Irrer, an den gleichnamigen deutschen Filmklassiker angelehnter Experimentalstreifen, der voll in die Gefilde jenseits aller Verstandesgrenzen geht. So ist auch dieser "Dr. Caligari" kein abendfüllender Stoff im eigentlichen Sinne, sondern ein grotesker wie überlanger Videoclip, bei dem sich schräger Humor und allerhand Mindbender die Klinke in die Hand geben.
Legt mal Videos wie "True Faith" (New Ordner), "Road to Nowhere" (Talking Heads) oder "Black Hole Sun" (Soundgarden) in Endlosschleife hintereinander, macht das Licht aus und Ihr habt in etwa das, was Euch bei diesem 1989-Caligari-Verschnitt erwartet: Eine kuriose Reise in die dunklen Hinterzimmer des menschlichen Gehirns, in dem es aussieht, als komme eine Theatergruppe von einem bewusstseinserweiternden Trip zurück.
Der Film besticht durch seine einzigartige, schräge Machart, wobei schwuler Avantgarde hier ganz groß geschrieben wird. Das ist bestimmt nicht jedermanns Sache, weshalb auch "Dr. Caligari" ein Werk geworden ist, auf das man sich einlassen muss. Blanker Irrsinn mischt sich mit grellem Horrorcomic, surreale Bilder mit fröhlichem Meschugge-Sein.
Endlich kann man auch mal wieder sämtliche Darstellerleistungen loben. Die grotesken Monster- und Splattereffekte könnten aus der Empire-Schmiede stammen, ohne, dass ich mich hierbei irgendwie festlegen möchte. Dennoch war die wabbernde Gummimasse selten so schön und man hätte sich gewünscht, durchaus noch mehr von den schrägen bis blutigen Auswüchsen gesehen zu haben.
Fazit: Nicht immer geschmackssicherer Kult, den man nicht mögen muss, aber kann. Unterhaltsame Satire jenseits sämtlicher Konventionen, aber mit künstlerischem Nährwert. Ziemlich gay das Ganze während das geflügelte Gehirn eine Runde um den Block dreht.
Trotzdem oder gerade zum Trotz: Stolze 8 von 10 Punkten.