Angefangen hat alles mit Chris Columbus. Er war es, zusammen mit einigen Potter-begeisterten und natürlich geldsüchtigen Produzenten, der die Idee hatte, die wohl erfolgreichste und beliebteste Kinder-Fantasy-Roman-Reihe aller Zeiten, auf die Leinwand zu adaptieren. Mit dem märchenhaften, knallbunten "Harry Potter und der Stein der Weisen" schuf er dabei einen Meilenstein in der fantastischen Familienunterhaltung. Nur ein Jahr später schickte er den Zauberlehrling und sein Freunde in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" dann bereits in das nächste Abenteuer, welches schon ne gehörige Portion heftiger als sein Vorgänger war und hierzulande nur im Pay-TV ungeschnitten zu sehen ist. Danach übergab Columbus den Zauberstab an den Mexikaner Alfonso Cuarón, der aus dem Familienmärchen nun entgültig ein düsteres und bedrohliches Fantasyspektakel zauberte, das dann selbst die letzten Potter-Hasser zufrieden stellen sollte und höchstens bei kleineren Kindern auf Missmut stieß, "Harry Potter und der Gefangene von Askaban". Nun, im Jahre 2005, sollte es erstmalig ein Brite sein, der auf dem Regie-Thron Platz nahm, und auch gleich ankündigte, seinen Film noch einmal um ne ganze Ecke düsterer zu machen. Die Angst war also groß, dass nun Charme und Humor, die im dritten Teil ja, trotz aller Düsternis, noch hervorragend funktionierten, völlig abhanden kommen würden und die Kritik einer großen deutschen TV-Zeitschrift bestätigte dies auch. Doch im Endeffekt ist das ist alles Quatsch, wenn ihr mich fragt. Denn nach Ansicht des Streifens kann ich, trotz einiger Skepsis im Vorraus, nun sagen, dass auch "Harry Potter und der Feuerkelch" alles besitzt, was man von einem HP-Film erwarten darf und das auch beim vierten Abenteuer alle Voraussetzungen erfüllt werden, für eine volle Punktzahl!
"Harry Potter und der Feuerkelch" dürfte wohl nun entgültig die kindische Naivität (nicht negativ gemeint) der ersten Teile abgelegt haben und bietet ein düsteres, packendes und höchst atmosphärisches Fantasy-Spektakel der Sonderklasse. Da ich das Buch nicht kenne, kann ich auch dieses mal wieder keine Vergleiche bringen, doch die Filmstory zum Feuerkelch-Streifen ist wieder beachtlich und zu keinem Zeitpunkt langweilig oder unausgegoren. Buchkenner werden zwar sicher wieder einige Sachen schmerzlich vermissen, doch wer das Buch nicht kennt wird begeistert sein und die ein oder andere (kleinere) Logiklücke locker übersehen können. Dieses mal muss sich Harry in einem Turnier messen, in dem sich nur die Besten der Besten zusammenfinden, um in drei gefährlichen Wettbewerben ihr Können zu zeigen und ihrer Magie freien Lauf zu lassen. Doch nicht nur das Turnier macht Harry sorgen, auch der dunkle Lord Voldemort, der hier erstmalig seine hässliche Fratze zeigt, bereitet Harry Kopfzerbrechen. Nun heißt es also erneut Können und Mut zusammen zu nehmen und Hogwarts einmal mehr zu beweisen, dass es keinen Besseren als Harry geben kann. Die Story ist, wie schon bei den Vorgängern, einfach sensationell und beherbergt wirklich alles, was man erwarten kann, egal ob Buchkenner oder nicht. Es gibt neue Figuren, fantastische Begebenheiten, den gewohnten Harry Potter-Charme, den Witz (ja wirklich!) und ein Szenario das nun düsterer kaum noch sein kann.
Denn wo beim Vorgänger schon dunkle Wolken über Hogwarts schwebten, so umgeben sie dieses mal das Gebäude ohne eine einzige Lücke und nehmen das Geschehen vollkommen in ihren Bann. Richtig hell wird es nie, den ganzen Film über ist das Treiben in dicke, dunkle Gewitterwolken gehüllt, die erst ganz am Schluss ein wenig weichen wollen. Was in diesem Streifen an Regen auf die Erde prasselt, dürfte einem Ozean gleich kommen. Aber auch im Schloss ist es nur selten hell, wenn man auch nicht auf den, schon angesprochenen, Witz und Charme von Potter und Co. verzichten muss. Wie es sich für jeden normalen Teenager gehört, so kommen natürlich auch Harry und seine Freunde in die Pubertät, die hier präsenter den je ist und immer wieder für feine Lacher zuständig sein kann. Allen voran sind dafür zuständig, der ewige Schussel und Pechvogel Neville Longbottom und natürlich Harrys Freund Ron, der auch nicht gerade zu den größten Glücksteufeln gehört, auch wenn er vielleicht noch derjenige ist, in den man sich am besten hineinversetzen kann. Wenn der gute Ron einigen scharfen Hexen-Bunnys hinterher schwärmt, errötet wenn er von einem Mädchen auch nur auf die Wange geküsst wird, oder den sturen, eifersüchtigen Bock herausgehrt, als er erfährt, dass Harry zum Turnier darf bzw. sieht, dass Hermine mit einem anderen Jungen als ihn auf den Ball geht, dann kann man sich das Lachen manchmal absolut nicht verkneifen. Dazu natürlich auch Harrys erste Anmach-Versuche und vieles mehr. In den ersten 1 1/2 Stunden gibt es wirklich einiges zu Lachen, auch wenn das eigentliche Geschehen dabei natürlich nie aus den Augen verloren geht.
