Review
von Alex Kiensch
Wieder einmal muss eine kleine Gruppe in einem abgeschlossenen Gebiet ums Überleben kämpfen und wieder einmal sind genetische Experimente Schuld an der so neuartigen wie blutrünstigen Gefahr: Was auf den ersten Blick nach einem 08/15-Horrorstreifen klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als raffinierter und vor allem sehr atmosphärischer kleiner Schocker, der bis zum Schluss mit finsteren Bildern und garstigen Ideen zu fesseln weiß.
Im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen nutzt "Isolation" die Fantasie des Zuschauers sehr geschickt für sich aus. So ist die Inszenierung ein kleines Meisterstück in Sachen Andeutung und Subtilität. Vom ersten Bild an zieht der Film mit düsteren Eindrücken des heruntergekommenen Viehhofes in seinen Bann: alte Traktoren, schmuddelige Gebäude, mitten darin Kühe und Schlamm, Mist und beinahe greifbarer Gestank. Durch die dunkle Farbgestaltung entsteht schnell eine bedrückende Stimmung, die durch die inhaltlichen Andeutungen noch verstärkt wird - ein Forscher hat an zwei Kühen genetische Experimente durchgeführt, durch die ihre Kälber zu etwas Schrecklichem mutieren. Das klingt etwas hanebüchen (vor allem, wenn in der zweiten Hälfte dann die genaueren Details erläutert werden), wird aber durch die stringente Inszenierung auf Kurs gehalten.
Hauptpluspunkt ist hier vor allem die Zurückhaltung. Nicht nur, dass der Handlungsort auf diesen schmuddeligen Bauernhof und die Riege der Akteure auf gerade einmal fünf Leute beschränkt bleibt - auch das mutierte Wesen, das sich parasitär von den Kühen und schließlich auch von Menschen ernährt, wird erst ganz zum Schluss und auch hier eher andeutungsweise gezeigt. Blut, Schleim und ein schrecklich entstellter Körper sind die Eindrücke, die der Zuschauer von dem rasant wachsenden Monster zu sehen bekommt. So spielen sich die grausigsten Szenen zumeist im Kopf des Zuschauers ab - ein Stilmittel, das besonders im Horrorfilm eine besonders hohe Intensität hervorruft.
Und so gehört "Isolation" zu den beklemmendsten und spannendsten Genre-Streifen seines Jahrgangs. Die schwer greifbare Bedrohung, das zunehmend angespannte Verhältnis zwischen den Figuren und das düstere Setting erzeugen eine sehr beängstigende Atmosphäre. Diese wird durch blutige Szenen und immer krassere Ekelbilder noch gesteigert. So ist schon die sehr lange Geburtsszene des ersten mutierten Kalbs sehr drastisch bebildert - ganz zu schweigen von der danach einsetzenden Eskalation. Ganz nebenbei gelingt es dem Film hier auch, das Leid der Tiere durch menschliche Ignoranz artfremdem Leben gegenüber geradezu plastisch zu schildern. So gerät der Film mit bestürzend blutigen Szenen und verstörenden Ekelbildern zur Anklage sinnloser Tierquälerei.
Dank der sehr realistischen Effekte, einer gut aufspielenden Besetzung und der äußerst düsteren Inszenierung baut "Isolation" einen intensiven Spannungssog auf, der auch dank der zurückhaltend eingesetzten, bedrohlichen Musik durchgehend fesselt. Da kann man kleinere Logikschnitzer oder Unglaubwürdigkeiten gerne übersehen. Insgesamt gehört der Film zu den besseren Vertretern des unabhängigen Horrorkinos seiner Zeit. Für Genre-Fans allemal eine Entdeckung!