Abel Ferrara hat einst Christopher Walken zugestanden, mehr Talent im kleinen Finger zu haben als Robert DeNiro im ganzen Körper. Mag sein, dass das etwas übertrieben ist, aber die Absicht hinter dieser Aussage ist mehr als nur deutlich: Christopher Walken ist eigentlich im Filmbusiness unterbewertet und verdient eine höhere Wertschätzung. Und dieser Aussage muß man bedingungslos zustimmen.
Ähnliches gilt für Ray Liotta.
Dieser Mann hat so viel Talent, dass er in Good Fellas Robert DeNiro (erneut!) und Joe Pesci mühelos an die Wand spielte. Seitdem ist es immer so gewesen: Wo er mitgespielt hat, da war er eigentlich der wahre Grund den Film zu gucken: ich gestehe die unsägliche Schweigen der Lämmer Fortsetzung Hanibal auch nur wegen Ray Liottas Performance ertragen zu haben. Ich schaue ja nicht gerne die Serie E.R., aber es gab da eine Folge, da ist Ray Liotta eine Folge lang gestorben, und es war eine Augenweide, ihm leiden zuzusehen.
Um es also kurz zu machen: Ray Liotta hat mehr Talent in seiner aufgedunsenen Hackfresse als viele seiner höher eingestuften Altersgenossen im erlauchten Schauspielerolymp. Und er dümpelt trotzdem irgendwo im Nirvana herum, spielt sogar bei irgendwelchen Uwe Boll Schinken mit.
Also was hat Liotta noch mit Walken gemein: Die schlechte Drehbuchauswahl! Seine Rollen kann ich seltenst kritisieren, da er sie ja meistens mehr als nur veredelt.
Nun aber mal zu Revolver, dem eigentlich vorliegenden Film: Guy Ritchies Meditation über bewußtes Wahrnehmen seiner inneren Dämonen und philosophische Abhandlung über Selbstkontrolle entbehrt sicherlich nicht einem gewissen Reiz. Auch ist der Film exquisit fotografiert und grandios musikalisch untermalt. Hinzu kommt der Humor, der aus seinen beiden vorherigen Gangster Filmen bekannt sein sollte (diesmal allerdings etwas auf Sparflamme), immer wieder philosophische Abhandlungen über Selbstkontrolle, Gier, Rache, Taktik, Strategie, Opfer um ans Ziel zu gelangen, Geld, Macht usw.
Aber die Story ist verworren verwebt, unnötig verkompliziert, verschließt sich einem sofort schlüssigen Finale, und irgendwann machen nicht alle Aktionen der Akteure sofort Sinn. Sicherlich bei genauerem Nachdenken paßt alles zusammen, doch dafür muß man in sich gehen.
Auch muß festgehalten werden, dass man auch ohne Psychologie oder Philosophie studiert zu haben, nicht unbedingt mit Guy Ritchies (inklusive professioneller Unterstützung) Schlußfolgerungen zustimmen muß.
Dennoch, und hier liegt die Krux an der Sache, der Film gaukelt einem vor, man habe einen qualitativ hochwertigen Film gesehen, so dass der erste Eindruck durchaus positiv nachwirken kann. Bei genauerem Nachdenken verflüchtigt sich dieser Gedanke jedoch und man ärgert sich, auf diesen Zauber herein gefallen zu sein.
In diesem Zusammenhang muß man auf alle Fälle Jason Statham erwähnen: Dieser Mann ist im Moment der einzige, der das zeug dazu hat, der nächste Action-Held unserer Zeit zuwerden. Zu mehr reicht es ihm aber auch nicht: Mimik an der Grenze zu Steaven Seagal bereichern diesen Film nicht mal bedingt. Mehr als nur einmal wirkt der gute Mann deplatziert.
Und nun schließt sich der Kreis: Der andere erwähnenswerte Schauspieler dieses Films heißt Ray Liotta!!!!
Was dieser Mann aus dieser Scheißrolle rausholt grenzt an ein Wunder, er macht seinen Charakter lebendig, charismatisch und nie lächerlich.
Es macht einfach nur Spaß, dem Mann bei der Arbeit zuzusehen, und er ist es auch, der letztendlich diesen Film wirklich im Alleingang noch rettet, der konfusen Story eine gewisse Klasse verleiht, so dass man tatsächlcih an einen guten Film glaubt.
Production Values: 8 (10% Gewichtung)
Story: 4 (70% Gewichtung)
Ray Liotta: 10 (20% Gewichtung)
macht also
5,6 Punkte, aufgerundet auf 6 Punkte
Und um es noch einmal deutlich zu machen:
Fazit: nichtmassenkompatibler Möchtegern-Kopf-Kunst-Gangster-Film mit Esoterik-Touch, definitiv nicht jedermanns Sache, für manche dennoch einen Blick wert (und sei es nur wegen Ray Liotta)