Review

"Here I am not pinned down by clichés or lousy material. It's the only picture I'm really proud of." 

William Girdler über “Project: Kill”
 

William Girdler, ein B-Movie-Meister, hat in seiner viel zu kurzen Schaffensperiode (1972-1978) ganze neun Filme zustande gebracht, von denen einige bereits als kleine Klassiker gelten, z.B. „Grizzly“ oder „The Manitou“. Aber auch seine unbekannteren Filme sind einen Blick wert. Einer davon, den ich neulich bei archives.org entdeckt hab, ist „Project: Kill“. Dabei handelt es sich um einen Actionthriller der besonderen Art. Hier haben wir Leslie Nielsen und Gary Lockwood (schon damals zwei Fernsehveteranen, die sich ab und an auf die große Leinwand verirrten, sprich: „Forbidden Planet“ oder „2001- A Space Odyssee“), zwei Agenten, die bei einem hochgeheimen Regierungsprogramm mitmachen, d.h. sie trainieren andere Agenten, die zu Killern und Bodyguards im Dienste der Vereinigten Staaten gemacht werden (erinnert ja fast an Alan J. Pakulas großartigen „The Parallax View“!). Die trainierten Bestien werden auch noch mit Drogen versorgt, die ihren Todesdurst kontrollieren sollen. Aber Nielsen hat genug von der Scheiße, er will raus!
Und so kommt es, dass er auf die Philippinen flieht, wo er noch Freunde hat, aber Lockwood, die philippinische Polizei, sowie philippinische Gangster sind ihm dicht auf den Fersen. Es folgen Martial Arts- Szenen sowie Haudrauf-Action der alten Bud Spencer-Schule, Verfolgungsjagden, ein Song („Lonely World“!) und ein fieser philippinischer Gangsterboss im weißen Anzug. Doch das ist längst nicht alles. Lockwood und Nielsen bekommen beide ihr love interest, damit die Romantik nicht zu kurz kommt und der melancholische Song „Lonely World“ von Pilita Corrales (wer??) seine Berechtigung bekommt.
Im Internet kursieren viele schlechte Kritiken, dabei ist der Film gar nicht mal so übel. Er hat eben alles: Action, Klischees, Spaß, unfreiwillige Komik, noch mehr Klischees, etwas Tragik… mal ist er gut inszeniert, mal wirkt er wie ein abgefilmtes Theaterstück, also alles in allem ein eher ungewöhnlicher, obskurer Actionthriller mit wirklich cooler Besetzung. Lockwood spielt den Wolf, der die Meute hetzt und sein stoisches Spiel würde selbst Charles Bronson vor Neid erblassen lassen. Manchmal lässt er aber auch den unkontrollierbaren Psycho raushängen (meistens bevor er Leute zusammenschlägt). Leslie Nielsen hingegen spielt eigentlich wie immer. Auch seine Anarchokomödien leben von seinem im Grunde ernsten Spiel, nur die Inszenierung unterscheidet zwischen Komik und Tragik. Er selbst ist der typische amerikanische Held, und das ist auch gut so.
Ganz ehrlich, ich hatte meinen Spaß bei diesem kleinen Film, und bin sicher, dass es anderen (vor allem Fans von Girdler und Nielsen) genauso gehen wird.  

William Girdler war ein Phänomen, ein selfmade-man, der nicht nur Regie führte und schrieb, sondern auch produzierte und komponierte, er war ein Workaholic, als hätte er gewusst, welch tragischer Schicksalsschlag ihn ereilen würde (er starb mit nur 30 Jahren bei einem Hubschrauberabsturz). 

Um dieses Review jedoch nicht so niederschlagend zu beenden, gibt es noch eine kleine Anekdote am Rande: Als es Girdler finanziell alles andere als gut ging, ließ Leslie Nielsen ihn ein ganzes Jahr lang in seinem Gästehaus wohnen. Girdler revanchierte sich mit Aufträgen: Nielsen spielte die Hauptrollen in „Project: Kill“ und „The Day of the Animals“ (Girdler hat ihn angeblich nie vollständig ausbezahlen können, aber hey, that’s the biz!).

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