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Wer in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist der weiß, dass damals alles ein wenig anders war. Während z. Bsp. wirklich jeder Arbeit hatte (wenn auch nur selten das, was er sich erträumt hat), gab es im Gegenzug kaum etwas für das verdiente Geld zu kaufen. Nur ab und an, und gerade zu Weihnachten, gab es dann mal ein paar Besonderheiten wie Bananen(!), Apfelsinen(!) oder andere "besondere" Früchte zu kaufen. Und auch Weihnachten selbst unterscheidete sich in einigen Dingen. So war z. Bsp. die Weihnachtsgeschichte in sofern abgewandelt worden, das Joseph der Vater von Jesu war und nicht der heilige Geist, so wie es in der Bibel steht. Und auch die X-Mas-Movies waren anders. Hier haben wir nun "Der Weihnachtsmann heißt Willi", ein DDR-Klassiker unter den Weihnachtsfilmen. Doch obwohl der Film wirklich anders als die übliche Weihnachtsware ist, so muss man leider doch sagen, dass der Klassiker-Status etwas merkwürdig anmutet.

An der Story liegt es aber nicht unbedingt, denn die ist eigentlich wirklich schön "anders" ausgefallen, wenn auch, vergleichsweise, sehr schlicht. Zwei Jungs haben zum heiligen Abend ihren Eltern kleine Geschenke gekauft. Diese gehen allerdings im Weihnachtstrubel kaputt, wodurch sie plötzlich mit leeren Händen dastehen. Ihre letzte Chance sehen sie in einem Los auf dem Weihnachtsmarkt und sie haben Glück und gewinnen eine Waschmaschine. Diese wird allerdings vom Weihnachtsmann-Darsteller Willi geklaut und bald schon ist die ganze Stadt auf der Jagd nach Willi und der Waschmaschine. Wie man schon merkt, geht es dieses mal nur wenig darum dem Zuschauer die Message vom lieben Weihnachtsmann und all seinen Klischees herüberzubringen, sondern es geht im Prinzip um ein Großstadt-Abenteuer, was sich zu Weihnachten ereignet. Und es stecken auch durchaus Ideen in dem ganzen Treiben. Leider aber wirkt das Ganze an vielen Stellen aber auch immens unlogisch und an einigen Stellen löchrig. Zudem ist leider auch eine gewisse Tiefe wieder einmal nicht auszumachen.

Und auch die Inszenierung mag dem geneigten Filmkritiker teils schwer im Magen liegen. Gut, der Film hat schon ganze 36 Jahre auf dem Buckel, dennoch wirkt die Inszenierung, selbst für einen Film aus dem Jahre 1969, sehr plump und ohne Liebe zum Detail. Viel zu grobschlächtig geht es immer wieder zu, wenn Willi seine Waschmaschine durch ganz Leipzig karrt, ohne das er überhaupt weiß, wo er eigentlich hin will und der Zuschauer auch nicht so ganz dahinter kommt, was er vom den merkwürdigen Treiben halten soll.

Zudem verstrickt sich der Streifen, trotz seiner kurzen Laufzeit von gerade einmal 63 Minuten, immer wieder in Längen. Wenn sich die Kinder, am Anfang des Films, erst einmal ganze 2 Minuten darüber freuen, dass sie eine Waschmaschine gewonnen haben, dann aber dennoch aller Furze lang anfangen zu heulen, weil eben doch nicht alles nach Plan läuft, dann kommt doch schnell Langeweile auf. Zumal auch die Verfolgungsjagd durch die Stadt kaum Highlights oder interessante Vorkommnisse enthält. Hier hätte durchaus noch etwas mehr kommen dürfen.

Spaß macht das ganze Treiben da vor allem immer dann, wenn der "Weihnachtsmann" z. Bsp. ärger mit einem Pferd bekommt, dass ihm ständig nachrennt, wenn Clown Ferdinand (eine absolute Kultfigur in der DDR!) seine Späße treibt und z. Bsp. ein Motor-Roller beschimpft, weil das Gefährt nicht mehr fahren will, oder (vor allem für Erwachsene) einige nostalgische Momente aufkommen, wie z. Bsp. die schräge Kleidung von damals, die Preise (4,80 Mark für eine komplette Taxifahrt) oder auch solch illustere Figuren wie dem "Hausgemeinschaftsleitungsvorsitzenden" eines Hochhauses. Ja, dann kann man sich, trotz aller Kritik, doch noch ein Lächeln abwringen und den ganzen Spaß als gemütlichen Weihnachtsfilm der etwas anderen Art genießen. Und kleinere Kinder werden sicher sowieso grölen vor Lachen.

Zu den Darstellern sei noch gesagt, dass die Erwachsenen überzeugen, die Kinder dagegen schrecklich an den Nerven sägen. DDR-Top-Comedian Rolf Herricht ist, in seiner Rolle des "bösen" Weihnachtsmannes Willi, ganz nett anzusehen und auch so manch andere große Namen, wie Günter Schubert oder eben Jirí Vrstála aka Clown Ferdinand, sind dabei und können überzeugen. Die Kinderdarsteller sind dagegen allerdings grausam. Vor allem der damals fünf Jährige Karsten Levke ist, selbst für einen Kinderdarsteller, wirklich unglaublich schlecht und bringt einen, mit seinem ständigen, total gekünzelt wirkendem, Gelache und Geflenne schnell an den Rand des Wahnsinns. Eigentlich kein Wunder, dass man ihn danach nie wieder zu Gesicht bekommen sollte, genauso wie eigentlich all die anderen jungen Darsteller des Films. Tja, Pech gehabt!

Fazit: Recht biederes und alles in allem auch sehr dillethantisch inszeniertes DDR-Filmchen, dass zwar mit seiner ungewöhnlichen und, alles in allem, auch recht nett ausgefallenen Weihnachtsstory, erst einmal Interesse schüren kann, aber dann, durch seine banale Handlung, der sehr "gewöhnungsbedürftigen" Inszenierung, vielen Längen und den grausigen Kinderdarstellern, auch schnell wieder jedwede Filmfreude im Keim erstickt. Einige nette und lustige Ideen, sowie die Tatsachen, dass das ganze Ding auch nostalgische Erinnerungen wecken kann und, trotz aller Kritik, irgendwo als Klassiker gilt (zumindest unter den Bewohnern der ehemaligen DDR), können den Film zwar dennoch knapp unters Mittelfeld befördern, aber auch nur, wenn man wirklich viel guten Willen bereithält. Ich bin da mal so frei und vergebe 4,5 Punkte mit steigender Tendenz. Hauptgründe dafür sind hauptsächlich Clown Ferdinand und Rolf Herricht, über die ich mich schon immer köstlich amüsieren konnte!

Ansonsten aber leider ein DDR-Relikt, was man ruhig verpassen darf, selbst als nostalgischer Weihnachtsfreak!

Wertung: 4,5+/10 Punkte

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