt [ Jodie Foster ] will zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter Julia von Berlin nach New York fliegen. Im Gepäck auch der Sarg ihres kürzlich gestorbenen Mannes, der mit überführt wird.
Als die Mutter nach einem dreistündigen Schlaf mitten in der Nacht über dem Atlantik aufwacht, ist ihr kleines Mädchen verschwunden. Zuerst glaubt sie nur, dass sie sich verlaufen hat, aber selbst nach emsigen Suchen der aufgescheuchten Crewmitglieder wird sie nicht entdeckt. Zudem keiner die Kleine gesehen hat und sie auch nicht auf den Bordpapieren steht.
Die Prämisse von Flightplan ist ein Killerargument für den Film. Ein leicht verkäufliches, da schmackhaftes und erstmal simples Konzept, dass unweigerlich die Frage nach dem Fortgang aufwirft und aus der Konstellation schon allein heraus Neugier und Interesse erweckt.
Das Setting ist jedem bekannt und trotzdem den meisten unergründet; viele haben sich schon selber in einem Flugzeug befunden oder sind zumindest den Anblick gewohnt, aber wissen deshalb noch lange nichts von den Räumlichkeiten und Möglichkeiten ausserhalb ihres Sitzes.
Diese hier sogar noch speziellen Besonderheiten werden natürlich in die Handlung eingebunden und machen sie auch mehrmals erst möglich; die Location ist zudem geographisch und personell begrenzt [ Allerdings bei weitem nicht so sehr wie in Panic Room, wenn der scheinbar nötige Fincher – Vergleich schon angebracht werden soll ].
Der Handlungsrahmen ist limitiert, die Möglichkeiten des Verschwindens gering bis unwahrscheinlich. Das Zentrum des Filmes mit verkleinertem Raum und Zeit gibt sich selber vor und hat dadurch schon einen nutzenden Schwerpunkt; eine sehr gute Voraussetzung für einen Thriller.
Deswegen ist es vor allem der Aufbau, der überzeugt; aber auch das einfachere Element der Erzählung ist. Der Zuschauer ist leicht zu verwirren, wenn man ihm nötige Bilder und damit Informationen vorenthält; letztlich ahnt man also ebenso wenig wie die Hauptfigur, was während des Schlafes passiert und überhaupt los ist. Wir haben ein kleines Kind gesehen, dass mit seiner Mutter an Bord ging; alle anderen haben es nicht. Die Mutter hat sich auch in dem fragmentarisch täuschenden Einstieg sehr merkwürdig gehalten; in übereinander geschichteten Bildern hat sie zur selben Zeit ihren lebenden Mann begleitet und mit ihm geredet und seine Leiche identifiziert.
Die ‚Heldin’ kann also auch ein Wahrnehmungsproblem haben, zwischen Phantasie und Wirklichkeit pendelnd, ausgelöst durch den Schock des plötzlichen Todes ihres Mannes und durch Schlaftabletten und Medikamente gegen Angstzustände noch verstärkt.
Ihr Mann war eingebildet und tot, laut den von Flugkapitän [ Sean Bean ] angeforderten Unterlagen aus Berlin war ihre Tochter bei dem Selbstmord ? dabei und starb ebenfalls. Das würde auch erklären, dass sie nicht eingecheckt war und nicht auf der Passagierliste steht. Aber nicht das von ihr gezeichnete Herz am Bordfenster.
Wer wirklich ins Kino gegangen ist, nur um zu wissen wie es ausgeht, hat schon mal die falschen Anforderungen gestellt. Die Anzahl der logischen Möglichkeiten ist sowieso gering. Der Film wird auch durchsichtig, sobald man die Auflösung erkennt und verliert damit all das Mysteriöse, was vorher mühsam aufgebaut wurde.
Zwar ist die Konstruktion dann rückwirkend nicht wirklich unfair, aber so fadenscheinig und luftschlossmässig aufwendig, dass sie nicht nachträglich glaubhaft untermauert werden kann, was die gelungene erste Hälfte gleich mit zur Notlandung zwingt.
Dabei ist auch die Personenzeichnung zu schwach, um über diese Ebene psychologisch und emotional durchzustarten.
Die psychisch angeschlagene Kyle stellt mit ihrer inneren Krise den Gegenentwurf zur äusseren Gefahr das; geht aber sehr schnell von Nervosität zur Aggressivität über [ Kommunikationsproblem addiert ] und präsentiert sich dadurch nur mit Mühe als wenigstens kalte Identifikation.
Der Rest der Besatzung besteht aus einigen hervorgehobenen Standardfiguren [ Sky Marshall, Stewardess, Kapitän, Arabischer Vielleicht – Terrorist, Amerikanischer Republikaner, Therapeutin ], wobei sich einige gedankliche Bezüge zum 9/11 nicht verkniffen werden können und in etwas plakativer Weise mitausgenutzt werden.
Aus dieser Mischung wird aber nur selten Spannung personifiziert; Panic Room hatte seine direkte Mutter/Tochter – Beziehung und Das Schweigen der Lämmer seine Emanzipationsgeschichte. Flightplan verlegt sich aufs Krabbeln durch den labyrinthischen Hohlkörper.
Dabei kann man der handwerklichen Technik und der oft angenehm unaufgeregten Erzählweise nicht wirklich böse sein; über einen guten Zeitraum ist die Suche spannend umgesetzt und die Möglichkeiten des Schauplatzes blendend ausgenutzt. Die Atmosphäre ergibt sich aus kühlen, wenig ausgeleuchteten Bildern mitsamt den technisierten Räumen sowie der anonymen Bedrohung; die einer Alltagssituation ihren Schrecken aufdrückt.
Letztlich hört sich aber nur die Prämisse grossartig an, die Konkretisierung kann da lange nicht mithalten.