Nach der Invasion der Alliierten 1944 in der Normandie war es nur eine Frage der Zeit, bis die amerikanischen und englischen Truppenverbände auch das dt. Kernland erreichen würden. Ziel war dabei dies über die Niederlande anzugehen, dazu war es jedoch nötig die strategisch wichtigen Brücken in Arnheim, Nimwegen und Eindhoven einzunehmen.
Dies sollte im September 1944 mit der Operation Market Garden erreicht werden. Ein Teil (Operation Market) sah vor, dass tausende Fallschirmjäger bei Tage nahe der Städte abgesetzt wurden und die Brücken einnehmen und halten sollten. Operation Garden bestand darin, dass Panzer- und Infanterieverbände nachrücken sollten um die Fallschirmjäger zu entlasten und die eingenommenen Brücken zu sichern.
Die Operation war nur am Ende nur teilweise erfolgreich und brachte den Alliierten enorme Verluste an Menschenleben ein.
Über diese bis dato größte Luftlandeoperation und ihr teilweises Scheitern drehte Richard Attenborough (Gandhi) knapp über dreißig Jahre später in den Niederlanden seinen Streifen „Die Brücke von Arnheim“, den man bis zum heutigen Tage noch immer zu den besten Kriegsfilmen überhaupt zählen kann.
Der Grund dafür ist recht einfach, denn der Film arbeitet nicht wie die meisten anderen des Genres. Gemeint ist damit, dass der Film anhand von Fakten die Operation schildert. Von der Planung über die Umsetzung, die verschiedenen Schwierigkeiten bis zum letztlichen nicht 100%igen Erfolg. Dabei wird auf die übliche schwarzweiß-Malerei glücklicherweise verzichtet. Es stehen sich hier nicht die generell erzbösen Nazis und die edlen alliierten Befreier gegenüber. In erster Linie geht es hier um Menschen, die man eben nicht alle entweder in den Gut- oder Böse-Topf schmeißen kann, sondern die individuell dargestellt werden, die Operation aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, natürlich auch Fehler machen und teilweise auch eigensinnige Interessen verfolgen.
Beispiele hierfür sind zB. die Rivalität zwischen den Kommandeuren Patton auf US-Seite und Montgomery auf Seiten der Engländer. Durch den Invasionserfolg der Amerikaner etwas ins Hintertreffen geraten will Montgomery sich durch Market Garden unbedingt profilieren, dabei wird auch das entscheidende Detail, dass in Arnheim dt. Panzerverbände stationiert sind schlichtweg ignoriert. Auf dt. Seite wird das Landen der Fallschirmjäger von Feldmarschall Model als Versuch interpretiert ihn gefangen zu nehmen usw.
Um ein möglichst umfassendes Bild von Market Garden aus unterschiedlichen Perspektiven liefern zu können verzichtete Regisseur Attenborough auf die klassische Sicht einer einzelnen Hauptfigur und verteilte die unterschiedlichen Einblicke auf mehrere Personen wie dt. und alliierte Generäle, Kommandeure, einfache Soldaten, Widerstandskämpfer und Zivilisten.
Erstaunlicherweise gelang es Attenborough all diese Rollen mit einer Vielzahl an namhaften Akteuren zu besetzen, von denen die meisten bestenfalls eine Screentime von jeweils maximal zehn Minuten aufzuweisen haben. Um nur ein paar Namen zu nennen weise ich auf Sean Connery, Michael Caine, Gene Hackman, Robert Redford, James Caan, Liv Ullman, Laurence Olivier, Maximilian Schell und Hardy Krüger hin.
Unter solchen Voraussetzungen kann man sicherlich von keinem der Beteiligten Darsteller besonders herausragende Leistungen erwarten, trotzdem spielen alle sehr gut und glaubhaft ohne auf die vielleicht gewohnte alleinige Leinwandpräsenz zu bestehen.
Je nach vorliegender Fassung weist der Film eine Laufzeit von 158 bis 175 Minuten auf, was befürchten lässt, dass das Sitzfleisch des Zuschauer an der einen oder anderen Stelle durchaus etwas strapaziert werden dürfte. Dem ist aber kaum so, der Streifen findet bis kurz vor Schluss eine erstaunlich homogene und unterhaltsame Mischung aus Schauwerten wie den Kampfszenen und informativen Szenen in denen auf die bereits erwähnten menschlichen Aspekte eingegangen wird.
Bedingt durch die Tatsache, dass der Streifen bis dato in seiner dt. Fassung je nach Quelle (TV, Kino oder DVD) mehr oder weniger gekürzt erschien, erklären sich damit auch einige teilweise etwas abrupt wirkende Szenenübergänge, die besonders gegen Ende des Films den Erzählfluß merklich beeinträchtigen.
Fazit: „A Bridge Too Far“, so der Originaltitel des Films, hebt sich bis heute absolut positiv aus der Masse an Kriegsfilmen hervor weil er es schafft seine Geschichte auf differenzierte und trotzdem unterhaltsame Art zu erzählen. Gerade dies sorgt auch dafür, dass man sich den Streifen problemlos mehrmals anschauen kann ohne dass dabei Langeweile aufkommt (7,5 von 10 Punkten).