Review
von Kudi1987
Während des Aufenthalts in einem Wellnesshotel verliebt sich die junge Architektin Amy Benic (Mira Sorvino) in den blinden Masseur Virgil (Val Kilmer). Dennoch will sie sich mit der Tatsache, dass Virgil blind ist nicht zufrieden geben und überredet ihn zu einem medizinischen Eingriff, mit dem es möglich ist, Virgil das Augenlicht wiederzugeben. Doch sich an das neue Leben zu gewöhnen, ein Leben mit visuellen Eindrücken, fällt Virgil schwerer als alle vorher gedacht haben.Schon mal vorweg: Das Einzige was „At first sight“ von anderen Lovestorys und Romanzen abhebt, sind die Umständen in denen sich Virgil befindet. Er muss sozusagen alles vergessen, was er in der Welt des Nichtsehens gelernt hat und das Sehen neu lernen. Ein interessantes Thema, wenn man bedenkt, wie lange Babys brauchen um zu lernen, mittels ihrer visuellen Eindrücken Bewegungen zu koordinieren.
So hat „Auf den ersten Blick“ einige gute Moment, wie die Szene in der Virgil nach der Operation die Augenklappen abgenommen werden, und er die ersten Blick auf die Welt werfen darf; und Virgil ist von seiner neuen Fähigkeit zu Sehen alles andere als beeindruckt.
Hätte der Film diesen Szenen, welche sich um die neuen Eindrücke die auf die Hauptfigur nur so einströmen, mehr Zeit gewidmet, dann hätte aus „Auf den ersten Blick“ sehr wohl auch etwas gutes, überdurchschnittliches werden können. Aber leider wird der Schwerpunkt eher auf die ein bisschen aufgesetzt wirkende melodramatisch, romantische Beziehung zwischen den beiden Hauptprotagonisten gesetzt. Und diese Beziehung beginnt schon etwas trivial.
Amy kommt im Hotel an, lässt sich von unserem blinden Helden zwei Massagen geben; schon ist daraus die große Liebe entsprungen. Einige Szenen weiter stellt Amy die (in diesem Film) große Frage an Virgil, ob dieser sich nicht operieren lassen will, damit er wieder sehen kann. So schnell wie die Liebe und die Frage nach dem Eingriff kommt auch die Entscheidung Virgils.
Ich denke jedem ist klar, dass das nicht gerade positiv für den Film spricht, wenn die Lovestory schon nach gut 20 Minuten den Höhepunkt erreicht hat. Aber naja, bei „Auf den ersten Blick“ muss man in diesem Punkt ein Auge zudrücken, da es hier ja schnell gehen muss, damit man rasch mit der Hauptthematik, Virgils wiedererlangter Sehkraft, beginnen kann.
Also liegt das erste Manko des Films.
Neben den beiden Hauptfiguren gibt es noch Jenny, Virgils Schwester, die sich bis dato um ihn gekümmert hat und nun in Amy eher eine Konkurrentin sieht, die ihr ihren geliebten Bruder wegnehmen möchte. Auch nimmt man kurzen Bezug auf Virgils Vater, der die Familie früh verlassen hat. Virgil denkt, die Schuld dafür liegt bei ihm und der Tatsache, dass er blind ist.
Beide Nebenstränge hätten wirklich nicht sein müssen; schon gar nicht die Geschichte um den Vater. Dadurch gewinnt der Film zwar an Länge, aber verliert noch mehr an Spannung und zieht sich deshalb sehr oft ziemlich zäh dahin.
Hier wäre es besser gewesen sich doch nur auf die Liebesgeschichte und das Thema „Sehen“ zu konzentrieren.
Die Dialoge wirken anfangs total gestellt und aufgesetzt, was vor allem Val Kilmers Part betrifft. Ab der Mitte des Films gibt sich das aber ein wenig und auch die Leistung der beiden Hauptdarsteller ist in Ordnung, wenn auch nicht immer überzeugend.
Zum Ende hin wird dann nochmal, mittels einem weiteren dramatischen Einschnitt in der Geschichte und viel gekünstelter Momente, auf die Tränendrüse gedrückt.
Nach dem, wie sich jeder denken kann, Happyend wird dem Zuschauer noch mitgeteilt, dass es sich hier um die wahre Geschichte handelt, wobei man hier schon Zweifel verspürt, wie authentisch denn der Film die tatsächlich stattgefundenen Gegebenheiten darstellt.
Die Umsetzung der Geschichte „To See and Not to See“ von Oliver Sacks gelingt Regisseur Irwin Winkler nicht wirklich gut. Da hat er als Produzent schon so einige bessere Sachen geliefert.Eigentlich ist „Auf den ersten Blick“ eine ganz normale 08/15-Liebesfilm, den man versucht mit Hilfe eines besonderen Themas aufzustocken. Wahrscheinlich wäre bei dem ganzen mehr drin gewesen, wenn man es andersherum gemacht hätte und die Geschichte um Virgils wiedererlangte Sehfähigkeit in den Mittelpunkt gestellt hätte, während die Lovestory der Nebenplot gewesen wäre. Aber so ist „Auf den ersten Blick“ nur ein weiterer durchschnittlicher Film, den keiner wirklich braucht und auch nicht gesehen haben muss.
Bekommt man den Film aber zufällig in die Hände, ist er sicherlich als schnell wieder vergessene Abendunterhaltung ganz nützlich.
57%