6.5 / 10 Punkten ist Cello locker wert und damit eine Empfehlung zum Anschauen. Dass es für eine sehr gute Bewertung nicht gereicht hat, liegt auch an der deutschen Synchronisation, die zwar nicht herausragend schlecht realisiert wurde, aber einem asiatischen Film nun eben doch per se ein wenig die Stimmung raubt. So kann ich leider nicht nachvollziehen, ob sich im Original die Dialoge auch desöfteren auf small talk Niveau bewegen. Die deutsche Synchro scheint(!) lediglich die relevanten Inhalte wiederzugeben, ohne dass weitere Informationen transportiert werden, wie z.B. Emotionen, Untertöne, usw., welche bei Kommunikation nun einmal eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielen, wie das eigentlich Gesagte. Möglicherweise ist die fremdländische Mentalität, Symbolik, Körpersprache, &ct. aber auch einfach nicht nachvollziehbar für einen Westeuropäer.
Kein wesentliches shortcoming von "Cello" also, sondern vielmehr eine grundsätzliche Problematik bei der Eindeutschung asiatischen Kinos.
Natürlich ist "Cello" kein hammerhartes Horror-Kino, sondern vielmehr eine klassische Geistergeschichte, also eine Art Drama mit übersinnlichen Elementen und einigen wenigen Schocks. Positiv aufgefallen ist mir das relativ flotte Erzähltempo, welches im Vergleich zu den meisten europäischen, oder gerade auch US-Filmen des Gruselfilmgenres immer noch lahmarschig wirkt; gegenüber anderen Asia-Gruslern jedoch geradezu flott und straff erscheint.
Die Erzählweise ist ein wenig komplex, da bisweilen mit Rückblenden gearbeitet wird. David Lynch ist es zwar nicht, was dann unterm Strich rauskommt, aber man muss schon die Augen und Ohren spitzen, um die Zusammenhänge auf die Reihe zu bekommen. Ich fürchte, dass aufgrund der bereits erwähnten Synchronisationsproblematik auch viele Feinheiten untergehen, bzw. verborgen bleiben, die für zusätzliche (Gänsehaut-)Stimmung sorgen könnten. Der dramatische Höhepunkt ist schon ziemlich heftig und sollte einem nahe gehen, wenn man nicht durch plakative Schlachtfeste aus dem blood & gore Bereich bereits so abgestumpft ist, dass man das Unspektakuläre mit dem Harmlosen verwechselt.
Die story ist insofern recht originell, da es sich nicht um den tausendsten "Ring"-Clone handelt, mit einem verwunschenen Geisterhaus und den üblichen Klischees. Vielmehr ist das rachsüchtig Übernatürliche in das Beziehungsumfeld der Hauptdarstellerin eingebunden und möglicherweise ließe sich die Tragödie auch auf psychoanalytische Weise erklären, wenn nicht sogar aufklären. So ist "Cello" auch eine Abhandlung über die Macht des (schlechten) Gewissens. Die Auflösung läßt den Zuschauer ambivalent zurück, d.h. jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er mehr einer übernatürlichen, oder eher einer psychologisch-rationalen Erklärung zugeneigt ist. Wirklich tiefgründig angelegt sind die Protagonisten allerdings nicht, eine differenzierte Verhaltensstudie bietet "Cello" daher nicht.
Sehenswert ist "Cello" auf jeden Fall, wenn man nicht gerade eine Abneigung gegen das asiatische Kino hat, oder durch die eigene Erwartungshaltung auf etwas völlig anderes eingestimmt ist, als "Cello" bieten kann.