Unter den Oscar Kandidaten der letzten Jahre war das Genre des Biopics über die Maßen oft vertreten. Man könnte also von einem kleinen Trend sprechen. Willst du einen Oskar, verfilme das Leben einer berühmten Persönlichkeit. Das Regie Debüt des bisher unbekannten Bennett Millers fällt zum Glück nicht in diese Kategorie. Auch wenn Truman Capote sicherlich kein Unbekannter ist, kann man die Formelhaftigkeit der Filme wie Ray und Walk The Line in den letzten Jahren erlagen hier vergeblich suchen. Hier wurde weniger das Leben von Capote, sonder n vielmehr die Entstehungsgeschichte eines seiner Werke auf Zelluloid gebannt. In Cold Blood (Kaltblütig) ist nicht irgendein Tatsachenroman, sondern der erste, der ein ganzes literarisches Genre definiert hat. Über die Maßen talentiert war Capote sowieso, da sitzt jeder Satz, jedes Wort an seinem fest angestammten Platz.
1959 wird in Kansas eine Farmerfamilie auf brutale Weise ermordet. Capote, der eigentlich nur einen Artikel für den New Yorker über den Vorfall verfassen wollte, lässt sich mehr und mehr faszinieren und entschließt sich letztendlich ein Buch darüber zu schreiben.
Eines wird hier schnell klar, hier wird kein verklärtes Bild über eine Schriftstellerlegende gezeichnet. Den Titel Kaltblütig könnte man auch als Attribut für die Vorgehensweise Capotes benutzen. Die gefassten Täter werden ausgenutzt, der Prozess in die Länge gezogen, alles erdenkliche wird für das Gelingen des Buches getan. Die eigene Kaltblütigkeit ist es dann auch, die den exzentrischen Schreiberling an sich selbst scheitern lässt. Capote hat nach In Cold Blood kein werk mehr zu Ende gebracht, und anders als z.B. bei Ray oder Walk The Line ist hier kein starker Partner der den Protagonisten noch aus dem Sumpf ziehen kann.
Der Film ist natürlich wie geschaffen, um Phillip Seymour Hoffmann mit Auszeichnungen zu überhäufen. Kaum eine Einstellung, in der er nicht zu sehen ist und als selbstverliebter talentierter Sonderling das Bild ausfüllt. Durchaus zu Recht. Die Zahl der Hollwood Mimen die einen ganzen Film alleine tragen können dürfte nicht allzu groß sein. Die restliche Besetzung muss hier ganz klar zurücktreten für die Hoffmann Show. Catherine Keener als Nelle Harper Lee ist die Einzige, die hier dagegenhalten kann, auch wenn ihre On Screen Time zum Ende hin doch recht übersichtlich ist.
Ganz klar von den letztjährigen Oscar Kandidaten der unkommerziellste Film. Trostlos in grautönen fotografierte Charakterstudie, die diese Bezeichnung auch wirklich einmal verdient. Mehr Spaß im Kinosessel hatte aber auch ich bei Walk The Line.
07/10