Er kann es einfach nicht lassen.
Die Rede ist vom guten alten, allseits bekannten Jim Wynorski. Nachdem seine Klitsche Phoenician Entertainment die Pforten geschlossen hat, filmt der gute Mann nun unter Cinetel fleißig weiter.
Ohne Pause wird ein Actionheuler nach dem anderen auf den überfüllten Videomarkt geworfen, die Plots und Budgets werden immer schmäler. Doch bei dem hier vorliegenden Produkt scheint mal ein bissel mehr Geld da gewesen zu sein, denn „Crash Landing“ verwurstet zwar mal wieder das beliebte Thema der Flugzeugentführung, enthält aber erstaunlicherweise so gut wie keine Stock-Footage und ist relativ flott inszeniert. Ein Karrierehoch von Jim Wynorski – na ja. Da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, schließlich ist in der Vergangenheit (man erinnere sich an Filme wie „Crash Point Zero“, „Ablaze“ oder „Stealth Fighter“ ) zu viel negatives vorgefallen, was den B-Actionfan entsetzte. Hier allerdings wird man recht nett unterhalten – natürlich alles mit Maßen.
Nun aber Schluss mit dem Vorspiel.
Wie oft das Thema Flugzeugentführung in den Untiefen des B-Actiongenres bisher verwurstet wurde, ist nicht mehr zählbar. Der Zuschauer dürfte eigentlich gesättigt sein – doch das ist einem Jim Wynorski egal. Man kann jedoch sagen, dass „Crash Landing“ schon fast eine Parodie diverser Filme ist, denn das hier Gebotene kann nicht ernst gemeint sein.
Angefangen bei der Story, die nun wirklich jedes Klischee, von dem Treibstoffverlust über das Wetterchaos bis hin zum verwundeten Pilot, bedient. Keine Überraschungen, keine Ideen, eben typisch Wynorski. Und wenn dann noch 3 Marines binnen weniger Stunden (wenn überhaupt) mit ihren niedlichen Baggern eine Landebahn um 90 (!!) Meter verlängern und sogar noch einen Leuchtgraben buddeln, dann stellt sich beim B-Actionfan ein breites Schmunzeln ein. Einfach köstlich dieses Drehbuch, bei dem der gute Jim sogar selbst Hand angelegt hat. Das Motiv der Terroristen könnte banaler nicht sein. Auch die Dialoge sind herrlich scheiße („Oh mein Gott, die Bremse geht nicht“ – „Dann drück sie fester rein“), aber bieten wenigstens ein paar gute Oneliner. Vor allem Sabato, jr. haut einige nette Sprüche zu der reichen Millionärstocher Rochelle raus und heimst damit einige Lacher ein. Erstaunlicherweise ist der Murks ziemlich kurzweilig, denn die Story ist einfach so schlecht, so unlogisch und weit hergeholt, dass es schlichtweg Spaß macht.
In Punkto Action gibt’s aufgrund des Platzmangels relativ wenig. Trotzdem immer wieder erstaunlich, wie viele versteckte Gänge und Kammern doch so ein Flugzeug hat. Natürlich hat es auch keine Auswirkung auf die Außenwand des Flugzeugs, wenn die Klischee-Terroristen mit Maschinenpistolen drauf los ballern. Immerhin hinterlassen die Schießereien zumindest „Einschusslöcher“, was bei Wynorski wirklich Seltenheit hat. Bei den Kämpfen, die so schnell vorbei sind wie sie angefangen haben, braucht man auch nichts Großes erwarten.
Die Action ist durchaus gelungen, aber halt inszenatorisch nichts Besonderes und auch relativ wenig vorhanden. Am Anfang des Films, der Mordserie, gibt’s dann ein paar recycelte Szenen, was jedoch (wenn man es nicht weiß) nicht wirklich auffällt. Erstaunlich auch, dass deutlich mehr Drehorte bzw. Schauplätze im Film vorkommen, als man eigentlich erwarten darf. Der Film erzählt zumindest eine kleine Vorgeschichte und kann so zumindest in Punkto Logik wieder ein paar Punkte gut machen. Denn wie die Terroristen an Bord kamen, scheint hier wirklich plausibel.
Komplett für den Allerwertesten sind hingegen die CGI-Effekte. Ich finde es ja toll, dass sich der Film bei den Außenaufnahmen des Flugzeugs nicht bei anderen Filmen bedient, aber die hier abgelieferten Effekte sprengen wirklich jeden Rahmen. Bei Nacht kann man noch ein Auge zudrücken, aber bei Tageslicht wirkt das Ganze wie beim Flight-Simulater 98. Das so was überhaupt im heutigen Zeitalter als Computereffekt durchgeht, ist schon extrem dreist. Ich bin mir sicher, mein Kumpel Dave würde das mit seiner Kiste besser hinkriegen.
Der Cast macht seine Sache auch recht anständig. Antonio Sabato jr. hat zwar nicht wirklich viel zu tun, erledigt seine Rolle als Held aber souverän. Ich würde den Burschen ja gerne mal in einem richtigen Actioner sehen, zumindest als Seagal-Nachfolger dürfte er sich empfehlen. Denn dem B-Actiongenre gehen so langsam die Leute aus (Dudikoff in Rente, Lundgren steht vor einem Wechsel hinter die Kamera und Seagal verdient die Bezeichnung Actionheld nun wirklich nicht mehr). Michael Paré darf ein paar mal über Funk zu Wort kommen, bleibt jedoch unauffällig. Der restliche Cast besteht aus jungen Nachwuchsdarstellern, darunter einige heiße Schnitten (die jedoch, Wynorski-untypisch, allesamt angezogen bleiben). Ein Talent konnte man nicht wirklich entdecken, aber trotzdem brauchbare Leistungen.
Fazit:
„Crash Landing“ erweißt sich als erstaunlich gutes Wynorski-Vehikel, bei dem der Spaßfaktor unglaublich hoch ist. Der Story fehlen nicht nur Ideen, ihr fehlt schlichtweg alles. Selten hab ich einen dermaßen unlogischen Plot gesehen, vor allem das Ende auf dem Pazifik-Atoll ist gnadenlos schlecht.
Immerhin ist die Action ansehbar inszeniert, die Darsteller kurbeln ihre Rollen routiniert herunter und die CGI-Effekte sorgen für viele Lacher.
So schlecht, dass man es gesehen haben muss!