Ein altes Sprichwort sagt: "Bei Geld hört die Freundschaft auf." Vielen von euch, wie auch mir, ist das schon passiert. In meinem Fall dachte ich eigentlich immer, dass mir das nie passieren könnte, da die Leute mich wegen meines Charismas, meines guten Aussehens und meines dicken, langen Penis verdammt gut leiden können - mein Spitzname "Pony" kommt ja nicht von ungefähr. Bei mir ging es jedoch nur um kleinere Geldbeträge.
Wenn es jedoch um eine große Erbschaft geht, wird nicht selten Zyankali "aus Versehen" als weitere Zutat für Opa´s Lieblingssuppe beigemischt. In anderen Fällen verwandelnen sich die vermeintlichen Erben auch mal in wilde Bestien, denen alle Mittel recht sind, um an die große Knete zu gelangen.
Dieses Thema nimmt Jonathan Lynn mit seinem "Greedy" auf die Schippe. Der Geburtstag von dem alten, schwerreichen Onkel Joe (Kirk Douglas) steht wieder an. Wie üblich wird der Geburtstag in Joe´s Villa gefeiert und die ganze geldgierige Verwandschaft rückt an. Onkel Joe ist zwar mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt, ist aber auch noch ganz der Herr seiner eigenen Gedanken, was die Verwandschaft natürlich nicht so dolle findet, da sie alle sehnlichst den Tod des alten Kauz herbeiwünschen.
Der Schock für die liebe Verwandschaft wird noch größer, als Joe seine neue Krankenschwester Molly (Olivia d´Abo) vorstellt, die nicht nur jung und sexy ist, sondern in der Villa wohnt und sich 24 Stunden um Opi kümmert. Als Joe dann noch andeutet, dass er sein ganzes Vermögen Molly vermachen will, bricht Panik unter den Angehörigen aus. Sie treiben ihren "letzten Trumph" Daniel (Michael J. Fox) auf, der der einzige in der ganzen Familie ist, der von Joe große Sympathie genießt. Daniel hat allerdings nicht vor, Joe das Geld abzuluchsen. Oder spielt er auch falsch und verfolgt seine ganz eigenen Ziele?
Natürlich kann man "Greedy" als belanglose, seichte Komödie abtun, doch für mich persönlich ist der Film mehr als nur das. Das liegt in erster Linie an der Anwesenheit von Michael J. Fox, das Idol meiner Jugend (damn, ich habe bis heute kein Hover-Board). Und auch die moralischen Grundwerte, die im Film eine große Rolle spielen.
Es ist schon herrlich mitanzusehen (und Parallelen zu anderen realen Bekannten oder Verwandten zu bemerken), wie sich die verschiedenen Familien alle edler und besser darstellen wollen wie die anderen und sich dabei für Außenstehende völlig zum Affen machen. Es wird auch kein Fettnäpfchen ausgelassen, jeden Fehltritt oder Missgeschick der übrigen "Gäste" zum Hauptthema des Abends erzwingen zu wollen - schließlich könnte sich ja jederzeit das Testament ja noch einmal ändern und der prozentuelle Anteil für verschiedene Familien steigen oder fallen. Hier zählt nur das Motto: Egal wie tief man sinken muss, und wenn man mit dem ganzen Kopf im Arsch des Verwandten steckt und der Schleim aus jeder Pore trieft, hauptsache Geld, Geld und nochmals Geld.
Die ganze Chose wirkt nichtmals aufgesetzt, da sich manche Heinis im wahren Leben genauso bzw. noch viel schlimmer benehmen. In der Realität ist leider der Opa nicht immer so fit im Kopf wie der von Kirk Douglas verkörperte Charakter. Dieser durchschaut natürlich die Erbschleicher und spielt mit ihnen das Spiel mit. Der Zuschauer bekommt das alles mit, wo der Hase herläuft, bis mit Michael J. Fox ein ebenbürtiger "Gegner" auf der Matte steht. Von da an kann man höchstens noch raten, ob Liebe, Zuneigung und Loyalität echt oder nur gespielt sind. Kann Joe wenigstens Daniel vertrauen, oder stellt sich dieser nur geschickter an und ist im Endeffekt auch nur auf das Vermögen aus?
Das Schlusskapitel endet auf jeden Fall überraschend, vor dem finalen Twist wird auch eindrucksvoll gezeigt, wie Menschen drauf sind, wenn erstmal die Masken gefallen sind. Das Finale endet etwas kitschig und nahezu schon "märchenhaft", was viele von euch wohl zum Abkotzen bringen wird, aber mir genau die richtige Dosis Gefühlsschmalz mit auf den Heimweg gibt.
Für viele dürfte "Greedy" eine seichte Komödie sein oder bleiben (wer diesen Film schon kennt), für mich ist es ein klitzekleines Highlight, das ich mir alle Jahre wieder anschauen kann.
8,5/10