“I did not want John Wayne for The Cowboys. But Warners was heavily invested in John Wayne, with whom I was at polar opposites politically and emotionally and every possible way. I did not admire him. But he seduced me mercilessly. ‘I promise you I will do the best job I possibly can,’ he said. ‘Let’s not talk about anything but acting. Not politics or religion, just acting.’ He completely won me over and I agreed he should play the part.”
~ Mark Rydell
“The only thing I wasn’t sure about was the violent way that the boys avenge (...). I mean, that was almost Sam Peckinpah stuff. But Mark Rydell was a new breed of director, and he had a feel for what the public would go for.”
~ John Wayne
“The Cowboys was awful and Big Jake . . . Well, it was okay but I could have done it better.”
~ Howard Hawks
Sicherlich einer der ungewöhnlichsten Filme von John Wayne, die dieser zum Ende seiner Karriere gedreht hat; ein Werk, dass nicht nur ihn als Darsteller, sondern auch sein angestammtes Publikum aus der sonstigen Sicherheitszone herausholt und auf einen bis dato ungewohnten und auch bei der breiten Masse, wenn man denn zur Herstellungszeit überhaupt noch davon reden kann, eher unbeliebt, da zu 'neu' und 'realistisch' gehalten ist. Wayne, der zu dem Zeitpunkt vermehrt auf die Unterstützung durch die Vielfilmer und Routiniers McLaglen und Kennedy oder frühere Wegbegleiter wie Hawks oder Sherman zurückgriff und sich am Drehort auch gerne mit ebensolchen Bekannten aus der Darstellerriege, guten alten Freunden also umgab, wird hier gleich mehrfach aus dem Kokon herausgeholt und auf das sprichwörtliche Glatteis, in die emotionale Belastungsprobe quasi geführt:
1878, Montana. Der alternde Rancher Wil Andersen [ John Wayne ] braucht nach dem Verlassen seiner Arbeiten aufgrund eines Goldrausches unbedingt neue Viehtreiber. Sein Freund Anse Peterson [ Slim Pickens ] schlägt vor, die einheimischen Schuljungen einzustellen, welche sich auch allesamt am nächsten Morgen freiwillig bei ihm melden und ihre Reitkünste beweisen, darunter der älteste Slim Honeycutt [ Robert Carradine ], welcher allerdings auch prompt mit dem unwesentlich älteren Cimarron [ A Martinez ] in Streit gerät, der nicht zur Örtlichkeit gehört. Zusammen mit dem erfahrenen Koch und Kutscher Jebediah Nightlinger [ Roscoe Lee Brown ]e machen sich Andersen und 'seine' Jungs am nächsten Morgen mit der Herde auf den fast 650 km langen Trip auf, gefolgt von Cimarron, und verfolgt von Asa Watts [ Bruce Dern ] und seine Bande.
Ursächlich dafür ist Autor und Regisseur Mark Rydell, der zwar zuvor für das Fernsehen einige Episoden aus den genreverwandten Rauchende Colts, Der Kopfgeldjäger, Die Leute von der Shiloh Ranch oder auch Verrückter wilder Westen als Auftragsarbeit gedreht hat, allerdings weder als Experte für diese Gattung noch als ausgemachter Liebhaber dessen, sondern als Filmemacher für das Drama gilt. Im Erscheinungsjahr 1972 ist der traditionelle Westem sowieso schon schwer am Atmen, entweder durch die europäische Variante, die komödiantische Abart oder durch allerlei Probierversuche (wie gescheiterte Pilotfilme für eben das Fernsehen, den Acid Westerm oder den Blackploitation Western) abgelöst: Die hauseigene Konkurrenz ist klein, aber mit bspw. Eastwoods Sinola und Redfords Jeremiah Johnson stark vertreten und ansonsten nur noch durch Der Todesritt der Glorreichen Sieben, der 4. und letzten Fortsetzung eines Frühsechziger Klassikers besetzt.
Anmerken tut man eine andere Herangehensweise an Wayne und sein Werk und die Arbeit eines neues und 'außenstehenden' Regisseurs im Bereich des Western eingangs übrigens nicht, der Film könnte auch von McLaglen bspw. eröffnet sein, startet er doch direkt mit einer längeren, mehr als zweieinhalbminütigen Ouvertüre (plus Intermission und Enter 'Acte), also einer instrumentalen Auftaktmusik vor schwarzen Hintergrund, mit einer Einleitung und Einstimmung, in der der Zuschauer im dunklen Saal vor einer ebenso dunklen Leinwand hockt und sich mental auf das Kommende vorbereitet, durch die Akustik und deren auslösenden Vorstellungen unterstützt. Das Stück selber ist mal beschwingt, mal frohlockend-kämpferisch, zuweilen auch elegisch, in etwa eine Zusammenfassung von vier Dekaden Waynscher Filmografie; bis dann endlich der Vorhang aufgeht und die eigentliche Erzählung mit einem wilden Pferdetreiben und bemühten Zureiten und Bändigen beginnt.
