Review

Ein Mysterythriller, der mich gerade dadurch überzeugt hat, dass er nicht versucht, hinsichtlich blutigen Horrors oder an-den-Haaren-herbeigezogener Plot-Twists neue Maßstäbe zu setzen. Die Story besteht aus etlichen Zutaten, die Genrefans nicht völlig unbekannt sein dürften, unterhält aber dennoch. Ohne zu viel zu verraten: Joanna ist eine junge Frau, hat einen guten Beruf, für den sie allerdings oft unterwegs sein muss. Doch nicht nur dies lässt sie ruhelos sein, sie hat auch noch seit Jahren eine bestimmte wiederkehrende Art von Visionen oder Tagträumen. Bisher hat sie es immer vermieden, sich ihnen zu stellen. Doch nun scheint sie halb unbewusst entschieden zu haben, ihren Ursprung zu finden...

Die Auflösung kündigte sich für mich nach und nach an, hatte allerdings letztlich vielleicht schon zu wenig Knalleffekt, obwohl der Film ohnehin nur 80 Minuten lang ist. Positiv ist aber, dass das ständige Miträtseln bei mir keine Zeit für Langeweile aufkommen ließ. Meine erdachte Lösung war nach 55 Minuten schon ziemlich nahe dran, aber der Rest des Films schaffte es, nochmal etwas Spannung nachzulegen und gleichzeitig die Auflösung weiter abzurunden, so dass ich erst ganz am Ende befriedigt alle zusammenpassenden Einzelheiten sah.

Bei dem Look des Films fiel auf: Farblosigkeit kennzeichnet die Dörfer auf dem platten amerikanischen Land, nach der Stilllegung der Industrie strahlt nur die Kneipe noch ein wärmendes rotes Licht auf die leere Kreuzung aus. In manchen Szenen wird die Unsicherheit Joannas sehr effektiv durch die superdünne Schärfentiefe der Optik und eine ihr auf Augenhöhe dicht aber doch unaufdringlich folgende Kamera vermittelt, man taumelt dann mit ihr wie in Trance durch eine Welt, die man stellenweise kaum sehen geschweige denn verstehen kann. Gleichzeitig sorgt eine knackige Kontrastkurve und der spärliche Einsatz von Musik für Authentizität, moderne Stilmittel wie Kameragewackel finden sich zum Glück nicht. Gelegentlich unterstützt ein kurzer Ruck-Zoom die Spannung. Insgesamt alles sehr bodenständig und unaufgeregt, um so mehr beeindruckt es, dass man sich plötzlich wie ein Kind unter der herabhängenden Tischdecke verstecken möchte, vor dem Mann, von dem man nur die Schuhe sieht.

Sarah M. Gellar spielt hier keine erfahrene Kämpferin à la Buffy. Joanna schreckt anfangs immer wieder vor Konfrontationen halb zurück, legt dann aber auch wieder eine gewisse Zähigkeit an den Tag. Oft muss sie sich von anderen helfen lassen, sie ist aber nicht dumm oder ängstlich, und weiß zu gegebener Zeit ihre Chancen zu nutzen. Joanna ist meist sehr zurückhaltend, aber nicht so künstlich, dass es stereotyp würde. Kurzgesagt: ich denke, dass Joanna von S. M. Gellar trotz der ungewöhnlichen Problematik der Tagträume sehr glaubhaft und lebensecht dargestellt wird, und das ist auch nötig, denn nur so funktioniert der Film. Die Authentizität der anderen Figuren bleibt ihr gegenüber leider teilweise etwas zurück, manchmal hat man kurz den Eindruck, jetzt wolle der Film doch noch im Fahrwasser der reißerischen 0815-Horroschocker mitfahren, was nicht hineinpassen würde.

Ich gebe dem Film 6,5/10 Punkte. Wer noch nicht viele Mystery-Filme dieser Art gesehen hat, darf sich noch einen Punkt hinzudenken.

Details
Ähnliche Filme