„Das letzte Kommando“ von Hal Ashby, veröffentlicht im Jahre 1973, ist eine sehr geschickte, militärkritische Tragikomödie mit Jack Nicholson in einer der drei Hauptrollen. Geschickt deshalb, weil die Kritik an der Unmenschlich- und Sinnlosigkeit des US-amerikanischen Militärs, hier in Form der Marine, nicht durch einen revolutionären Sympathieträger oder brutalen Racheengel ausgedrückt wird, sondern durch die facettenreiche Charakterzeichnung der als „harte Hunde“ verschrienen Soldaten Buddusky und Mulhal. Diese sollen den jungen und naiven, aber eigentlich recht harmlosen Kleptomanen Meadows ins Militärgefängnis zum Antritt seiner achtjährigen Haftstrafe deportieren, nehmen diesen Auftrag zwangsläufig und widerwillig an, beschließen aber, aus der Zeit das beste zu machen. Als sie den lächerlichen Grund für Meadows Verurteilung, die bedeutet, dass ihm ein beträchtlicher Teil seiner Jugend genommen wird, erfahren, freunden sie sich mit ihm an und versuchen, ihm die Zeit seiner unfreiwilligen Reise mit Annehmlichkeiten wie Sex und Alkohol zu versüßen. Dabei offenbart sich nicht nur die Grausamkeit des Militärapparats, sondern auch das desillusionierte, zynische Wesen Budduskys und Mulhals, die keinesfalls wie überzeugte Patrioten wirken, sondern eigentlich auch keinen Bock auf ihren „Job“ haben, ihr Dasein als Angehörige der Marine aber als gegeben hinnehmen und mitunter wie das Pfeifen im Walde die Richtigkeit ihres Handelns bekräftigen („Die Marine ist das beste, was mir je passiert ist!“, sinngemäß). Dabei führt ihnen das vollkommen unnötig harte Schicksal Meadows eigentlich radikal vor Augen, wie fragwürdig nicht nur ihr Einsatz, der ein junges Leben dessen Zerstörung zuführt, sondern ihr komplettes Berufssoldatendasein ist. Ohne allerdings die Konsequenz zu ziehen, dem ganzen den Rücken zu kehren, arrangiert man sich irgendwie mit der Situation, indem man versucht, das beste draus zu machen und in kurzen „freien“ Momenten zu schimpfen, zu prügeln, zu saufen und zu vögeln. Wer da Parallelen zu moralisch verwerflichen, aus humanitärer Sicht untragbaren US-amerikanischen Kriegseinsätzen erkennt, hat, so denke ich, die Intention des Films verstanden. Die Anti-Kriegs- und Anti-Nixon-Fraktion wird allerdings genauso wenig glorifiziert und in Form bekiffter Mitglieder einer Hippiesekte kräftig durch den Kakao gezogen. Jack Nicholson geht in seiner Rolle als Raubein Buddusky nahezu ebenso grandios auf wie in seinen anderen großen Rollen in „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Shining“ und wurde schlicht perfekt ausgewählt. Der gesamte Film ist durchzogen von großartigem, sarkastischem Humor, aber auch traurigen und nachdenklichen Momenten. Denn soviel Herzlichkeit in der Handlung auch steckt, an der desillusionierenden harten Realität ändert sie nichts. „Das letzte Kommando“ ist ein fesselndes, hoch unterhaltsames, komisches und rührendes Gegenstück zu US-amerikanischen Militär-Propagandafilmen voll von selbstlosen, schillernden, unglaubwürdigen Überzeugungstätern. So wie hier dargestellt möchte sich die Marine mit Sicherheit nicht wahrgenommen wissen.