"It's a different day" heißt es da, was bedeutet, dass sich die Zeiten dann doch geändert haben und der Abgesang beginnt. Früher war immer alles besser, hier auch, konnte man sich noch auf das Wort und vor allem den Handschlag eines Mannes verlassen, während heutzutage bei dem ersten Anschein einer profitableren Variante das Weite und sein Glück woanders gesucht wird, die ehrliche und harte Arbeit und die Pünktlichkeit zählt nicht mehr, wenn das schnelle Geld und vor allem das glänzende Gold winkt. Wayne als Urgestein des Genres hier auch als Personifikation der Gattung Film selber, später, zu Zeiten von Erbarmungslos (1992) wäre das eine Eastwood-Rolle, der damals bereits die Prärie aufgemischt hat und selber nicht so ganz dem Kunst- und Moralverständnis vom Duke entspricht.
"Well, in my day ..." heißt es später, wird hier notgedrungen auf etwas zurückgegriffen, was man früher selber tun musste und wollte und auch konnte, die heutige Generation aber selbst ein scheinbar erwachsener Mann nicht in der Lage zu ist. Wayne dabei als Lehrer, als Mentor, als Vorgesetzter und als Arbeitgeber, als Vater irgendwo auch, mehrere Rollenfunktionen in einer Person und bei einer Aufgabe, die die angeheuerten Heranwachsenden für ihr Leben begleiten wird und auf ewig prägt. Die Landschaft ist weit und karg und trocken, der Horizont weit hinten und wie unerreichbar entfernt, die Wege weit, das Terrain schwierig.
Basierend auf einem Roman von William Dayle Jennings, der auch mit am Drehbuch gearbeitet hat, werden die Bilder hier erst kleiner, dann immer größer, gefilmt in Panavision und Technicolor, aber deutlich die Siebziger, etwas blasser schon, nicht mehr so kräftig in den Farben, eine Wildheit dafür, keine Konvention. Eine leere Stadt, ausgestorben wegen des Goldrausches woanders, alle Leute weg auf der Suche, nur die Ältesten und in die Jüngsten noch vor Ort, Wahl zwischen Pest und Cholera, zwischen rostigen Knochen und Minderjährigen.
Die Figur vom Wayne hier ("He's quite. It just comes out loud.") kurz vor der Selbstaufgabe, es war nicht seine Idee mit den Kindern, nicht sein Angebot, er wird darin hinein manövriert, er versucht es auch zu vermeiden, er muss aber Rechnungen bezahlen, es bleibt ihm keine andere Möglichkeit. Eine Alternativlosigkeit, zwischen archaischen Stoismus und jugendlichen Leichtsinn, ähnlich verhält sich die Dramaturgie, "Made up your mind?". Es wird Respekt erzeugt und bezeugt, gegenseitig, gegenüber dem (hier rein maskulinen) Genre, es wurde schon zu viel verloren, die eigenen Söhne begraben, im jungen Alter, nun muss man es mit Neuem versuchen. Eine längere Vorstellung wird hier geboten, kein plötzlicher Einbruch der Prämisse wie in Big Jake, kein Gimmick wie in Die Gewaltigen, auch die umliegenden Arbeiten hatten gleich zu Beginn ihre Aktionszenen, hier wird Wert auf Charakterisierung und eine gewisse Form von Realismus und Natürlichkeit gelegt.
Die erste Gefahr, die Andeutung davon zumindest, kommt kurz vor dem zweiten Drittel, ein Treffen aus heiterem Himmel, mit drei 'Ex-Knackis', die zum verkehrten Zeitpunkt am richtigen Ort leider sind, darunter der Dern, welcher noch eine gewichtige Rolle in der Geschichte dann spielt. Dabei scheut sich der Film nicht vor Wiederholungen, vor der Routine des Alltags, manche Szenen werden so oder ähnlich mehrfach geboten, vor allem das Einfangen der Tiere und das Züchtigen und Zureiten. Später kommt noch eine zweite erwachsene Person in das Geschehen, ein "Nigger", vor dem die Kinder eine andere Art von Respekt haben, mehr Furcht vor dem Unbekannten, des Angst vor dem Fremden, dennoch ein Bündnis entsteht, jeder von jedem abhängig hier, egal wie alt oder woher man ist.
Die Nutzung von Totalen und der Breite der Bilder wird erst im zweiten Drittel geboten, vorher der Abschied, davor die Vorboten, die Vorbereitung, staubig die Szenerie, viel Gewusel, ein Treiben einer ganzen Horde, ein Zusammenhalt, eine Zusammenführung. Spektakuläre Szenen wie die einer Flussüberquerung, einer Panikstörung dabei, eines drohenden Ertrinkens in all dem Treck, das Geraten in eine nächtliche Stampede, ein dunkler Überfall in Überzahl, eine Reise in das Erwachsenwerden, raus aus der unbeschwerten, behüteten Kindheit, mitten hinein in das unberechenbare, bisweilen gewalttätige Leben, mit bösen Überraschungen.