Review

In Anbetracht einer Anhörung nach Verbüßung von zwei Dritteln ihrer Strafe erzählt Karla Homolka einem psychiatrischen Gutachter, wie es dazu kam, dass sie als Komplizin mit ihrem über alles geliebten Paul Bernardo mehrere junge Frauen sexuell missbrauchte und tötete. Im Wesentlichen erzählt das semibiografische Drehbuch die Liebesgeschichte zwischen Karla und Paul, die von seiner Dominanz bestimmt ist. Nicht nur zunehmend seiner Frau gegenüber, die ihrem "König" vollends hörig ist, sondern auch anderen Frauen, die er bzw. beide in ihre Gewalt bringen. Was wie ein unbeabsichtigter Unfall an ausgerechnet Karlas Schwester beginnt, spinnt sich zu einem mehr und mehr unglaubwürdigen Plot aus, dem man kaum noch entnehmen kann, warum sich diese Frau an den ungeheuerlichen Vorgängen aktiv beteiligte, wie sich später zumindest in der Realität herausstellen soll. Für gewöhnlich werden solche spektakulären Kriminalfälle von Serienmördern zu dramaturgischen Zwecken in deren Verfilmungen etwas aufgepeppt, hier hingegen hat man das Gefühl, der Film plätschert gleichbleibend vor sich hin, hat allerdings mit den Fakten des kanadischen Pärchen dennoch wenig am Hut. Schließlich sogar will man dem Zuschauer auch noch die Mittäterin, was sicher das Bizarre an dem Fall ist, als unterdrücktes Opfer ihres Mannes Paul verkaufen, was zwar sonst in der Realität nicht selten vorkommt, in diesem authentischen Fall jedoch eben nicht hinhaut. Als reiner Spielfilm, abseits vom Wahrheitsgehalt betrachtet, ist "Karla" leider auch nicht gerade das, was man unter einem Hochspannungsthriller verstehen könnte, sodass unterm Strich situativ die beiden Hauptdarsteller Laura Prepon ("Slackers") als naive Ehefrau sowie Misha Collins ("Charmed") für ihre Verhältnisse glänzen können und Regisseur Joel Bender ohne neumodische Kinkerlitzchen auskommt, mitunter wirkt das jedoch auch glatt bis öde wie eine TV-Produktion. Insofern befindet man sich in guter Gesellschaft mit diversen Serienkillerverfilmungen, die auch nicht unterhaltsamer anzuschauen sind, zumal die Leben solcher Menschen oftmals sicher auch nicht bunter als die von anderen Menschen sind. Die Beschreibung der Vergewaltigungs- und Mordszenen jedenfalls nimmt relativ viel Raum ein, wirkt auch manchmal etwas beklemmend, im Großen und Ganzen ist das doch eher zurückhaltend, was grafische Bilder angeht und arbeitet mehr mit psychischer und angedeuteter physischer Gewalt, was dem Thema eigentlich hätte zugute kommen können. Dennoch fragt man sich am Ende, nachdem der Sympathieaufbau für die Hauptfigur mit wenigen Zeilen des Abspanns weggewischt wird, was denn nun eigentlich die Intention des Films war, wenn es denn eine gab, außer, die Gunst der Stunde zu nutzen und zum Zeitpunkt von Karla Homolkas Entlassung nach 12 Jahren Haft die erneut aufkeimende Entrüstung in Kanada als Vorwand für eine Verfilmung des Schreckens zu benutzen.

Fazit: Weder unterhaltsam, noch als dokumentarischer Spielfilm sonderlich gehaltvoll, die Mischung aus beidem ist unglücklich gewählt. 3/10 Punkten

Details
Ähnliche Filme