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Rwanda 1994: Joe Connor (Hugh Dancy) arbeitet als Lehrer im Ecole Technique Officielle (ETO) als Lehrer. Zusammen mit seinem Vorgesetzten Father Christopher (John Hurt) unterrichtet er dort Kinder und beherbergt gleichzeitig die Basis von Capitaine Charles Delon (Dominique Horwitz) und seiner Männer. Diese Blauhelm-Soldaten haben von der UN den Auftrag, den Frieden in Rwanda zu überwachen. Als das Flugzeug des Präsidenten, ein Hutu, abgeschossen wird, starten die Hutus einen Genozid gegen die andere Bevölkerungsgruppe, die Tutsis. Ein Massaker beginnt. Connor und Fthr. Christopher nehmen die Flüchtlinge auf, um möglichst viele Menschenleben zu retten....

Zum Film: Die Inhaltsangabe wirkt wie eine Variante von "Hotel Rwanda". Dies mag sicherlich so sein, jedoch unterscheiden sich beide Filme doch recht deutlich: wo Hotel Rwanda eine Heldengeschichte erzählt, ist Shooting Dogs eine Chronik von menschlicher Gewalt. Der Film kennt keine Helden, die einzige Person die diesen Status evtl. hat ist Christopher, doch auch dieser kann nur wenige Leben retten. Er selbst lügt, besticht und hat somit auch nicht die klassische weiße Weste. Die anderen weißen Darsteller retten ihre Haut und überlassen die Menschen ihrem Schicksal.

Sehr interessant ist auch die Darstellung des Genozids. Zu Beginn des Films ist Kigali eine lebendige Stadt, in der man per Auto nur schwer durch die dicht bevölkerten Strassen kommt. Doch sobald der Genozid beginnt, sind die Straßen wie leer gefegt und die Menschen versammeln sich in der Schule. Nur vereinzelt sind Straßensperren aufgebaut die die Menschen kontrollieren - und im Falle von Tutsis dann massakrieren. So füllen sich die Straßen mit immer mehr Toten, bis am Ende der ganze Bildschirm mit Leichen voll ist. Eine nicht zu unterschätzende Darstellung der Gewalt.

Shooting Dogs beschönigt auch gar nichts. Männer werden getötet, Frauen vergewaltigt und ermordet, sogar Säuglinge werden von den marodierenden Hutus und ihren Macheten nicht verschont. Und doch "befriedigt" Regisseur Caton-Jones nicht die Voyeurismus der Zuschauer: die meiste Gewalt wird nicht von der Kamera eingefangen, es sind nur Leichen zu sehen, oder die Sicht auf das Geschehen ist sehr undeutlich. Und trotzdem entfaltet die Gewalt ihre Wirkung, was vor allem im Spiel der Darsteller begründet ist:
Dancy gibt den jungen idealistischen Lehrer wirklich gut, vor allem sein erschütterter, ratloser Gesichtsausdruck lässt mitfühlen. Und doch wird er von Hurt überboten, der die Emotionen durch die der Priester geht wundervoll darstellt. Auch die Nebendarsteller Horwitz und Ashitey wissen zu gefallen.

Shooting Dogs basiert auf realen Ereignissen, bei denen in der Schule ca. 2.000 Menschen ums Leben kamen. Doch nicht nur die Ereignisse sind real, der Film wurde sogar on Location gedreht, d.h. tatsächlich in der Schule und in Kigali. Hier hört die Authentizität nicht auf, auch viele Beteiligte waren damals dabei. Wenn im Abspann die verschiedenen an der Produktion beteiligten Personen mit einem Lächeln dem Zuschauer vorgestellt werden, geht ein letzter Schauer durch ihn. So zum Beispiel Hasha Sugira, der Video Assistant, der zehn Verwandte verlor und das Massaker in der Schule überlebte, in dem er sich unter den Leichen seiner Familie versteckte.

Wenn man nun den Namen Michael Caton-Jones hört, und diesen mit "Basic Instinct 2" und "Der Schakal" in Verbindung bringt, sollte man dies ausblenden und dem Film eine Chance geben. Caton-Jones hat wirklich einen tollen und wichtigen Film geschaffen, der die "Hollywood-Variante" Hotel Rwanda locker schlägt. Der Film ist authentisch, berührend und ist trotzdem ein Film der eher leisen Töne.
Es ist eine Schande, dass jeder Mist auf DVD oder im Kino veröffentlicht wird, aber dieser tolle Film nicht - zumal es sogar eine deutsche Co-Produktion ist.

10/10

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