„Tödliche Fragen“ kommt trotz der Regie von Sidney Lumet und der bekannten Besetzung als unterdurchschnittlicher Copkrimi daher.
Mike Brennan (Nick Nolte) ist ein knallharter Cop, der immer in vorderster Front kämpft. Doch unter der Oberfläche ist ein kein Musterbeispiel für Polizeiarbeit: Er schießt einen Mafiosi hinterhältig über den Haufen und tarnt das ganze als Notwehr. Damit beginnt der Film recht zügig ohne dass man viel erfährt (z.B. wer das Opfer überhaupt ist). Lediglich von Brennan kann man sich schon ein recht klares Bild machen.
Der junge Staatsanwalt und frühere Cop Al Reilly (Timothy Hutton) soll den Fall klären – natürlich zu Brennans Gunsten, wie man ihm zu verstehen gibt. Denn dieser wird von seinem Vorgesetzten sehr geschätzt und durch ihn kommen nur jene Bevölkerungsgruppe zu Schaden, die von der Oberschicht gemieden oder gar verachtet werden. Der Polizeiapparat im Griff von Klüngel und Vorurteilen ist an sich ein bekanntes Thema, aber zumindest anfangs erscheint es hier recht interessant.
Al beginnt mit seinen Ermittlungen und ist an sich gerade im Begriff die Ermittlungen zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten abzuschließen, obwohl er merkt, dass etwas faul ist. Als es jedoch unübersehbar wird, schlägt Als Gerechtigkeitssinn durch und er beginnt die wahren Hintergründe zu ermitteln – wodurch er in einen ziemlich Sumpf gerät...
An sich könnte „Tödliche Fragen“ ein recht spannender Krimi sein, doch je länger er dauert, desto ermüdender wird er. Die wenigen Wendungen ahnt man zum großen Teil eh schon voraus und es mangelt einfach an Tempo, um genug Spannung aufkommen zu lassen. Stattdessen ergeht sich der Film in viel zu langen Dialogszenen, von denen nur Bruchteile für die Handlung wichtig sind. Wenn man schließlich hinter die überraschend simple Verschwörung kommt, dann kann der Film noch eine halbwegs flotte Endphase und eine mäßig böse Pointe präsentieren, aber das hilft auch nicht mehr viel.
Die Thematisierung des von Vorurteilen geleiteten Polizeiapparates ist anfangs noch ganz interessant, aber später beschränkt sich der Film darauf einige Polizisten (allen voran Brennan) immer wieder böse Sprüche über Schwarze, Puertoricaner, Schwule usw. abzulassen. Allerdings widerlegt der Film diese Klischees nur teilweise, denn viele dieser Gruppierungen bestehen zum größten Teil aus Unsympathen.
Die Geschichte von Al, der seine große, verflossene Liebe Nancy (Jenny Lumet) ausgerechnet als Frau an der Seite des Gangster Bobby Texador (Armand Assante) wiedersehen muss, ist auch nur teilweise gelungen. Sehr gut werden die Qualen des immer noch verliebten Al dargestellt, der sehr edel aus dem Sumpf aus Korruption, Gewalt und Hass hervorsticht, aber leider lenkt dieser Subplot teilweise zu sehr von der Haupthandlung ab.
Timothy Hutton spielt den Staatsanwalt sehr glaubwürdig, denn seine Figur wirkt nie übertrieben gut gezeichnet. Auch Nick Nolte gibt den mordenden, rassistischen Bullen überzeugend, während bei den Nebendarstellern vor allem Luis Guzmán und Charles Dutton positiv auffallen. Die restlichen Darsteller spielen allesamt recht solide.
So bleibt alles in allem ein zu langatmiger und unterdurchschnittlicher Copkrimi, bei dem auch die sehr guten Hauptdarsteller und einige interessante Ansätze nicht viel helfen.