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Was war das damals für ein Skandal, als der „Schulmädchen-Report“ im Kino lief. Schonungslose Einblicke in das Sexualleben von 14-, 15- und 16-Jährige versprach der pseudodokumentarische Film 1970 und sorgte für heftige Proteste. Heute verwundert das Theater um den Film: der „Schulmädchen-Report“ ist in den „Erotik“-Szenen harmlos ohne Ende und lebt die Verklemmtheit, gegen die er eigentlich eintritt, in ungelenken und nahezu prüden Korpulations-Szenen aus. Umso verwunderlicher, dass dieser Film auf dem Index der jugendgefährdenden Filme steht, während deutlich zeigefreudigere Filme wie „Ken Park“ oder „Intimacy“ auf DVD frei verkäuflich sind.

Zur Story: Bei einer Sitzung des Elternbeirates soll über den Schulverweis von Renate entschieden werden, welche bei einer Exkursion mit dem Busfahrer in flagranti erwischt wurde. Doch der Sexualforscher Dr. Bernauer (Günther Kieslich) schildert anhand zahlreicher Beispiele in kurzen Episoden, dass nicht nur Renate im Teenageralter seltsame sexuelle Verhaltensweisen an den Tag legt…

Sex mit dem Stiefvater, Verführung des pflichtbewussten Bademeisters, Masturbation im Kinderzimmer – das sind nur einige der Episoden, welche mit etwas nackter Haut einen handfesten Skandal provozieren wollten. Obwohl der „Schulmädchen-Report“ nach dem gleichnamigen Buch von Günther Hunold verfilmt wurde, dient die Story doch eher als Vorwand für ein bisschen Fleischbeschau. Dabei geht es nie über das Prädikat „Erotik“ hinaus – harter Sex ist vollkommene Fehlanzeige. Dabei verrät der mäßig talentierte Regisseur Ernst Hofbauer mit harmloser Alibi-Erotik seine eigenen Ideale, mit dem Film aufklären zu wollen und Erwachsene aufzufordern, für den Sexualtrieb von Jugendlichen Toleranz zu üben. Die kurzen spielfilmartigen Episoden werden unterbrochen von durchgeführten Straßenumfragen zum Thema Sexualverhalten, die dem Film ein hohes Maß an Authenzität garantieren sollen. Die Mischung aus Spiel- und Pseudo-Dokumentarfilm gelingt jedoch nicht und wirkt heute ob der „Skandalösität“ nur noch unfreiwillig komisch. Mit Sätzen wie „Die Wahrheit hört keiner gern, aber wir wollen doch nur die Wahrheit.“ zaubert der trashige Film beim Zuschauer der heutigen, aufgeklärten Gesellschaft nur noch ein müdes Lächeln hervor. Die Darstellerleistungen sind auch eher schlecht als recht, nur taugt der Film als witziges und skurriles Zeitdokument.

Fazit: Harmloser, pseudodokumentarischer Erotikfilm aus der frühen Zeit „freier Liebe“. Heute ist der damals skandalöse „Schulmädchen-Report“ angestaubt, versprüht aber in gestelzt wirkenden Dialogen unfreiwillige Komik und verklemmt wirkenden Erotik-Szenen trashigen Charme. Der Film „hat was“ und genießt heute Kult-Status, kommt aber nicht über den Eindruck eines etwas anderen, skurrilen Zeitdokuments auf unteren, aber unterhaltsamen Niveau hinaus.

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