Selbstverständlich ist „La rose diable“ ein Sex-Filmchen. Aber nicht von der schlechtesten Sorte. Deshalb will ich hier einmal für diesen Film eine Lanze brechen. Denn er unterscheidet sich von vielen anderen, nicht pornografischen Produktionen deutscher und amerikanischer Machart in einigen Dingen.
Zum einen bemüht sich dieser Film erkennbar um eine Handlung. Er erzählt die Geschichte von zwei über dem besetzten Frankreich abgeschossenen britischen Piloten kurz vor der alliierten Invasion. Sie werden von der Resistance in einem Freudenhaus versteckt und warten dort auf das Ende des Krieges. Die Betreiber des Freudenhauses, das den Titel gebenden Namen „La rose diable“ hat, probieren mit den deutschen Besatzern und dem französischen Widerstand in Harmonie zu leben. Prinzipiell sind auch beide Parteien dazu bereit, da beide Gruppen zur Kundschaft des Bordells gehören. Nur kommt es immer wieder zu Komplikationen. Am Ende des Films erleben sowohl die Deutschen als auch die Franzosen den Beginn der Invasion gemeinsam feiernd.
Das führt zu der zweiten Stärke des Films. Er ist, gewollt oder ungewollt, ein Lehrstück darüber, dass alle Menschen gleich sind und lieber feiern oder mehr wollen, als ihren Kopf für irgendwelchen Krieg hinzuhalten. Er verdeutlicht, dass Kämpfen nicht zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört. Und die Sprache von Wein, Weib und Gesang ist international genug, um Grenzen zu überwinden. Im Film werden zwar alle Partien, die sturen Deutschen, die steifen Briten und die lebensfrohen Franzosen karikiert dargestellt. Aber trotz aller Unterschiede sitzen am Ende alle vor der Bühne und bestaunen mit offenem Mund die Stripperin. Was uns zu dem dritten Pluspunkt des Films bringt: Frau Lahaie. Sie agiert wie immer ordentlich (es gibt also in jedem Genre Schauspieler und nicht nur Darsteller) und sieht auch im etwas reiferen Zustand immer noch bezaubernd aus. Auch der Rest der Besetzung ist für einen derartigen Film recht ordentlich. Der Film muss auch mit etwas besseren Schauspielern aufwarten, da er, und das ist der letzte große Unterschied zu anderen Genrebeiträgen, den Sex in eine Nebenrolle bringt. Er besteht zu großen Teilen aus Handlung und bedient sich der Erotik nur als Stilmittel. Allzu oft sind derartige Beiträge nur auf Sex als Selbstzweck ausgerichtet und damit stinkend langweilig (wie ihre indizierten Verwandten).
Es ist irgendwie schade, dass es derartige Filme nicht geschafft haben, den Publikumsgeschmack zu treffen. Selbiges wollte mehr und ist in das Hardcorelager abgewandert. So starb ein Genre aus, das durchaus einige richtige Filme hervorgebracht hat, die sowohl von ihrer Story als auch von den Darstellern bestehen können. So dreht heute nur noch Tinto Brass unermüdlich in diesem Stil weiter, wobei er ein deutlich größerer Schweinigel ist als der Regisseur dieses Streifens.
Natürlich ist „La rose diable“ auch kein cineastisches Meisterwerk. Es hat es nur nicht verdient, mit den einschlägigen Lederhosenfilmen in einen Topf geworfen zu werden. Für mich hat er schon 6 von 10 Punkten verdient. Er ist deutlich unter Wert geschlagene, kurzweilige Unterhaltung mit Anflügen von Niveau.