Der Horrorsommer 2005 war bisher schwach, die Welle wirklich guter und innovativer Horrorfilme versiegte schon 2004 merklich und der Boom scheint vorbei. In diesem Jahr soll es sogar bis auf eine Ausnahme keinen Horrorfilm in den südkoreanischen Kinos geben, das Genre soll für 2008 mal eine Auszeit nehmen und sich erneuern. Einen einfach nur sauber inszenierten und technisch einwandfreien Film zu präsentieren reicht nicht mehr um die Kinokassen klingeln zu lassen ; die Leute wollen Innovationen aber auch immer heftigere Bilder vorgesetzt bekommen.
Horror ist eben nicht gleich Horror und auch wenn das für Slasherfilme wohl gelten mag, die Möglichkeiten Angst im Menschen auszulösen sind nahezu unendlich und die Assoziation mit Gegenständen in diesem Zusammenhang ebenfalls. Es gab schon besessene Handys und verwunschene Schuhe, es gab Seelenwanderungen ohne Ende und alles immer mit diesen schwarz langhaarigen asiatischen Mädchen verknüpft, die sich finster und böse dreinschauend halt exzellent als Geist eignen. Gerade in dieser Situation kommt ein Film daher, der auf lange schwarze Haare setzt und eine Perücke als besessenes Objekt in den Raum stellt. Ein prima "Scary Movie" aus Südkorea hätte das werden können, als wirklich ernsthaft gemeinter und mal wieder optisch und technisch einwandfrei produzierter Film kommt er leider zwei Jahre zu spät um noch von den Sitzen zu reissen. Das Regiedebut von Won Shin-yeon ist nicht zu verachten und mit Sicherheit für Fans auch einen Blick wert, nur der anspruchsvolle Horrorfan wird nichts aber auch garnichts Neues und Innovatives entdecken können.
Die bedauernswerte Su-hyeon ( gespielt von Chae Min-seo ) leidet unheilbar an Blutkrebs und wird unweigerlich sterben. Ihre Haare sind schon ausgefallen und sie wartet auf ihr Ende. Ihre ältere Schwester Ji-hyeon ( gespielt von Yu Seon ) möchte ihr ein würdevolles Sterben zuhause ermöglichen und holt sie somit aus dem Krankenhaus ab. Sie schenkt ihr eine Perücke, möchte ihren Seelenzustand damit verbessern und ihr ein wenig optische Schönheit zurückgeben.
Tatsächlich verbessert sich aber nicht nur das äusserliche Erscheinungsbild von Su-hyeon, auch ihre Krankeitssymptome verschwinden durch diese Perücke und selbst Ji-hyeon´s Freund Ki-seok ( gespielt von Bang Moon-soo ) ist vor dem neuen Lebensmut der wundersam auferstehenden Su-hyeon nicht lange sicher.
Su-hyeon fühlt sich immer unwohler in ihrer Haut und nachdem sie durch einen Unfall auch noch ihre Stimme verliert, wird es für sie immer schwieriger mit ihrer Schwester fertig zu werden.
Ist wirklich an allem diese Perücke schuld und wenn ja warum?
Die Story also total neu und völlig unvorhersehbar, die Auflösung nach richtig guten 70 Minuten dann in zwei Minuten und der Zuschauer sitzt vor vollendeten Tatsachen. Das Ende wird ziemlich gezogen und ist teilweise unfreiwillig komisch, die Dialoge alle schon gesehen und selbst die Schreckmomente sind mit der heissen Nadel gestrickt und vorhersehbar.
Die Schauspieler mühen sich redlich und die beiden Schwestern sind ein gutes Paar, ihr Verhältnis und ihre Dynamik werden gut ausgearbeitet. Zum Glück legt der Film darauf mehr Wert als auf mehr dieser ausgelutschten Geistereffekte in irgendwelchen Spiegeln und in Toilettenräumen. Der männliche Part dabei ist zu vernachlässigen, Bang Moon-soo fällt kaum auf wäre mal besser eher der Perücke zum Opfer gefallen.
Also bleiben mal wieder die schöne Kulissen, Zimmer wie aus einem Puppenhaus eingerichtet, einige sehr interessante Kamerawinkel und eine sehr schöne Grundstimmung. Wie gesagt vor zwei Jahren wäre das noch ausreichend gewesen, im Jahr 2005 kamen ganze 545000 Zuschauer in die Kinos. Damit hat er den noch später kommenden "Cello" klar geschlagen aber nur "The red shoes" knackte im Sommer 2005 die Millionenmarke. Zuwenig für ein Genre das zu den Zugpferden der asiatischen Kinoindustrie gehört.
Ganz eben gebe ich noch 6 Punkte, einmal weil die ersten 70 Minuten wirklich schön anzusehen sind und weil die beiden weiblichen Schauspielerinnen überzeugend spielen.