Michael Scott Bregmans Versuch, die Geschichte eines Drogendealers zu erzählen, der im New York der 70er zwischen den unterschiedlichen, sich bekämpfenden Ethnien, der teils korrupten Polizei und seinem Gewissen (bzw. seiner Freundin) versucht, ein Plätzchen in der Mitte zu ergattern und clever Kohle zumachen, ist leider überhaupt nichts Empfehlenswertes.
Der Film kommt die ersten 45 Minuten gar nicht auch nur irgendwie zur Sache. Der Kitschsüdamerikaner, der aussieht wie aus einem Eimer Haargel billig zusammengeschmiert, mimt hier den großen Macher und – zur Not – knallharten Mann außerhalb des Gesetzes. Doch die Rolle nimmt man Jay Hernandez überhaupt nicht ab. Er wirkt eher wie ein drittklassiger Tänzer, der beim Wetten Dass Auftritt hinter Britney Spears herhüpft. Eine aussagelose Visage und eine völlig leere Darstellung tun ihr Übriges. Doch das passt zum Film – alles wirkt zu aufgesetzt, zu unwirklich und null überzeugend.
Dazu kommen dann die vielen Ungereimtheiten, wie die Schussverletzungen im Rücken Carlitos, die offenbar in Windeseile ausheilen. Nach solchen Treffern im Rücken wäre wahrscheinlich sogar Robocop tot. Natürlich vergibt Carlito mit einer Engelsgeduld dem Schützen, der nur seine Schwester beschützen wollte. Mit anderen Worten, unser 2005er Aushilfs-Carlito übertrifft an zwischenmenschlicher Güte sogar Mutter Theresa. Das passt zwar nicht ganz zusammen mit seiner Profession, macht aber nichts, denn an diesem Film hier lässt sich nicht mehr viel kaputt machen.
Dann mischt, sozusagen zur Krönung der negativen Aspekte dieses lieblosen Streifens, noch Puff Daddy - oder wie der Kerl sich derzeit auch immer nennt - mit. Dass der Mann ungefähr so gut schauspielert wie mein Hund, muss ich sicher nicht groß erwähnen. Aber auch seine Rolle wirkt absolut aufgesetzt und dient einzig dazu, den schnellen Schilling zu machen, weil die Macher des Films wohl meinten, mit ihm ließe sich – im wahrsten Sinne des Wortes – billig Geld machen. Ein Film, der mit einer lebenden Geschmacklosigkeit wie Piff Diddy Geld scheffeln will, kann gar nichts Besonderes sein. Das schließt sich eigentlich schon völlig aus. Der erfahrene Filmkenner ist sich schon vorher über so etwas im Klaren, ich hingegen habe mir vorher schlicht nicht genau genug das Cover angesehen.
Ballereien gibt es übrigens sehr wenige, und wenn, sind sie nicht sonderlich brutal oder weiter erwähnenswert. Klar gibt es die ein oder andere Gewaltszene, aber mit den Vorbildern dieses Machwerks kann Bregman nicht einmal ansatzweise mithalten. Pacinos Filme spielen nicht nur in einer anderen Liga, sondern verdienen es einfach nicht, hiermit verglichen zu werden.
Gibt es auch noch etwas Positives anzumerken? Vielleicht ein/zwei Szenen mit dem jungen Schwarzen, dem Bruder des Freundes Carlitos'. Der Typ ist ganz witzig, weil er in ein paar Sekunden mehr Scheiße baut als eine Kuh auf der Wiese. Sein wiederholtes unbedarftes Streitsuchen mit gefährlichen Killern fand ich ganz amüsant.
Fazit: Überflüssig.