Mag Scorseses Quasi-Debut "Mean Streets" auch einigen Ruhm als roher Street-Kultfilm eingefahren haben, ändert das aber nichts an der schieren Unmöglichkeit ihn als unterhaltenden Film zu konsumieren.
Sicher, der Film roh, wild und frisch und für die 70er unglaublich neu gewesen und bietet mit einigen bahnbrechenden Kamerafahrten einiges. Vor allem die berühmte "Moog"-Szene, die zu einer in einer langen Aufnahme gefilmten, rauhen Prügelei in einem Billardsalon ausartet, machte später Schule.
Auch kann man hier das später zum Kult konvertierte Aneinandervorbeigerede zum wohl ersten Mal beobachten, wenn De Niro und Keitel sieben-, achtmal hintereinander "Was willst du?" - "Was willst DU?" zueinander sagen.
Scorsese fängt die Atmosphäre der kleinen Straßengangster, die auf ihr Viertel eingeschworen bleiben, weil sie anderswo keine Chance haben, wunderbar ein. Vor allem De Niro bietet bereits eine Blaupause für "Taxi Driver", wenn sein Johnny Boy leichtlebig, hochverschuldet, dumm und halbpsychopathisch mit einem dämlichen Grinsen durch die finstersten Situationen seines ausweglosen Leben wandert. Auch Keitel ist durchaus in Form, wird aber von dem zerfahrenen Drehbuch im Stich gelassen.
"Mean Streets" ist mehr eine Zustandsbeschreibung des Lebens innerhalb einiger Straßenblocks als eine linear erzählte Geschichte. Vier Freunde/Partner haben halt Probleme, wobei sich de Niro am meisten in die Scheiße reitet und Keitel, in seinem Bemühen, die Leitung eines Restaurants anvertraut zu bekommen, durch die Beziehung zu de Niro, letztendlich scheitert.
Die Sprache ist roh und wild, aber die deutsche Fassung ist miserabel synchronisiert, vor allem Rolf Zacher als de Niros Stimme ist ätzend. Auch scheint der Slang durch den Rost gefallen zu sein. Aber das hilft dem unterbeschäftigten Spannungsbogen der dahinplätschernden Geschichte wenig, die irgendwann in einem tragisch-blutigen Höhepunkt endet, ohne daß die Figuren zu einem Ergebnis kommen oder eine echte Entwicklung durchmachen. Wenn es aber das Ziel war, gerade diese Unmöglichkeit abzubilden, dann ist das Scorsese gelungen. (3/10)