Ein gesprochener Prolog, damit beginnt "Die Stimme des Terrors", jener Auseinandersetzung zwischen Sherlock Holmes und den Nazis. Fast schon entschuldigend wird gesagt, dass Holmes auch heutzutage präsent sein kann (oder so ähnlich),und schwups sind wir mitten im zweiten Weltkrieg, London in Angst und Schrecken. Eine geheimnisvolle Stimme im Radio verkündet regelmäßig eine Katastrophe, die sich dann auch zeitgleich ereignet. Mal fliegt etwas in die Luft, ein Zug entgleist, oder andere bösartige Projekte werden in die Tat umgesetzt. Der Kriegsrat ist deutlich überfordert mit dieser Aufgabe und lässt Sherlock Holmes mitsamt Dr. Watson schicken.
Grundsätzlich wäre ein Treffen von Holmes und aggressiven Nazis durchaus interessant, Propaganda hin oder her, aber nicht auf diese Art. Waren die Vorgänger um den Hund der Baskervilles und der Jagd auf Holmes Erzfeind Moriarty noch durchaus geschickt gestrikte Krimis mit Kultfaktor, kommt "Die Stimme des Terrors" daher wie ein tollpatschiges Kind, das viel will, aber eben noch zu klein ist. Hinter der ganzen Produktion unter der Regie John Rawlins steckt ein Hauch von übereifrigem Mut, dem schlichten Drang, etwas zeitgemäßes zu machen und gegen Hitler und Nazideutschland zu wettern.
Die Story, die eigentlich größtes Stärke bei den Holmes-Verfilmungen der 30er und 40er, ist hierbei recht simpel und schlichtweg doof. Holmes Fähigkeiten selbst verkommen zu völlig unglaubhaften Jahrmarkts-Attraktionen. Den Unmut eines im Kriegsrat sitzenden Mitglieds Holmes gegenüber begründet der Meisterdetektiv so, dass auf dem Teppich deutlich erkennbare Abdrücke der überlasteten Stuhlbeine zu erkennen sind, ein Zeichen von unterdrückter Wut. Ein Messerattentat weiß Holmes so zu deuten, dass der Täter aus Hamburg kommen muss, eben weil die Messerwerfer aus Hamburg so berühmt seien.
Bei früheren und späteren Produktion ist der Zuschauer eigentlich immer auf einer Linie mit Holmes. Man sieht was er sieht, man hört was er hört, man denkt sich was er denkt. Bei der Stimme des Terrors ist der gute Mann dem Zuschauer aber offenbar immer einen Schritt voraus. So analysiert er die Radiowellen einer Liveaufnahme im Radio und einer aufgezeichteten Tonspur auf Platte und kommt zu dem spontanen Schluss, dass die Terrorbotschaften aus England selbst kommen, nicht etwa aus Deutschland, Salzburg. Wie der Zuschauer auf so eine abenteuerliche Theorie kommen soll, die dann auch noch stimmt, bleibt zu erraten.
Zudem stellt sich der Film dann auch noch ein Bein mit seinem ganzen Aufbau, der weitaus drastischer und actionlastiger ausgefallen ist als bei den gemütlichen, sympathischen Nachfolgern. Ohne jeden Bezug nimmt Holmes auch mal einfach so Kontakt zu einer offenbar vertrauten Person namens Kitty, die als Informationsquelle und Versuchskaninchen missbraucht wird. In einer völlig bekloppten Szene schmuggelt sich sie bei dem Hauptnazi der Geschichte ein um ihn offenbar auszuhorchen, zwei Schnitte weiter reden die beiden auf einmal so, als wären sie ein frisches Liebespaar. Am Ende stirbt Kitty dann noch den Heldentot mit abschließendem, leicht patriotisch angehauchten Epilog.
So ist "Die Stimme des Terrors" zwar durchaus ein recht unterhaltsamer Film, aber gemessen an den beiden Vorgängern und der späteren Reihe fällt dieses Machwerk drastisch ab, sowohl was Logik als auch die Geschichte angeht. Es kommt einem vor, als wäre der Film mal immens länger gewesen, Schnitte hier und da kann man zwar nur vermuten, aber überraschend wäre es nicht. Selbst die üblichen Sympathiepunkte, allen voran der Humor und Dr. Watson an sich werden hier zugunsten einer reißerischen Hymne auf London komplett auf Sparflamme gedreht, Watson selbst verkommt gar zum Statisten. Ein durchaus interessanter Beitrag zum Thema "Filme in der Kriegszeit", aber bei weitem kein guter Sherlock Holmes.
5/10