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Ganze 16 Jahre nach Roman Polanskis berühmtem Genre-Meisterwerk „Chinatown" taucht Privatdetektiv Jake Gittes (erneut Jack Nicholson, der diesmal auch die Regie übernahm) für einen neuen vertrackten Fall auf: Im Los Angeles des Jahres 1948 gerät er durch den Mord eines durchtriebenen Mandanten (Harvey Keitel) in eine knifflige Geschichte um Besitzspekulation, Ölbohrungen und gefährliche Gasvorkommen. Und auch die Schatten seiner tragischen Vergangenheit lassen ihn nicht los...

Ähnlich wie bei „2010 - Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" drängen sich Vergleiche der späten Fortsetzung mit dem überlebensgroßen Original auch hier auf - und ähnlich wie dort sind sie streng genommen unfair. Denn einzeln betrachtet ist „Die Spur führt zurück - The two Jakes" eine verschlungene, stark inszenierte und klug erzählte Krimi-Perle; aber natürlich kann sie mit dem legendären Vorgänger nicht mithalten. Dazu fällt die Story diesmal nicht komplex und überraschend genug aus, bleibt die Inszenierung einen Hauch zu behäbig und stören immer mal wieder etwas ungelenk gestaltete Szenen - etwa die hanebüchene Sequenz, in der Gittes eine Gasexplosion direkt unter dem eigenen Hintern überlebt, oder der recht seltsame hysterische Anfall einer reichen Witwe.

Solcherlei ein wenig konfus wirkender Einschübe zum Trotz bleibt „Die Spur führt zurück - The two Jakes" für sich betrachtet ein spannender und gut erzählter Krimi. Wieder gibt es einen Wust an Figuren, der diesmal aber leichter überschaubar bleibt und dessen Verbindungen direkt einleuchten. So entwickelt sich Stück für Stück eine im Kern melancholische und nostalgische Geschichte um harte Typen, die durchaus mehr Emotionen mit sich herum tragen, als man meinen sollte. Besonders Harvey Keitels diffiziles Spiel zwischen eiskaltem Gangster und verletzlichem Liebenden nimmt den Zuschauer gefangen - dagegen bleibt sogar Nicholson etwas zurück, dessen stoische Härte mit der Zeit ein wenig einseitig wirkt. Dennoch: Das harmonische Zusammenspiel der beiden Schauspieltalente trägt den Film über weite Strecken und sorgt für immer wieder spannende Szenen.

Überhaupt tragen Darsteller, Setting und Ausstattung eher zum Unterhaltungswert bei als äußerliche Aktionen. Bis auf eine Handvoll Handgreiflichkeiten gibt es hier kaum nennenswerte Sehenswürdigkeiten - die Spannung entwickelt sich aus den lange schwer zu durchschauenden Figurenkonstellationen und präzise gesetzten überraschenden Wendungen. Auch die Verbindungen zur Vorgeschichte aus dem ersten Teil sind elegant eingesetzt (und machen es zwingend erforderlich, das geniale Original zu kennen). Die überzeugenden Kulissen lassen das Amerika der ausgehenden 40er lebensnah wiederauferstehen und der elegant-zurückhaltende Soundtrack tut sein Übriges, um eine gleichermaßen gemächliche wie unterhaltsame Stimmung zu erzeugen.

Wer auf kluge Kriminalstorys ohne große Oberflächenaktionen, dafür mit starken Darstellern und komplexen Figuren steht, deren Spannung sich aus dem zwischenmenschlichen Miteinander entwickelt, der ist bei dieser späten, aber durchaus gelungenen Fortsetzung genau richtig. Kenntnis des Vorgängers aber unbedingt nötig!

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