Denn außer vom Humor gibt es auch von einem riesigen Spannungspotenzial zu berichten, dass bis zum bitteren Finale nicht aufhören will. Der Ablauf des Turniers wurde, wie sicher auch im Buch, sauber über den ganzen Film verteilt, verknüpft mit einigen Rätseln und Wendungen. Wer das Buch nicht kennt, der dürfte doch so einige Male große Augen bekommen, wenn wieder einmal etwas passiert, was man so sicher nicht voraus gesehen hat. So ist z. Bsp. der Ausgang des zweiten Turniers doch sicher schon für einige Überraschungen gut und das am Ende mal wieder einer der Guten in Wirklichkeit auf der Seite des Bösen steht, ebenfalls. Außerdem gibt es beim "Feuerkelch" auch einige gar traurige und dramatische Szenen zu betrachten, die man so wohl ebenfalls nicht erwartet hätte. Einige Zuschauer mit einem weichen Herzen dürften jedenfalls eine Träne im Knopfloch verlieren, so dramatisch geht es in einigen der letzten Minuten zu.
Sowieso sind die letzten gut 50 Minuten das "Ah und Oh" des vierten Potter-Streifens. Denn zum ersten Mal dürfen wir nun in das Gesicht des dunkelsten und abscheulichsten Zauberer aller Zeiten blicken: Lord Voldemort. Der Kampf zwischen ihm und Harry Potter, der wohl eher zufällig leicht an die Star Wars-Filme erinnern mag, ist absolut schaurig ausgefallen und vom anfänglichen Humor ist nun überhaupt nichts mehr zu spüren. Regisseur Mike Newell, der schon von vorne herein anmerkte, dass das Buch einen idealen Stoff für einen Thriller abgibt, leistet hier nun wirklich volle Arbeit und haucht eines der wohl dunkelsten Harry Potter-Kapitel überhaupt, in ein bedrohliches Licht, das einen plötzlich in einen Eisklotz zu verwandeln vermag, sei es auch noch so warm im Kino. Kleinere Kinder jedenfalls sollten von diesem Potter-Streifen entgültig Abstand halten und Eltern, die ihre 6-11 Jährigen Sprösslinge mit in diesen, vollkommen zurecht, ab 12 Jahren freigegebenen Fantasystreifen schleppen, müssen sich danach nicht wundern, wenn ihre Kiddies noch ne ganze Zeit lang verängstigt vor sich hinvegetieren werden. Einen schauderhafteren Familienfilm hat es wohl schon lange nicht mehr gegeben. Nicht einmal der Lemony Snicket-Streifen erreichte diese Düsternis, die hier in der letzten Stunde herrscht.
Grund für diese eisigkalte Düsternis sind aber nicht nur das Skript und die Umsetzung an sich, sondern auch das Drumherum, das von vorne bis hinten gelungen ist. Hogwarts sah z. Bsp. noch nie besser und gespenstischer aus, als wie hier. Alt und rustikal, dabei in jedem Moment absolut glaubwürdig, erkennt man das sonst so prächtige Gebäude kaum wieder. Dazu die wunderbare Arbeit der Kostümbildner, die zum einen einige wunderbare Schuluniformen herbeigezaubert haben, zum anderen aber auch wieder alle in beste natürliche Kleidung hüllen. Und wenn es dann zum großen Weihnachtsball geht, dann sehen Harry und (vor allem) Hermine so gut aus wie noch nie, wobei auch Rons zerfleddertes Ballkostüm etwas an sich hat. Dazu dann noch die geniale Kostüme der gruseligen Todesser, die wirklich wunderbar düster aussehen und die Todesser bestens zur Geltung bringen. Besser hätte es kaum sein können.
