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Die Macht des Öls über die Weltpolitik - das ist das Thema dieses hochbrisanten, mit Größen wie Matt Damon und George Clooney top besetzten Thrillers. Die Story kompakt zusammenzufassen, ist beinahe unmöglich: Es geht um einen CIA-Agenten, der im Nahen Osten unterwegs ist und unversehens in ein Ölkomplott verstrickt wird; einen amerikanischen Wirtschaftsagenten, der den Erfolg seiner Geschäfte über sein heiles Familienleben stellt; es geht um junge Männer, die in die Fänge fanatischer Extremisten geraten; und nicht zuletzt geht es um illegale Machenschaften in den höchsten Wirtschaftskreisen, um als Sieger aus dem Rennen um neue Ölquellen hervorzutreten.


Diese anfangs weit voneinander entfernten Handlungsstränge verknüpft "Syriana" mit einer beeindruckenden Ausdauer und Stringenz. Wenn sich am Ende die Entscheidungen dutzender Menschen von allen Ecken der Welt in einem Moment kreuzen, dann spürt man etwas davon, was das Wort Schicksal wirklich bedeutet.

Der Weg hin zu diesem tragischen Finale ist allerdings hoch kompliziert: Mit mehr als 70 Sprechrollen fährt der Film ein kaum zu überblickendes Figurenarsenal auf, die allesamt auf die unterschiedlichste Art und Weise mit Geschäften rund ums Öl zu tun haben. In knapp zwei Stunden wird hier ansatzweise die Komplexität der weltpolitischen und wirtschaftlichen Bedeutung dieses Rohstoffes aufgeschlüsselt. Das setzt beim Zuschauer jedoch eine gehörige Portion Vorwissen rund um aktuelle weltpolitische Vorgänge voraus. Wer mit den komplizierten Wirtschaftsbegriffen nicht zumindest ein wenig vertraut ist, läuft schnell Gefahr, den Faden zu verlieren. Den Versuch, die Komplexität unserer heutigen Welt aufzuzeigen, in allen Ehren - doch vielleicht hätte man hier etwas mehr Rücksicht auf das Publikum nehmen sollen.

Andererseits hat "Syriana" auch den Mut, in brutal ehrlichen Worten die verlogene Ideologie der westlichen Welt anzuprangern, die Entwicklungsländer nur als Mittel zur Vermehrung des eigenen Reichtums betrachtet. Wie hier fehlgeleitete westliche Politik, Korruption und Geldgier zu Terror und Tod führen kann, veranschaulicht der Film auf nachhaltige Weise. Doch bei aller politischen Brisanz verliert er dabei auch nie seine Figuren aus den Augen: Die Kamera bleibt meist sehr nah an den Gesichtern der Agierenden und zerbrechende Familien werden als ebensolche Katastrophen dargestellt wie Terroranschläge und Firmenpleiten. Die sehr gut eingesetzte Musik unterstreicht diese dramatischen Aspekte wunderbar.

Auch wenn "Syriana" also zu jenen Filmen gehört, die man sich unbedingt mehrmals ansehen sollte, um ihre volle Bedeutung zu erschließen, lohnt sich diese Mühe: Selten wurden Politik, Wirtschaft, Verbrechen und Moral in einem so komplexen, intelligenten Mosaik dem breiten Publikum präsentiert. Damit stellt er ein wichtiges Stück Aufklärung über den Zustand unserer Welt dar.

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