Weil ihr Zug aufgrund einer Lawine in einem kleinen, europäischen Berg-Dorf festsitzt, müssen einige Reisende notgedrungen in einer überfüllten Gaststätte übernachten, wo die junge Iris Henderson die Bekanntschaft der älteren Miss Froy macht. Kurz, bevor sie am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzen kann, zieht sich Iris durch einen herabstürzenden Blumenkübel eine leichte Kopfverletzung zu, die zur Folge hat, dass sie ob ihrer Benommenheit einnickt... und als sie wieder erwacht, fehlt von der netten alten Dame, die sich so rührend um sie gekümmert hat, jede Spur und auch sämtliche anderen Fahrgäste bestreiten, sie jemals gesehen zu haben. Zusammen mit dem Musiker Gilbert Redman geht Iris dem mysteriösen Verschwinden von Miss Froy nach... und gerät so mitten in eine Spionage-Angelegenheit, denn bei der unscheinabren Gouvernante handelt es sich in Wahrheit um eine britische Geheimagentin, die wichtige Informationen an die Regierung liefern will, was einige zwielichtige Gestalten zu verhindern suchen... Die reinen Comedy-Aspekte seiner Stoffe haben Alfred Hitchcock immer schon am wenigsten gelegen (man werfe auch einen Blick auf "Immer Ärger mit Harry" und "Familiengrab") und so verwundert es einen auch nicht, dass bereits der 1938er "Eine Dame verschwindet" - obwohl damals bei Kritik und Publikum durchaus ein Erfolg - es zunächst ob der ebenso ausführlichen wie auch umständlichen Einführung seiner lustig-überzeichneten Chartaktere während der ersten zwanzig Minuten ziemlich schwer hat, den Zuschauer für sich einzunehmen. Sobald die Angelegenheit dann erstmal ins Rollen kommt und die Dame verschwunden ist, wird es allerdings auch nicht unbedingt besser, denn das Ganze gestaltet sich auch da trotz eines (wie sich herausstellen soll nur vermeintlich) pfiffigen Mystery-Plots weniger als gut laufende Spannungs-Maschine, sondern bestenfalls noch als Krimi-Getue, bei dem man nicht umhin kommt festzustellen, dass hier so einiges an Potenzial links liegen gelassen wurde. Stattdessen versucht sich Hitchcock an einigen, damals sicherlich noch als ziemlich augenfällig empfundenen Action-Einlagen, was schlussendlich in einer stocksteif inszenierten Schießerei im Finale gipfelt, die beweist, dass sowas mal echt nicht sein Ding gewesen ist. Über den Verlauf der Handlung hinweg hätten ein paar locker-leichte Gags weniger und dafür einige funktionierende Thrill-Momente mehr der Chose sicherlich gut getan, denn so manche erzählerischen Durchhänger hier sind wirklich nicht nur auf die im Laufe der letzten fast 90 Jahre veränderten Sehgewohnheiten zurückzuführen. Aber immerhin: Auch wenn er für mich generell über Wert gehandelt wird, bedeutet das nicht, dass "Eine Dame verschwindet" nicht doch seine Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen hätte... nicht so tiefe wie "Das Fenster zum Hof", "Psycho" oder "Die Vögel", aber für die gelegentliche Variation der Story oder 'nen filmischen Neuaufguss hat es doch gelangt (wie beispielsweise das ziemlich beschissene Jodie Foster-Vehikel "Flightplan - Ohne jede Spur" von 2005)...
5/10