Review

Einst ein Garant für gute B-Actioner hat Regisseur Sidney J. Furie seit der Jahrtausendwende durchgehend mit zu niedrigen Budgets zu kämpfen. Nach seinem persönlichen Tiefpunkt „Partners in Action“ ging es zwar wieder aufwärts, aber einen richtigen Knaller konnte er unter diesen Umständen nicht mehr abliefern. Daran ändert auch „American Soldiers“ nichts, dessen Geldmängel einfach zu offensichtlich sind.

Furie wollte hier so etwas wie eine B-Variante von „Black Hawk Down“ im Irak nach dem eigentlichen Krieg drehen und scheucht deswegen einen kleinen Konvoi mit etwa einem Dutzend G.I.s durch Bagdad. Auf der Flucht vor regelmäßigen Attacken vermummter Terroristen, die immer wieder aus dem Nichts auftauchen, müssen sie sich zu ihrer Basis zurückkämpfen.

Nun, das mag sich zunächst vielversprechend anhören, aber die Umsetzung dieses Szenarios enttäuscht dann leider. Denn die Dreharbeiten fanden natürlich nicht im Irak, sondern im kostengünstigen Kanada statt. In einem maroden Viertel Hamiltons wurden einfach ein paar irakische Straßenschilder aufgestellt und ein paar Palmen gepflanzt. Auf die Bilder legte man einen bräunlichen Farbfilter und dies alles soll dann Authentizität vermitteln? Mitnichten! Furie und sein Stammkameramann Curtis Peterson mühen sich zwar nach Kräften, aber in atmosphärischer Hinsicht fährt „American Soldiers“ damit schon einmal Minuspunkte ein.

Nun wäre dies alles nicht so schlimm, wenn wenigstens die Action stimmen würde, aber auch hier liegt einiges im Argen. Zwar gestaltet sich das Szenario als eine nahezu durchgängige Ballerorgie, aber die Bilder reißen kaum mit. Alle paar Minuten werden die amerikanischen Soldaten von in zivilen Fahrzeugen heranrasenden Kämpfern mit Maschinengewehren und Panzerfäusten unter Beschuss genommen. Leider mangelt es den Scharmützeln aber komplett an Rhythmus, Dynamik und Ästhetik. Meist werden nur die Schützen gezeigt, ab und zu ein Körpertreffer und das war es dann. Die meisten Explosionen sind nur bessere Nebelgranaten und obwohl die Militärfahrzeuge ständig unter Feuer genommen werden, nehmen sie nie Schaden. Auf den LKW werden während des Films bestimmt ein Dutzend (Wenn nicht mehr...) Panzerfäuste abgefeuert, ohne dass man irgendwo Spuren erkennt. Werden im Gegenzug feindliche Pkws (vermutlich vom Schrottplatz...) beschossen, erfolgen meist drei einzelne Takes. Zuerst sieht man das heile, mit Knallfröschen versehene Fahrzeug inklusive Insassen, dann explodiert es ohne Insassen und danach wird das Resultat näher betrachtet. Das sind dann meistens präparierte Leichen mit zu viel Kunstblut. Entweder hat der Cutter gewaltig Mist gebaut oder das Budget ließ nicht mehr zu. So beraubt sich der Film allerdings komplett mitreißender Actionszenen, weil viele Bilder einfach nicht zusammenpassen und man noch sieht, wie Szene nach Szene gedreht wurde.

Der Spannungsbogen bleibt während der gesamten Spielzeit etwa 95 Minuten darüber hinaus leider sehr schwach, weil das Drehbuch wirklich nur darum bemüht ist Klischee um Klischee zu bedienen und die blassen Schauspieler kaum den Eindruck echter Soldaten vermitteln. Dafür verhalten sie sich in den Schießereien meist zu unerfahren.
Auf dem Irrweg durch Bagdad stoppt man in einem Krankenhaus, wo böse Terroristen Frauen als Geiseln nehmen, also werden sie abgeknallt. Dann liegt eine verminte Hundeleiche (eine sehr offensichtliche Attrappe) auf der Straße, später rennt auch ein Selbstmordattentäter auf sie zu, eine Autobombe trifft sie fast und als Krönung sperren die Jungs später noch einen CIA-Foltermeister nebst Gefolgschaft weg und befreien die Gefangenen, weil sie das Gewissen packt.
Die peinlichen Dialoge sind dabei am Rande des Erträglichen, wenn man lauthals äußert den Irak doch nur befreien zu wollen und Pathos bis zum Erbrechen überschäumt. Im Gegenzug prügeln irakische Terroristen hasserfüllt auf verbrannten Leichenteilen abgestürzter Helikopterpiloten ein und so weiter und so heiter. „American Soldiers“ lässt wirklich kein Fettnäpfchen aus (u.a. wundern die Soldaten sich, dass sie gegen Kinder kämpfen etc).

Ergänzungsweise hilft ihnen zwischendurch auch die irakische, von den Amerikanern ausgebildete Polizei und ein Gegner darf sogar seinen Standpunkt (Weil die U.S. Air Force versehentlich eine Bombe auf die Hochzeitsfeier seines Bruders fallen ließen, will er nun alle Amis töten) vertreten. Auf Unterstützung wartet man natürlich vergebens und blutige Wunden müssen in Nahaufnahme versorgt werden, um irgendwann alle Parallelen zu „Black Hawk Down“ abgehakt zu haben. Da hilft es auch wenig, dass der Film auf wahren Tatsachen beruhen soll.

Eine Leihgebühr kann man wohl noch in „American Soldiers“ investieren, auch wenn Furie hier letztlich kaum etwas geschaffen hat, an das man sich länger erinnert. Dafür fehlen ihm leider komplett die Charaktere (selbst die Soldaten kann man kaum auseinander halten) und offensichtlich auch die finanziellen Möglichkeiten. Besonders die sparsame Pyrotechnik und das Bestreben nicht zu viel kaputt zu machen, fällt immer wieder regelmäßig auf. Wenn mir darüber hinaus jemand erzählen möchte, dass dies alles so wirklich passiert ist, verweise ich doch einfach mal auf das extrem lächerliche Ende, das wohl in einer Kiesgrube gedreht wurde...

Ansonsten muss man sich hier mit einem platten und über weite Strecken auch langweiligen Kriegs-Actioner der Güteklasse B begnügen, den Furie zwar noch in den Durchschnitt bugsieren kann, der aber genauso meilenweit von „Black Hawk Down“ und Konsorten entfernt ist. Dafür ist die Choreographie der Actionszenen einfach zu lausig und Kanada sieht nun einmal dem Irak nicht ähnlich.


Fazit:
Wer sich für B-Actioner oder Furies Filme interessiert, kann auf „American Soldiers“ einen Blick werfen, sollte allerdings nicht mehr als Hausmannskost erwarten. Keine Frage, mit dem richtigen Budget hätte man aus dem Szenario einen richtig unterhaltsamen Kriegsreißer zaubern können, aber angesichts der Budgetmängel muss man wohl schon froh sein, nicht mit Stock Footage oder miesen CGI-Tricks belästigt zu werden.
Weil dem Zuschauer die Soldaten wirklich völlig egal sind, die teilweise erschreckend statischen Actionszenen einfach keine echten Highlights verbuchen und das sich immer wiederholende Geschehen auf die Dauer auch anödet, mag ich den Film nicht empfehlen. Die peinlichen Dialoge und die unzähligen Klischees sprechen dafür eigentlich eine zu deutliche Sprache.

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