Review

Karla
(Universum film)

Im Rahmen der Reihe Premium Premieren aus dem Hause Universum film wird ein äußerst kontroverser Film veröffentlicht. Der True Crime – Film Karla von Regisseur Joel Bender (drehte in den 90er Jahren Midnight Kiss) zeigt den realen Weg der Kanadierin Karla Homolka, welche mit ihrem Freund/ Verlobten Paul Bernardo (Misha Collins, als Seriendarsteller in 24, Monk, Navy CIS zu sehen) über Jahre junge Mädchen vergewaltigt und teils getötet haben. Nach der Festnahme des brutalen Pärchens wurde Bernardo zu lebenslanger Haft, Karla jedoch nur zu einer 12 jährigen Haftstrafe verurteilt. Man nahm an, dass sie einen eher passiven Part bei diesen Verbrechen gespielt hat, und von ihrem sadistischen Freund genötigt wurde. Erst nach der Haftstrafe Karlas fand man Videobänder, die das Gegenteil zeigten, aber da man die Täterin nicht zweimal für ein Vergehen anklagen konnte, befindet sie sich seit 2005 auf freiem Fuß.
Eine besondere Leistung zeigt die junge Schauspielerin Laura Prepon, welche die Hauptprotagonistin Karla verkörpert. Nach Filmen wie Slackers und Southlander zeigt sie hier ein Talent, welches die brutalen Taten der echten Karla beängstigend intensiv darstellt. Eine verblüffende Ähnlichkeit lässt das Ganze noch realistischer wirken!
Aus Sicht der jungen und attraktiven Karla wird in Rückblenden ihre verstörende Geschichte erzählt. In Gesprächen mit ihrem Gefängnis - Psychiater wird ihm und dem interessierten Zuschauer der Weg über die erste Begegnung mit dem jungen Paul, einer sofortigen erotischen Anziehung beiderseits und der anschließenden Hörigkeit ihrerseits erzählt. Schnell erlebt sie neben den schönen Seiten Pauls eine dunkle, sadistische Ader, die sie jedoch masochistisch über sich ergehen lässt. Selbst als Paul von ihr verlangt, ihre kleine, jungfräuliche Schwester zu betäuben, damit er sie vor laufender Kamera vergewaltigen kann, macht sie ergeben mit. Hierbei stirbt die kleine Schwester, aber auch das ist kein Grund, ihn zu verlassen. Selbst das Wissen, dass er abends loszieht, und fremde Frauen überfällt und vergewaltigt, wird von Karla toleriert.
Hier liegt auch der wirkliche Wahnsinn des Filmes. Nicht die Gewaltszenen, welche meistens nur angedeutet werden oder aus dem Off ertönen, sind das wirklich verstörende, sondern diese unglaubliche Hörigkeit, die Karla neben den Verbrechen auch noch die Gewaltausbrüche ertragen lässt, lassen den Zuschauer verwirrt zurück. Dies wird dem Zuschauer nüchtern und ohne Effektheischerei präsentiert, was dem Film einen beinahe dokumentarischen Charakter verleiht.
Karla ist ein spannendes und aufwühlendes Dokument, welches keinen Vergleich zu anderen großartigen True Crime – Filmen wie Monster oder Ted Bundy zu scheuen braucht. Einzig der eingangs erwähnte Umstand, dass mittlerweile bewiesen ist, dass die reale Karla nicht so unschuldig und unbeteiligt war, wie es der Film dem Zuschauer zwischenzeitlich suggerieren möchte, stimmt teilweise ein wenig ärgerlich, denn so wird ihre Rolle systematisch verharmlost.
Die Veröffentlichung aus dem Hause Universum film glänzt durch ein sauberes Bild und einen sauberen und ausgewogenen Sound. Da der Film nahezu ausschließlich Dialoge bietet, sind Effektspielereien selten zu finden, aber das räumliche Hörempfinden wird in entsprechenden Szenen gut angespielt.
Bis auf eine Trailershow ist an Bonusmaterial auf der vorliegenden DVD nichts enthalten.Freunde guter, spannender und aufwühlender Kriminalgeschichten sind mit der vorliegenden Veröffentlichung sehr gut bedient, bietet Karla doch einen intensiven, vielleicht historisch nicht ganz korrekten Blick in einen der brisantesten kanadischen Fälle der letzten Jahre.

CFS

Details
Ähnliche Filme