Ende der 90er Jahre waren die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Korea bereit für eine neue Welle des Filmemachens. 1998 begann das "Neue Koreanische Kino" jene glorreichen Tage des Hongkong-Films als Aushängeschild asiatischer Produktionen abzulösen. "Attack the Gas Station!" ist einer der bekanntesten Werke aus jener Schaffensphase, und eins der ur-koreanischsten.
Regisseur Sang-jin Kim drehte eine hyperaktive, laute Komödie über vier Jugendliche, die aus Langeweile eine Tankstelle zweimal in zwei aufeinander folgenden Nächten überfallen. No Mark (Sung-jae Lee), ein Ex-Baseballspieler ist der stille Kopf der Truppe, der schnell begreift, dass man zwar einmal Geld mit dem puren Ausrauben des Tankstellenmanagers und der jugendlichen Belegschaft machen kann, man sich aber noch mehr Moneten mit Ausnehmen potenzieller Tankstellenkunden ergaunern kann. Und so besetzt er mit seinen drei Kumpels Bulldozer (Oh-seong Yu, bekannt aus "Friend"), Ddan Dda-ra (Seong-jin Kang) und Paint (Ji-tae Yu), und nimmt die Angestellten und den verängstigten Chef als Geisel.
Natürlich läuft alles aus dem Ruder, der Film steuert immer weiter auf eine riesige Zerstörungsorgie hin. Da werden protestierende Kunden die sich verprellt fühlen einfach in fremde Kofferräume gequetscht, während Bulldozer seine Geiseln mit albernen Kopfstand-Spielchen im Schach hält. Derweil tauchen Schulrowdies auf, die das monatliche Schutzgeld von einem der Teenager-Angestellten eintreiben wollen. Alles gipfelt dann in einer wahnsinnigen Bestellaktion bei einem chinesischen Essenslieferanten, bei dem das Quartett mal eben „alles“ bestellt. Immer mehr Ärger halsen sich die punkigen Jugendlichen auf, bis schließlich eine Essenslieferantenlobby, die Mafia und die Polizei auf dem Gelände stehen...
Bei diesem kruden, etwas arg lauten Klamauk kann einem schon mal der Schädel dröhnen. Vieles ist sehr weit übertrieben, und nach zwei Stunden mag das hoffnungslose Overacting der Darsteller nerven. "Attack the Gas Station" funktioniert als reine koreanische Komödie nur mittelprächtig, ist sie doch schlicht zu lang und zu variationslos. Die ernsten, viel lustigeren Untertöne, die sich auf die koreanische Kultur beziehen, sprühen voller subtilen Witz und retten die Komödie vor dem vernichtenden Mittelmaß. Wenn Ddan Dda-ra das Logo des Cola-Herstellers Pepsi als Abbild der koreanischen Flagge identifiziert dürfte jedem die augenzwinkernde Aussage des Regisseurs klar sein.
Jedoch viel weiter holt er in "Attack the Gas Station!" nicht. So bleiben die wirklich guten Untertöne meist unausgesprochen und zu unterdrückt, um wirklich überzeugen zu können. Der Film bleibt leider jene beschwingte, kindliche, halsbrecherische Chaosklamotte, die sicherlich für einen Abend Spaß macht, solange man sich mit der Laufzeit arrangieren kann. Mehr ist "Attack the Gas Station!" dann aber auch nicht. Kein Muss auf der unendlichen Liste gehypter Einträge der "Koreanischen Neuen Welle".