03.12.2007
Im Jahr 2003 wurde das Martial Arts Universum kräftig aufgemischt. Die
thailändische Filmlandschaft war bis dato in zwei Extreme gespalten.
Neben kleinen, feinen Filmen wie „Tears of the Black Tiger“ oder „Last
Life in the Universe“ überzeugte das andere Extrem durch unsagbar
dumme, billige Horror- oder Actionstreifen.
Weitesgehend unbeobachtet vom Rest der Welt frönte Thailands Filmkunst
ein unauffälliges Nischendasein. Dann kam der Paukenschlag. „Ong Bak“
erschien aus dem Nichts und nachdem Luc Besson den Streifen auf
westlich orientierte Sehgewohnheiten gestutzt hatte, trat die
Kloppertruppe mit Tony Jaa an der Spitze seinen weltweiten Siegeszug
an. Nebenbei räumte Tony Jaa auf den Weg in den Kampfsport-Olymp alle
Martial-Arts Ikonen der letzten 25 Jahre aus dem Weg. Ausnahmslos alle
Actionhelden verblassen ob der Kampfkunst eines Jaa.
2 Jahre Produktionszeit hat es gebraucht, bis Prachya Pinkaew seinen
Schützling erneut auf böse Buben losgelassen hat. Nebenbei hat Tony Jaa
einen neuen Muay Thai Stil entwickelt, anstatt auf Statuen- geht es
jetzt auf Elefantensuche und der Schauplatz wurde auf Sydney verlagert.
„Tom Yum Goong“, übrigens eine thailändische Suppe, ist ein
Action-Feuerwerk, das seinen Vorgänger in allen Bereichen übertrifft.
Die Kämpfe sind spektakulärer, der Film ist weitaus aufwendiger und
leider auch viel dümmer. Sei es die Transe, die sich in der
Verbrecherorganisation in die Führungsspitze giftet oder der Sidekick
Mark (Petchtai Wongkamlao ), der als australischer Quotencop nur mit
massiven Problemen bei der Artikulation englischer Wortlaute auffällt.
Die Nebenstränge und Lücken zwischen den Fights funktionieren nur als
Signalwirkung, kaltgestellte Biervorräte am Sitzplatz aufzufüllen. Die
erste halbe Stunde langweilt und es kommt lediglich Fernweh auf, denn
die Landschaften Thailands sind wunderschön fotografiert. Aber da wir
es mit einem fernöstlichen Kampfsport-Klopper zu tun haben, liegt das
Augenmerk auf den Kämpfen.
Die Kampfszenen kommen ohne Wirework oder Stuntdoubles aus und sind
einfach atemberaubend. Visuelle und kampfsporttechnische Highlights
sind dabei die Kirchenszene mit dem Capoeira-Fighter, das fröhliche
Knochenbrechen, wo mittels Griff- und Hebeltechnik ca. 30 bis 40 Leuten
sämtliche Knochen und Gelenke verdreht werden und die Sequenz im
mehrstöckigen Gebäude. Letztere ist sowieso einmalig, da sie mit über 4
Minuten die längste „Ohne - Schnitt“ – Actionszene weltweit ist – und
die coolste zudem auch noch.
Aus den Anfängerfehlern „Ong Bak’s“, jede abgefahrene Aktion dreimal zu
wiederholen, haben die Macher gelernt, und so wirken die Kämpfe noch
besser und runder. Damit hat Tony Jaa die Meisterprüfung bestanden und
das Motto lautet: Hirn aus, die Frauen an den Herd und die Scheibe in
den DVD-Player. Die deutsche DVD ist jedoch völlig unbrauchbar, weil
sie leider eine immens verstümmelte Fassung enthält. Alternativ gibt es
auf dem englischen Markt oder in Hong Kong die ungeschnittene Version.
„Tom Yum Goong“ ist übrigens der erste thailändische Film, der es am
Startwochenende in die Top 5 der amerikanischen Kino-Charts geschafft
hat. Und sollten Regisseur und Tony Jaa es schaffen, eine halbwegs
vernünftige Geschichte um die Kämpfe zu stricken, dann prügeln sich die
Beiden geradewegs in den Actionhimmel. Wir warten auf den neuen Streich
„Sword“!