“(...)Mir schmeckt der Braten, aber was soll ich mit dem Dunst? Hätte ich alle geheiratet, die gesagt haben, dass sie mich möchten … oh, wie viele Männer hätte ich da schon! Alle, die in meinem Gasthof Logis nehmen, verlieben sich in mich. Alle spielen sie die Schwerenöter. Und wie viele stellen mir gar Heiratsanträge! Und dieser Signor Cavaliere, dieser rauhbautzige Bär, kommt mir so grob? Das ist doch der erste Fremde in meinem Gasthof, der nicht meine Gesellschaft sucht. Ich will ja nicht sagen, dass sie sich alle Hals über Kopf in mich verlieben müssen. Aber mich gleich so verachten? Da muss einem ja die Galle hochkommen. Ein Weiberfeind ist er? Kann keine sehen? Armer Narr! Wahrscheinlich ist er noch nicht an die Richtige geraten. Er wird sie finden, er wird sie schon finden! Vielleicht hat er sie schon? Mit solchen nehm ich‘s gerade auf. Die mir nachrennen, habe ich bald leid. Der Adel taugt nicht für mich, aus Reichtum mache ich mir nicht besonders viel. Ich finde es am schönsten, wenn ich bedient, umschwärmt und angebetet werde. Das ist meine schwache Seite, und das ist bei fast allen Frauen so. Ans Heiraten denke ich gar nicht. Ich brauche niemand. Ich lebe in Ehren und genieße meine Freiheit. Ich pflege Umgang mit allen und verliebe mich in keinen. Verspotten will ich sie, all die komischen Gestalten schmachtender Liebhaber! Und will meine ganze Kunst daran setzen, die Barbarischen und Hartherzigen zu besiegen, zu Fall zu bringen und verbluten zu lassen, die uns feind sind: uns, dem Besten, das die herrliche Mutter Natur auf Erden hervorgebracht hat!“
Florenz, 1753. Die ledige, aber junge und wunderschöne Gasthofpächterin Mirandolina [ Claudia Mori ] wird vom verarmten Marchese Forlipopoli [ Paolo Villaggio ], dem neureichen Conte Albafiorita [ Marco Messeri ] und dem Kellner Fabrizio [ Gianni Cavina ] umworben. Mirandolina ist des dauernden Drängens um sie überdrüssig und sucht die Nähe zu dem erklärten Frauenfeind Cavaliere Ripafratta [ Adriano Celentano ], den sie wiederum aus einer Laune heraus umgarnt. Als zwei ihrer Schauspieltruppe vorausgereiste Komödiantinnen im Gasthof ein Zimmer beziehen und von Fabrizio für edle Damen gehalten werden, geben sie sich als Baronessa Ortensia [ Lorenza Guerrieri ]und Contessa Dejanira [ Milena Vukotic ] aus. Während Fabrizio unterwürfig vornehmlich auf Trinkgeld spekuliert, wittern der Marchese und der Conte eine weitere Chance auf eine gute Partie und suchen die Gesellschaft der Neuankömmlinge.
Je später der Abend, desto schöner die Gäste heißt es zumeist; hier wird auch in den schon dunklen Abendstunden in die Unterkunft eingetreten, gehört der Gastgeberin, der Wirtin, der Dorfschönheit selber schon der erste Preis. Alle Blicke fallen auf sie, es wird bejubelt, es wird umbuhlt, es wird umtanzt wie vom Pfau, ein simpler Markteinkauf gestaltet sich als Reigen; das begehrte Objekt, die Trophäe ist aber schon umgeben, es ist dem Celentano seine Frau. ("Ich habe sie gesehen. Sie ist ein Weib wie alle anderen.'") Claudia Mori spielt die Titelfigur, zum Zeitpunkt des Drehs schon fast zwanzig Jahren mit dem hier erst später auftauchenden Schlagerbarden verbandelt und verheiratet, die Konkurrenz unwissend davon machtlos und außen vor, jeglicher Anmachversuch vergeblich und von vornherein veraltet.
Veraltet ist auch die Herangehensweise, wird sich um Klassenunterschiede bemüht gemacht und um den jeweiligen Titel, die Herkunft, den Schmuck der Bezeichnung, das öffentliche Gezier. Es wird nicht entschieden lassen, sondern miteinander gestritten und ein Wettbewerb untereinander veranstaltet, ein albernes und würdeloses Getue, eine Possenkomödie, die die ersten Szenen gestaltet. Erinnern tut das Benehmen, nicht der Benimm der (männlichen) Beteiligten an Theater; Theater ist auch die Quelle und die Form des Stückes in seiner Aufführung, der Auffassung, der Dramaturgie, des Humors sichtbar bis in die hinteren Reihen, die Sitze weitab im dunkeln, fern von der Bühne im graumatschigen Fundament, nur die Schauspieler am funkeln, die Aussage (Liebe ist hier nur ein Spiel, meist ohne echtes Gefühl) eher nicht.
Ein Kostümfilm diesmal, mit Mieder und Perücke, mit Anstand und Umstand, mit Getue und Gewese. Die Einrichtung ist überschaubar bis spartanisch, ein Haus zum Leben, mit den nötigen Alltäglichen, kein unnützer Tand oder groß Schmuck nämlich. Eine Kokotte, eine Kaschemme, eine Kalesche, viel Steingemauer, ein paar harmlose Slapstickeinlagen, viel Worthülsen, innere Gedanken, Monologe, Wiederworte und Gesülze. Dazu gibt es Wein, Weib, Tanz und Gesang, es gibt Abstecher in den Musikfilm, es gibt mehr Personal als Gäste; wobei zu letzteren so ab Ende des ersten Quartals auch der Celentano dazu gehört.
“Dieses Gasthaus ist nichts für mich, das muss ein Irrtum sein. (...) Hier wimmelt es nur so von Frauen. Alles wird nur von Frauen erledigt. Wie viele werden es sein, fünf oder sechs? Auch die Wirtin ist eine Frau.“
Gespielt ist das alles auch für die Bühne, etwas aufdringlich, etwas drüber, nicht feingliedrig; erinnern tut es aufgrund einer gewissen Isoliertheit und Intimität leicht an den französischen Louis, der Geizkragen, mit allem drum und dran sogar, und vom Inhalt bzw. einem Aufhänger her natürlich an Des Widerspenstigen Zähmung, ebenfalls Theater als Quelle, dort aber in Veränderung, Eigenständigkeit und Modernisierung. Es gibt eine Art allwissenden Erzähler, der diese Posse um Cavaliere, Marchese, Conte hier auch beeinflusst, es gibt zwei falsche und auffällig falsche 'Damen', eine Schmierenkomödie quasi; die Kamera steht, die Gefühle ändern sich oder bleiben gleich, die Geschichte bewegt sich, berührt aber nicht.
“Sie halten es für eine Schwäche, sich in eine Frau zu verlieben.“
Natürlich kommt es erstens anders, und zweitens als man denkt, ein Geschlechterkrieg, ein Spiel, die Frau als treibende Kraft und 'manipulatorisch', wie so oft in den Beziehungskomödien von Celentano, hier nur mit jahrhundertealter Vorlage, die wie angegossen passt und im Text oftmals getreu übernommen wird, die Inszenierung selber macht nicht viel. Die 'Musical'einlagen sind eher affektiert und gleichzeitig leicht einfallslos, die Mori macht es dafür darstellerisch ganz gut, Celentano spielt die Rolle inwendig und auswendig, aber ohne viel Kraft und ausnahmsweise eher schwach wirkend.