Review

Spoilerwarnung!

Damodar ist wieder da!

Nun war der von Bruce Payne gespielte Schurke zwar nur ein Handlanger, aber er stellte eines der wenigen Highlights in Courtney Solomons Versuch, den Reiz des Rollenspiels DUNGEONS & DRAGONS auf das Medium Film zu übertragen dar. In THE ELEMENTAL MIGHT ist er nun also der zentrale Bösewicht, der nach 100 Jahren als Untoter wieder menschliche Gestalt annimmt, natürlich auf Rache an allen und jedem sinnt, sich einen "schwarzen Orb" (Kugel klang dem Synchronstudio wohl nicht fantasymäßig genug) krallt und damit einen bösen schwarzen Drachen auf das Königreich Izmer zu hetzen gedenkt - sofern ihm nicht ein paar wackere Helden einen Strich durch die Rechnung machen! (irgendwie haben die Bösewichte seit Sauron scheint's nichts besseres zu tun, als aus reichlich beliebig scheinenden Gründen ihren Weltunterwerfungsplänen nachzugehen sowie Leid, Furcht und Zerstörung zu verbreiten; akzeptieren wir dies eben als Genreimmanent... Viel interessanter ist es da schon wieder, daß Damodar sich als Frischzellenkur von einem Diener durch ein überdimensionales Horn Drowblut in den Rücken spritzen läßt - gewissermaßen beinahe-rektaler Vampirismus, der die Verschlingung von verdrängter Homoerotik und faschistoider Herrschaft andeutet!)

Der Anführer unserer Plagegeistervertilger ist dabei eine etwas untypische Figur: Berek war früher mal der Hauptmann der königlichen Garde, ist inzwischen aber in die Jahre gekommen und bekleidet einen Bürojob. Daß er in der Amtsstube besser aufgehoben ist, macht ihm auch nach einem kurzen Duell sein einstiger Zögling klar, trotzdem ist es letztlich aber Berek, der mit der üblichen Heldentruppe (Magierin, Kleriker, Barbarin und Schurke - eine Zusammenstellung, die sich in zahlreichen Computerspielen bewährt hat) nach langer Exposition aufbricht, um Damodar den schwarzen Orb zu entreißen.
Nebenbei strebt seine Gattin Melora einen Sitz im Magierrat des Königreichs an und versucht, die uralte Magie der verlorenen Zivilisation zu entschlüsseln, die seinerzeit den schwarzen Drachen durch den schwarzen Orb in Schlaf versetzt hat und präsentiert am Ende als Gegenmittel einen weißen Orb (wer hätte das gedacht!)

Daß diese Orbswurstsuppe insgesamt zumindest für Fans des Spiels doch wesentlich unterhaltsamer ausfällt als der erste Teil liegt hauptsächlich daran, daß die Macher souveräner mit dem Ausgangsmaterial umgehen. So werden in der sehr liebevoll gestalteten Titelsequenz Realaufnahmen und Animationen, die auch aus den zahlreichen Regel- und Quellenbüchern stammen könnten, beinahe kunstvoll ineinander verschachtelt und lassen das D&D-Feeling aufblitzen, das viele in Solomons Film so sträflich vermissten. Außerdem treten zahlreiche bekannte Kreaturen (weiße Drachen, Darkmantles, Harpyien, ein Lich) auf und ab und selbst Anspielungen auf einige klassische Abenteuerbände (Shrine of the Kuo-Toa, Ghost Tower of Inverness) wurden nicht vergessen.

Ebenfalls sehr lobenswert ist es, daß Regisseur Gerry Lively in THE ELEMENTAL MIGHT der Frage nachgeht, wie Helden mit dem Alter klarkommen. Die Überwindung der Triade Damodar, Lich und ziemlich verrottet aussehender Drache stellt in diesem Sinne nichts anderes als das Aufbegehren gegen die Mächte des Todes dar, was besonders sinnfällig wird durch den körperlichen Verfall von Bereks Frau, die von Damodar verflucht wurde und nun  ähnlich wie Lori Singer in WARLOCK bei lebendigem Leibe zu verwesen droht. Die Entschlüsselung der Elementarmacht (Feuer, Wasser, Erde, Luft ) der alten Zivilisation entspricht somit gewissermaßen der Suche nach dem Stein der Weisen, der als weißer Orb nichts anderes als die natürliche Lebenskraft repräsentiert.
In diesem Kontext ist der vor allem zu Beginn sehr zähe Erzählfluss formal durchaus nicht deplatziert. Die Helden sind eben phlegmatisch geworden, darum galoppieren sie auch nicht, sondern führen die Pferde am Zügel aus dem Stadttor und werden in der nächsten Szene auch schon beim Rasten gezeigt.

Dies soll nun aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß THE ELEMENTAL MIGHT insgesamt gesehen aber doch eine typische Low-Budget-Produktion mit den zu erwartenden Schwächen geworden ist. Die barock überladenen Schauplätze des ersten Teils sind der kargen Nüchternheit litauischer Dörfer gewichen, die teilweise mittels CGI ein klein wenig aufgeblasen wurden, was insbesondere bei der Stadt Izmer nicht so richtig funktionieren will (in der einen Szene Bauerndorf, in der nächsten Metropole). Die Qualität der Animationen ist ebenfalls durchwachsen, so ist der Kampf gegen den weißen Frostdrachen unerwartet gut getrickst, dafür kann der Endkampf gegen den viel fieseren schwarzen Drachen leider nicht so recht überzeugen. Verdächtig nach Live-Rollenspiel sehen auch die Kostüme aus und über die sehr lächerlichen Zauberstäbe der Ratsmitglieder breitet man am besten den Mantel des Schweigens.

Doch irgendwie passt dieser etwas billige, an eine XENA-Doppelfolge erinnernde Look in Kombination mit der reduzierten Farbgebung fast besser zu D&D - das sich inhaltlich sofern man einige gelungene Romane (z. B. von R. A. Salvatore) nicht berücksichtigt doch eher auf Pulp-Niveau bewegt - als der knallig bunte Schnelldurchlauf durch die Populärkultur, den Courtney Solomon anno 2000 abgeliefert hat.

Unterm Strich jedenfalls neben THE BOOK OF VILE DARKNESS der bisher beste Film von Gerry Lively, der dem Publikum schon ganz andere Grütze zugemutet hat.

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