Review

„Flightplan“, sicherlich einer der am meisten gehypten Filme des Jahres 2005. Besonders in unserem schönen deutschem Lande. Denn schließlich kommt es nicht so häufig vor, dass wie hier mit Robert Schwentke ein deutscher Regisseur den Sprung nach Hollywood schafft und dann auch noch einen Film mit Oscar©-Preisträgerin Jodie Foster drehen darf.

Doch hat dieser Film diese breite Aufmerksamkeit auch wirklich verdient? Um es vorwegzunehmen, ich glaube nein.

Der Film beginnt damit, dass Jodie Fosters Charakter „Kyle Pratt“ (man beachte den geschlechtsneutralen Vornamen, dazu später mehr) ihren toten Mann, der vom Dach gestürzt ist, in der Leichenhalle abholt, um ihn von Berlin nach New York zu überführen.

Nach dem Tode ihres Mannes hält die Flugzeugingenieurin nichts mehr in Berlin, weshalb sie beschlossen hat mit ihrer Tochter zu den Eltern in die USA zurückzukehren. Ihre Tochter Julia, gespielt von Marlene Lawston, hat den Tod ihres Vaters noch schlechter verarbeitet als ihre Mutter, was sich in ständigen Angstzuständen vor alles und jedem ausdrückt. So hat sie zum Beispiel Angst die Straße von ihrem Haus in Berlin zum Taxi zu überqueren, so dass sie den Weg unter dem Mantel der Mutter versteckt verbringt.

Am Flughafen angekommen wird zum ersten Mal angedeutet, was auf Jodie Foster in diesem Film zukommen wird. Vor dem Einchecken verschwindet ihre Tochter, worauf bei ihr natürlich gehörige Panik ausbricht. Dass sie sie dann schon bald an einem Verkaufsstand findet, wird sie nur kurz beruhigen können.

Endlich im Flugzeug (sie sind übrigens die ersten Passagiere, dies wird noch von Bedeutung sein) macht sich die erste Reisenervosität breit. Jodie Foster und ihre Tochter sitzen neben Carson (gespielt von Peter Saarsgard, der bisher auch hauptsächlich an kleineren, aber nicht unbedingt schlechten Filmen mitwirken durfte), der sich später als Sky Marshal entpuppen wird. Doch auch er kann (oder will?) nicht verhindern, was als nächstes passiert und was den Hauptplot des Films ausmacht.

Kyle Pratt schläft ein und als sie erwacht, ist ihre Tochter verschwunden. Verschwunden in einem Flugzeug, mehrere Kilometer über dem Erdboden. Wo soll sie da schon groß hin? Nun ja, das ist auch das Argument der Flugbegleiter und der übrigen Passagiere, die für ihre große Panik kein Verständnis haben. Noch verschärfend auf die Situation wirkt ein, dass niemand gesehen haben will, wie ihre Tochter überhaupt das Flugzeug betreten hat. Auch auf der Passagierliste taucht sie nicht auf – Kyle Pratt reist demnach alleine, ohne ihre Tochter.

Nachdem nun so langsam jeder im Flugzeug, inklusive des hoffnungslos unterforderten Sean Beans als Pilot und der hoffnungslos überforderten Erika Christensen als Stewardess, und wohl auch die Mehrheit des Publikums an ihrem Geisteszustand zweifelt, folgt die unausweichliche Wendung im Plot.

Der Sky Marshal ist in Wirklichkeit der Böse, spiegelt aber der Crew vor, Jodie Foster sei eine Flugzeugentführerin, die das Verschwinden ihrer Tochter nur vorgetäuscht habe.

Und hier setzt mein Hauptkritikpunkt an. Jodie Foster nimmt man bei aller Intensität, die sie in ihre Rolle legt, die skrupellose Terroristin einfach nicht ab. Auch ihre Aggressivität und Besserwisserei gegenüber sämtlichen Crewmitgliedern und Mitpassagieren ist irgendwie fehl am Platze. Offenbar hat man sich beim Casting von ihrer Darbietung in „Panic Room“ fehlleiten lassen, was zu der meiner Meinung nach irrigen Auffassung führte, Foster könne sehr wohl einen aggressiven, dominanten Charakter spielen. Selbst in ihrer Rolle in „Schweigen der Lämmer“ stellte sie immer auch ihre sehr verletzliche Seite in den Vordergrund der Rolle.
Es tut mir Leid, aber die Hauptrolle ist meiner Meinung nach eindeutig fehlbesetzt. Hier hätte man sich näher an die Vorlage halten sollen – nicht umsonst ist dort die Hauptperson ein Mann. Aber da war die „drawing power“ einer Jodie Foster wohl wichtiger als die künstlerische Integrität.
Peter Sarsgaard zeigt sein Potential nur in einer Szene, sonst geht er irgendwie auf der „großen Leinwand“ unter und wird in den wenigen Szenen, die dieser hat, von Sean Bean an die Wand gespielt. Ich habe große Bedenken, dass Sarsgaard jemals einen Film wird tragen können.

Ach ja, gefilmt ist „Flightplan“ übrigens exzellent – von Florian Ballhaus. Schlechte Arbeit hat der, glaube ich, genauso wie sein Vater, in seinem Leben noch nicht abgeliefert.

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