Der Film beginnt eigentlich recht konventionell, entpuppt sich im weiteren Verlauf allerdings als recht ungewöhnliche Mischung aus Psychodrama und Mysterythriller (mit gelegentlichen Elementen einer Tragikkomödie), bis zum mehr oder weniger unvorhersehbaren Schluß. Aufgrund der finalen Wendung, bzw. Auflösung fällt es etwas schwer etwas über "Lucid" zu schreiben, ohne dem Film den eigentlichen Reiz zu nehmen. Inhaltlich geht es um das Leben des Psychotherapeuten Joel Rothman, dessen Leben nach einem Seitensprung ziemlich aus den Fugen gerät. Das hört sich zunächst einmal banal an, entwickelt sich aber im weiteren Verlauf zu einem sich zusehends steigernden Psychodrama.
Joel wird von seiner Frau verlassen, was ihn völlig aus der Bahn zu werfen droht; infolgedessen entwickelt die gemeinsame Tochter ebenfalls Anzeichen einer starken Psychose. Joels Patienten leiden unter Wahnvorstellungen, die ein gefährliches Ausmaß annehmen, sobald ihr Therapeut nicht adequat für sie da sein kann...
Spätestens nach der Hälfte des Films aber, beginnt man als Zuschauer zu ahnen, dass an diesem Psychozirkus irgendetwas faul ist... die Darstellung driftet von diversen Ungereimtheiten bisweilen gar ins Surreale ab, bis schließlich Joel Rothmans Wahrnehmung der Dinge selber ein Höchstmaß an Unzuverlässigkeit erreicht. Des Rätsels Lösung präsentiert sich dann auch erst in der allerletzten Minute.
Fazit: ein durchaus unterhaltsamer Psychotrip, mit gelegentlichen Längen und einer überraschenden (obgleich wenig originellen) Auflösung (die Anmerkung hierzu wegen SPOILER-WIRKUNG daher erst nach dem Anschauen lesen!!). Knapp 7 Punkte.
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Die Grundidee eines Nahtoderlebnisses (bzw., dass sich im letzten Augenblick vor dem Tod nocheinmal ein Film vor dem inneren Auge des Betroffenen abspielt), welche dann als Erklärung für die vorhergehenden Ereignisse herhalten muss (und ergo auch noch so abstruse Ungereimtheiten plausibel macht - schließlich handelt es sich um mutmaßliche Arbeitsweisen des menschlichen Gehirns, inklusive der Erzeugung von Wahnvorstellungen), ist in der Filmgeschichte nicht gerade neu. Ob "Jacob's Ladder" oder "The Sixth Sense" - "Lucid" hat diesbezüglich mehr als einen Vorgänger (interessant ist übrigens die Verbindung mit der Schlusspointe von "Die üblichen Verdächtigen").
Auch die Methode, die Auflösung erst in allerletzter Minute zu vermitteln ist wohl kaum als innovativ zu bezeichnen. Die eigentliche Frage die sich stellt, ist ob die Umsetzung überzeugen kann oder nicht. Bei "Lucid" geht dies methodisch/handwerklich durchaus in Ordnung. Selbstverständlich würde man die finale Wendung vorwegnehmen, erwähnte man im eigentlichen review auch nur die Titel von Filmen, bei denen dies ähnlich abläuft. Daher das Fazit: innovativ? - nein, aber dennoch gelungen!