Doch was wäre ein Film ohne seine akustische Untermahlung? Im Gegensatz zu den Vorgängern wurde dieses mal ein neuer Komponist verpflichtet, der seine Sache aber ebenfalls verdammt gut macht und seinem Vorgänger, dem verehrenswerten John Williams, zu jedem Zeitpunkt ebenbürtig ist. Patrick Doyle untermahlt das Geschehen mit einem absolut feinen Klang, der sich hören lassen kann. Während am Anfang noch das, uns allen bekannte, Potter-Theme spielt, erklingen schon bald wesentlich brachialere und kernigere Klänge, die das Geschehen zu jedem Zeitpunkt begreifbar machen. Vor allem im Showdown kann Doyle die Qualität seiner Musik voll ausspielen und macht das Geschehen dadurch nur noch packender und ergreifender. Aber auch die Sound-Designer müssen gelobt werden, die wirkliche alle Arbeit abliefern, um den Film durchgehend zu einem Ohren-Schmaus zu machen. Absolut Fabelhaft!
Dann natürlich noch einige Special Effekts der absolut cremigsten Sorte. Während im Vorgänger die SFX nicht immer unbedingt die Besten waren, so kann man hier nun endlich wieder von einer Qualität Marke ILM sprechen. Die Auferstehung des Lords ist absolut fabelhaft ausgefallen und wirkt zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig, im Sinne der Fantasie. Dazu dann noch ein in sich zusammenfallendes Labyrinth, grandiose Feuereffekte und ein Feuerkelch, dessen Flamme in jeder Hinsicht unglaublichen Respekt ausstrahlt. Schlechte Computereffekte kann man hier jedenfalls mit der Lupe suchen, es wird eigentlich durchgehend nur Top-Ware abgeliefert.
Last but not least müssen dann aber auch noch die Darstellerleistungen erwähnt werden, die ebenfalls wieder einmal absolut zum Besten gehören, was man dieses Jahr auf der Leinwand erblicken durfte. Da wären zum einen natürlich die "Kiddies", die hier nun allerdings entgültig in den Bereich der erwachsenen Darsteller gestellt werden müssen. Radcliffe gibt wieder einmal einen absolut grandiosen Potter ab, der sich zu jedem Zeitpunkt sehen lassen kann. Des weiteren Rupert Grint, der älteste der Drei, der Ron nach wie vor herrlich schiessig, naiv und doch liebenswert darstellt, während einem, bei der gerade einmal 15-jährigen Emma Watson, hier wirklich die Augen übergehen dürften. Nicht nur das sie wirklich eine verdammt niedliche Jungdarstellerin ist, sie kann auch wirklich hervorragend schauspielern.
Bei den Großen stechen dann auch wieder die üblichen Verdächtigen hervor, die man aber eh immer wieder gerne sieht. Michael Gambon ist als Albus Dumbledore, wieder einmal, einzigartig, auch wenn er dem großen Richard Harris nicht ganz das Wasser reichen kann. Maggie Smith gibt wieder die durch und durch sympathische Minerva McGonagall zum besten und zeigt einmal mehr was es heißt, zur absoluten Top-Elite der britischen Darstellerinnen zu gehören. Warwick Davis ist ebenfalls wieder mit von der Partie, als leicht veränderter Filius Flitwick. Auch er bringt Leistungen, die weit über seine eigentliche Größe hinaus gehen. Als schmierigen Severus Snape darf man einmal mehr Alan Rickman bewundern und natürlich Robbie Coltrane als gemütlicher Wildhüter Rubeus Hagrid.
Als Gäste sind dieses mal u.a. Brendan Gleeson als Wackelauge Alastor Moody dabei, Roger Lloyd-Pack als Barty Crouch und zum zweiten mal ein grandioser Jason Isaac als Lucius Malfoy. Größter und bester Gast dürfte allerdings Ralph Fiennes sein, der als Lord Voldemort wirklich alle an die Wand spielt. Seine Freude diese Rolle spielen zu dürfen, spürt man zu jedem Zeitpunkt seines Auftretens. Auch wenn er unter der Maske kaum zu sehen ist, so kann man nur hoffen, das er den dunklen Lord auch in Zukunft spielen wird. Einen besseren dürfte man kaum ausfindig machen!
Fazit: Grandioser 4. Teil der Harry Potter-Saga, der wieder einmal alles bietet, was man von einem Harry Potter-Film erwarten darf. Eine grandiose Story, die maximal Bücherkenner als stark lückenhaft empfinden könnten, umgesetzt mit viel Charme, Spannung und Humor und einer Düsternis-Note, die sich, vor allem im Finale, mehr als nur gewaschen hat. Eingehüllt in grandiosen Kulissen, fantastischen Kostümen und einer Sounduntermahlung, die man zu jedem Zeitpunkt nur als absoluten Ohrenschmaus empfindet kann. Wesentlich besser hätte man diesen, fast 800 Seiten dicken, Wälzer sicher nicht umsetzen können. Ich für meinen Teil gebe jedenfalls mit Freude erneut die volle Punktzahl und hoffe inständig, dass es David Yates auch mit der Umsetzung des 5. Bandes, dem angeblich wohl schwächsten Teil der Buch-Reihe, wieder schafft!
Also dann Harry, wir sehen uns spätesten 2007 wieder, in "Harry Potter und der Orden des Phoenix"!
Wertung: 10/10 Punkte