2 Jahre nach dem großen Kobe-Beben entstand dieser Anime in unter der Leitung von Tama Production in Zusammenarbeit mit Orix und GOGO Visual Art. Das Kobe-Beben war mit 7,2 auf der Richterskala das stärkste Erdbeben seit dem großen Kanto-Beben 1923 (7,5 auf der Richterskala) und forderte ca. 5.400 Leben und machte über 300.000 Menschen obdachlos.
Doch genug zu den allgemeinen Hintergründen.
Dem Erdbeben selbst wird nämlich auch im Film keine sooo große Aufmerksamkeit zugesprochen. Kaum erfahren wir etwas über die Geschichte dieser Katastrophe, viel mehr geht es darum die „Zeit danach“ zu zeigen. Den mühsamen Weg zurück in ein normales Leben, die Verarbeitung all des Schreckens und dem Tod.
So ist „Chikyuu ga Ugoita Hi“, neben all seiner Traurigkeit, auch ein Film der Mut machen will. Der zeigen will das es einen Weg hinaus aus der Agonie und dem Leid gibt und das trotz allem auch noch Hoffnung besteht, wenn die Menschen zusammen halten und sich gegenseitig helfen.
Eine starke Rolle spielt hier vor allem der Charakter des Lehrers, der sich Aufopferungsvoll um seine Schützlinge kümmert und ihnen dabei helfen will das erlebte zu verarbeiten und so auch Vorbild für sei ist. So helfen die Kinder ihrerseits dann auch einer alten Frau die ihnen geholfen hat und nun Angst hat in das ihr zugewiesene neue Haus zu ziehen, weil sie befürchtet dort völlig allein und auf sich gestellt zu sein.
Das dabei nicht alles ein happy end haben kann zeigt der Tod Mihos, dessen, von ihm aufgerissene, Lücke sich nun mal nicht wieder schließen lässt, und der damit auch zu einem der bewegensten Momente des Films zählt, was natürlich auch von der Art und Weise wie Tsuyoshi sich ihr gegenüber verhalten hat und das sie (auch rein optisch) das liebe, netten, hübsche Mädchen der Klasse war, unterstütz wird.
Aber auch dieses, nicht wieder „gut zu machende“ Ereignis, sorgt dafür das Tsuyoshi innerlich wächst und an den schlimmen Erfahrungen reift. So erkennt er zum Ende hin selbst, das er ein Egoist war und beschließt sich und sein Leben zu ändern.
Das mag jetzt alles sehr kitschig klingen, ist es aber nicht. Allerdings verlangt der Film sehr wohl viel Gefühl und ist so mit nicht für jeden geeignet und besonders nicht für „echte, harte Männer. ;)
Allerdings ist er auch kein einziges großes Drama, an dessen Ende nur der Tod steht und jedwede Hoffnung auf Errettung für die Charaktere vergebens ist, wie zum Beispiel bei „Die letzten Glühwürmchen“. So gibt es hier und da auch schon mal die ein oder andere lustig-klamaukische Szene, die gerade älteren vielleicht etwas unpassend erscheinen mag, da der Film aber gerade auch für Kinder gemacht wurde, auf jeden Fall passend ist und den Film zwischen all der Traurigkeit auch etwas auflockert und somit (für die jüngeren) „ertragbarer“ macht.
Der Film hat dann auch einige Empfehlungen erhalten, unter anderem vom Bildungsministerium, der „Youth Film Association“, vom Bürgermeister von Tokyo, von der Regierung Osakas, der „Japan PTA“, vom „Fire Department of Japan“, sowie besonderen Unterstützung vom „Hyogo Prefecture Education Bureau“ und der Stadt Kobe und deren „Education Bureau“ selbst.
Dabei kommen im Film auch kritische Töne an eben jene Adresse zur Sprache. So stellt der Lehrer und die Klasse am Ende fest das grad im besonderen die angeblich erdbebensicheren Häuser es waren, die vielen Menschen zur Todesfalle wurden, das überall an Baustoffen gespart und Bestimmung nicht eingehalten wurden. Eine Kritik die sich besonders auch an die Stadtväter richten dürfte.
Weniger engagiert und überzeugend kommt der Film dabei auf der optischen Seite daher. Nun sind die beteiligten Studios auch nicht wirklich besonders „groß“ und man fragt sich ob es bei solch einem Film überhaupt darauf ankommt, aber ein paar Bemerkungen müssen schon sein.
So sind die Designs zwar etwas altbacken aber durchaus ganz ansehnlich und kommen noch am besten weg. Die Zeichnungen hingegen sind da schon schlechter und glänzen vor allem durch Detailarmut, was besonders bei den Hintergründen (Bäume, Häuser) auffällt. (Ein lustiger Punkt ist hier auch gleich am Anfang, als Mihos Augen für ein paar Sekunden plötzlich von braun zu blau wechseln. Sieht aus als hätte einer der Assistenten aus versehen die falsche Farbe zum colorieren genommen. ^^’)
Allerdings schwankt das auch, den besonders später, wenn man explizit Bilder der verwüsteten Stadt zeigt, wurde da etwas mehr Arbeit rein gesteckt. So hält es sich noch halbwegs die Waage.
Ganz abkippen tun dann allerdings die Animationen, die für einen Film von 1997 wirklich nicht ausreichend sind. Man könnte sie von der Qualität wohl am ehesten mit alten Serien wie Mila oder den Kickers vergleichen und ich schätze mal das es hier eher an den Mitteln als am Willen gescheitert ist. Vielleicht war auch die Zeit einfach etwas zu kurz, da der Film ja bestimmt nicht erst 5 Jahre nach dem Erdbeben erscheinen sollte. Allerdings sehen auch „Tama Productions“ andere Filme nicht unbedingt besser aus. Na ja, die Trickfilme die wir in der Schule vorgesetzt bekommen haben waren auch keine optischen Leckerbissen. Vielleicht ist das ein Fluch der alle Produktionen von staatlichem Auftrag oder Unterstützung befällt. :P
Aber hier soll es ja auch nicht um eine eye-candy Parade gehen, nur ein bisschen mehr wäre einfach schön gewesen.
Bei der Musik lässt sich dann wieder nichts schlechtes mehr sagen. Entweder kommt der Film ganz ohne aus oder es sind die typischen klassischen Klänge, die mal traurig, mal auch hoffnungsweckend klingen und gut Stimmung vermitteln und erzeugen.
Auf dem Gebiet gibt es nichts zu meckern.
So bleibt mir als abschließendes Fazit nur zu sagen das „Chikyuu Ga Ugoita Hi" trotz etwas „lahmer“ Optik ein guter Film ist, der mir sehr gut gefallen hat. Er ist sicher nicht für alle geeignet, sondern spricht eher die an die etwas gefühlvollere und traurige Filme mögen, die dürften dann aber auch ihre Freude (ja ja, komisches Wort in dem Zusammenhang) damit haben.
Anschauen lohnt sich.