Review

Von Kameramann und Regisseur Tony Kaye kommt dieses außergewöhnliche und unglaublich starke Skinhead-Drama.

Story:
Der Skinhead Danny (Edward Furlong) lebt mit seiner Mutter (Beverly D'Angelo) und seinen beiden Schwestern in Venice Beach, CA. Sein großer Bruder Derek (Edward Norton), der drei Jahre für den Mord an zwei Schwarzen, die sein Auto klauen wollten im Knast absaß, wird heute entlassen. Vor seiner Inhaftierung war Derek "nur" die Leitfigur und der Anführer der örtlichen Skinheads und Neonazis, doch während er im Knast saß, wurde er zu einer Art Legende für die Szene. Allerdings hat Derek im Bau die Sinnlosigkeit seiner Haltung erkannt und diese abgelegt. Jetzt liegt es an ihm, zu verhindern, dass Danny den selben Weg geht, den auch Derek einst bestritt.


American History X ist weder Skinhead verherrlichender Actioner, noch brutale Gewaltorgie. Kaye lieferte vielmehr um eine brillante Sozialstudie, ein ergreifendes Drama ab. Dabei merkt man ihm vor allem sein Talent als Kameramann an, denn er zeigt uns die Geschichte Dereks in perfekt platzierten Schwarz-Weiß-Rückblenden, großartigen Zeitlupen und atmosphärischen Bildern. Die Grundstimmung dieser Bilder wird dabei durch den genialen Score von Anne Dudley noch extrem verstärkt.

Die Figuren kommen allesamt glaubhaft rüber. Edward Norton spielt Derek einerseits mit viel Härte und Überzeugung, andererseits haucht er der Figur auch Verwirrung und Zerbrechlichkeit ein (gerade während der Gefängnis-Szenen). Edward Furlong wirkt als perfektes Pendant zu Norton und spielt Danny mit einer gewissen Naivität gegenüber der Szene, in der er sich befindet. Bevery D'Angelo wirkt als Mutter Doris sehr zerbrechlich und auch die Nebenrollen, von Elliot Gould als jüdischem Lehrer Murray über Stacey Keach als Nazi-Oberhaupt Cameron bis hin zu Avery Brooks als schwarzer Schuldirektor Sweeney können sich sehen lassen.

Der Umschwung der politischen Gesinnung ist bei Derek sehr gut nachvollziehbar, sind es doch sie Nazis, die ihn im Knast schikanieren, aber der Schwarze, mit dem er gut auskommt. Bei Danny scheint dieser Umschwung etwas plötzlich, legt er doch jahrelange Überzeugung nach einem halbstündigen Gespräch mit seinem Bruder ab. Andererseits kann man hier auch wieder die Naivität Dannys erkennen.

Das Ende des Films kommt wie ein Donnerschlag und mit so einer Intensität, dass es dem Zuschauer vor Schock den Atem nimmt. Hier wird auch sehr klar deutlich, dass der Film keine Partei ergreift und die Schwarz-Weiß-Malerei "böser Skin – guter Schwarzer" ablehnt, da Hass und Gewalt auf beiden Seiten existiert.

Fazit:
American History X ist ein ergreifendes Drama mit großartigen Darstellern, gefilmt in emotional atmosphärischen Bildern und unterlegt mit einem Gänsehaut-Score. Und auch, wenn wir Tony Kayes Version des Films nie sehen werden, da New Line diese umgeschnitten hat, so bleibt dieses Werk trotzdem 100% sehenswert.

13 von 15 Punkten

Details
Ähnliche Filme