Review

Also ich weiß nicht so genau warum hier von BSE und Aliens geschrieben wird, denn die kommen in Billy O'Brien's intensivem Debüt so gar nicht vor? Dann doch eher ein wenig mehr Augenmerk in Richtung Mad Scientist ;o) Die Story ist ja durch die Inhaltsangabe und andere Reviews bekannt, drum schweige ich mich dazu im Großen und Ganzen mal aus.
Das Setting ist sehr einfach gehalten: ein schäbiger, einsamer Bauernhof irgendwo in den Wallamukkis von Irland, ein armer Bauer, seine bekannte Veterinärin, ein flüchtiges Pärchen mit Wohnwagen und ein paar Kühe. Keine Materialschlachten - eine der wenigen Sachen die kaputtgehen ist eine Tasse. Dazu noch Bob Keen und ein großer Eimer Latexglibberzeugs: reicht.
Die trostlose, von Anfang an fast durchgehend bedrückende Stimmung ergibt sich schon fast von allein und man wird direkt ohne große Einführung in die Handlung katapultiert. Erst fühlt man sich so ein wenig mitten in eine neue Tierarztserie mit dramatischen Elementen versetzt.
Die Routineuntersuchung einer hochträchtigen Kuh wird der Verterinärin zu einem schmerzvollen Erlebnis, als sie in die (in der Kuh steckenden) Hand gebissen wird. Wer, was wo, wann und warum - das kommt nur sehr langsam ans Tageslicht; etwa so wie das Kalb bei der bald folgenden, sehr schwierigen Geburt, bei der man mit ALLEN Beteiligten wirklich Mitleid bekommt.
Während man dies aber bei anderen, insgesamt temporeicheren Filmen als Manko herausstellen würde, tut eben diese schleichende Erzählweise dem Film sehr gut. Passend dazu auch ein eher ruhiger Score, mit einem Thema mit hohem Wiedererkennungswert.
Sehr schön auch, dass die aus dem ganzen Schlamassel entstandene Kreatur auch nie wirklich in ihrer Ganzheit zu sehen ist, sondern in entsprechenden Szenen viel mit schnellen, verwischten Bildern gearbeitet wurde, was ein viel subtileres Grauen erzeugt, als eine misslungene Matsch-Papp-Gummi-Figur, die bemitleidenswertes Gelächter erzeugt, oder entnervtes Stöhnen bei einer schlecht animierten CGI-Pampe.
Trotz aller Ruhe und Subtilität sind die nötige Härte und gut platzierte Schockmomente vorhanden. Nicht nur einmal hatte ich den Eindruck, das gesamte Kino mache einen kompletten Satz nach oben. Wie fesselnd die Geschichte auch war merkte man auch daran, dass teilweise in besonders ruhigen Szenen vom Publikum kein Piepsen und kein Rascheln zu hören war. Schön!
Zu den Schauspielern, die mir bis dato jedenfalls fast allesamt unbekannt waren (dabei war ich doch schon mal in Irland??) gibt es absolut nichts Negatives zu sagen! Gut ausgesuchte Darsteller, denen man ihre Charakterrollen gern abnimmt und die ohne Overacting die Grundstimmung toll aufrecht erhalten. Keine Situationskomik oder Blödeleien. Vollkommen ernst.
Einziges erwähnenswertes Manko des Films waren für mich lediglich ein ganz paar ego-perspektivische Einstellungen der Kamera, die entweder durch ihr unpassendes Dauerwackeln störten, oder auch ein- zweimal fälschlicherweise Sichtweisen nicht Vorhandener Subjekte suggerierte. (Man möge mich korrigieren, sollte ich mich verguckt haben).
Ansonsten ein solides Debüt mit einer unkonvertionellen Machart, welches beweist, dass Armlehnenkrallkino weder ein Riesenbudget, noch Superstars oder gar eine 15 Jahre alte Vorlage benötigt! Meines Erachtens nach wichtig in Zeiten des Remake-Wahns.

Slainte Eire! 8/10 Guinness!

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