Review

Den kometenhaften Aufstieg Hideyoshi Toyotomis vom tappsigen Landsamurai zum Einiger Japans thematisiert der knapp 4stündige TV-Zweiteiler TAIKOKU, welcher mit Leuten vom Schlage eines Hiroki Matsukatas (u.a. YAGYU CONSPIRACY, SHOGUN´S SHADOW) oder auch Sonny Chiba recht prominent besetzt ist und mit Kihachi Okamoto einen Regisseur aufweist, der schon einige Meisterwerke für sich verbuchen konnte, unter anderem den grandiosen SWORD OF DOOM.
Dabei fühlte ich mich die erste Hälfte des Filmes leicht verarscht, da ich vergeblich auf das Auftauchen Toyotomis wartete, bis ich irgendwann begriff, dass der bauernschlaue Kasperkopf, der bislang auf dem Bildschirm sein Unwesen trieb, sich erst später im Dienste des Warlords Nobunaga Oda (kennt man ja, unter anderem aus ONIMUSHA, außerdem als den Bösewicht, der die armen Iga-Ninja dezimierte) einen neuen Adelsnamen verdiente, den er dann nochmals später (im Film nicht mehr zu sehen) in seine finale Form brachte. Ja, der große Feldherr Hideyohi Toyotomi war laut TAIKOKU ein sehr lustiges Kerlchen, Hauptdarsteller Kyôhei Shibata zelebriert einen gewaltigen Gesichtsfasching, um dem Zuschauer diese mir etwas zweifelhaft erscheinende Tatsache nahezubringen. Zudem war Monkey, wie Hideyoshi von seinen Kumpels ob seines Grimassierens und wilden Rumhampelns in den Jahren des Aufstiegs auch genannt wurde, natürlich ein herzensgutes Kerlchen, der nett zu seinen Freunden war, seine Frau nicht schlug und sogar ein paar moralische Bedenken hatte, wenn er sie betrog. Ja, so ein Kerl war Hideyoshi. Sein Chef und Gönner, der gefürchtete Nobunaga Oda nämlich (von Hiroki Matsukata mit Gusto gespielt), präsentiert sich dann ebenfalls als recht sympathischer Geselle, der gerne unter einer Brücke schlafende Leute von oben vollpinkelt, slapstickartige Grimassen zieht und generell reichlich umgänglich ist, außer er ärgert sich gerade, dann rottet er schon mal eine ganze Stadtbevölkerung komplett aus, aber jeder bewältigt Stress halt anders. Dritter im Bunde ist Akechi Mitsuhide (von Sonny Chiba verkörpert), ein Teilzeit-Ronin, der immer mal seine Loyalität wechselt und überhaupt Verräter an der Sache ist, davon abgesehen aber natürlich auch nicht unsympathisch rüberkommt und seinen Arbeitgebern dank seines Listenreichtums immer eine große Hilfe ist, zumindest bis er sie irgendwann verrät.
Der Aufstieg Toyotomis geht einher mit dem Aufstieg Odas, der sich vom hinterwäldlerischen Provinzfürsten zum Global Player entwickelt, woran Toyotomi und Mitsuhide nicht ganz unschuldig sind und dadurch ganz ordentlich profitieren. Zum Finale des Filmes kann sich dann Toyotomi gegen den rivalisierenden Ieyasu Toyotomi als Erbe Odas durchsetzen und hat´s quasi geschafft. Schön für ihn, schön für uns, zeigt uns dieses Schicksal doch eindringlich, dass man es auch mit sonnigem Gemüt ganz nach oben schaffen kann.
Tja, also im Gegensatz zum ähnlichen TV-Event TAKEDA SHINGEN aus dem gleichen Jahr (1989) ist TAIKOKU doch um einiges weniger gelungen. Schafft es Kihachi Okamoto in seinen früheren Meisterwerken allein schon durch seine hypnotische Bildsprache und seine einzigartige Montage, den Zuschauer in den Bann zu ziehen, inszeniert er seine Toyotomi-Biographie als optische Fleischwurst auf nur leicht überdurchschnittlichen TV-Niveau. Dazu springt die Atmosphäre im Film virtuos zwischen großem Drama und Kasperletheater hin und her, während sich der gelungene Score von Masaru Sato verzweifelt bemüht, ein wenig Geschlossenheit ins Werk zu bringen. Die Darsteller agieren großteils ordentlich, der Hauptdarsteller, der übrigens eine verblüffende Ähnlichkeit mit Yuen Biao besitzt, ist mit seinem blöden Dauergrinsen allerdings nicht der richtige Mann, um eine Person wie Hideyoshi Toyotomi glaubhaft zum Leben zu erwecken. Seinem Charakter fehlt einfach jede Vielschichtigkeit, wofür das Drehbuch natürlich mitverantwortlich ist.
Eine weitere Schwäche liegt im mangelnden Budget, zwar ist die Ausstattung recht gediegen, kommt es aber zu größeren Schlachten offenbart sich schnell die Geldknappheit: Die Protagonisten faseln etwas von 30000 feindlichen Soldaten, die mit ihren 10000 Soldaten nur schwer zu besiegen wären, greifen dann trotzdem an, und der Zuschauer darf sich daraufhin daran ergötzen, wie vielleicht 50 Leute das feindliche Lager stürmen und dort weitere 40 Mann beim Biwak aufstören, wenig beeindruckend. Zudem machen sich die vom legendären Japan Action Club inszenierten Gefechte ziemlich rar und erreichen auch nur ein durchschnittliches Niveau.
Das mag jetzt alles recht abschreckend klingen, so übel ist TAIKOKU aber gar nicht, denn die epische Geschichte wird immerhin recht kurzweilig erzählt, so dass der geneigte Chambara-Liebhaber, wenn er sich mit der Tatsache angefreundet hat, bekannte historische Personen als mittelschwere Ulknudeln präsentiert zu bekommen, durchaus Spaß an Okamotos TV-Film haben kann, er sollte sich aber nicht vom Namen des Regisseurs blenden lassen und ein weiteres Meisterwerk erwarten, denn mehr als routiniert inszenierte TV-Kost bietet TAIKOKU ganz eindeutig nicht.

Details
Ähnliche Filme