Mit Das Orakel liefert Roberta Findlay eine schrullige Low Budget Interpretation okkult angehauchten Horrors. Im Prolog wird sogleich die Schnittstelle zum Jenseits vorgestellt. Es handelt sich um eine Planchette, die im Gegensatz zur ursprünglichen Brettchenform des 19. Jahrhunderts aus einem grünen Händchen besteht, welches eine Schreibfeder zwischen den Fingern hält. Die hier noch agierende alte Dame bekommt böse Botschaften über den Ticker. Kurz darauf zieht Jennifer in ihre Wohnung, da die Lady unauffindbar geworden ist. Der Hausverwalter verschenkt ein Stück aus dem Nachlaß und Jennys Wahl fällt auf den Kasten mit der Planchette.
Selbst ein Mann aus dem Sägewerk mag es sich an den noch verbliebenen Fingern abzählen, daß die junge Maid es nicht lassen kann, das neue Spielzeug auszuprobieren. In mauscheliger Runde mit ihrem Lover und einem befreudeten Pärchen erfährt man auch sogleich, daß Jennifer wohl die einzige ist, die mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache heran geht. Ihr allein beginnt die Hand nun später auch Botschaften zu erteilen.
Das Orakel zeigt sich in sofern gleich als ambitionierter Nasty, daß hier nicht ewig nur auf dem Okkultsegment rumgeritten wird, welches zwar nicht dilletantisch, aber doch nicht wirklich gruselig wirkt. Die Geschichte wird so mit einem Sideplot verwoben, in dem ein eunuchisch daher redender Moppel eine Prostituierte von oben nach unten aufschlitzt. Technisch simpel gestaltet, aber definitiv gut gemeint. Diese Fäden laufen dann im Laufe des Films auch tatsächlich noch zusammen.
Überhaupt wird die doch eher halbgare Geschichte um die aufgrund ihrer Erfahrungen langsam verzweifelnde Jennifer, der immer noch niemand glauben mag, obwohl sie von einem Ermordeten aus dem Jenseits kontaktiert wurde und wegen ihres Wissens bald selber in Lebensgefahr gerät, in diesem Film dankeswürdig durch Splattereinlagen aufgelockert. In regelmässigen Abständen rafft es jemanden auf die unterschiedlichsten Arten dahin. Dabei beschränkt man sich nicht nur auf mit Theatermessern produzierte rote Striemen, sondern geht auch etwas mehr zur Sache. Sogar Gummidämonen kommen zum Einsatz.
Zusammen mit der teils nicht einmal lippensynchronen deutschen Sprachfassung erlangt Das Orakel dadurch sogar einen gewissen Unterhaltungswert, der den Film als durchschnittlichen No-Brainer auf dem Videoabend rechtfertigt. Man kann den Streifen nicht als echte Perle der Schundunterhaltung hervorheben, gegenüber dem ebenfalls in der CMV Trash Collection veröffentlichten und als Themenpaket betrachteten Die Blutorgie der Satanstöchter wirkt Das Orakel jedoch wie ein Meisterwerk und geht als klarer Sieger vom Feld.