Ein Film der wahrlich unter die Haut geht!
In Shooting Dogs wird schonungslos über den Genozid der Hutus an der Tutsi-Minderheit berichtet. Dieser Genozid gilt weltweit als einer der schlimmsten bekanntgewordenen. Dabei ließen mehr als 800.000 Menschen innerhalb weniger Monate ihr Leben.
Traurig und beschämend, dass ein derartiges Gräuel zu damaliger Zeit nur wenig Beachtung in der westlichen Medienlandschaft fand, genauso traurig wie das damailige Verhalten der Militärverantwortlichen westlicher Streitkräfte bzw. der Natotruppen.
Auf schonunglose Weise wird hier die Geschichte eines Staatsstreiches dargestellt, der zu politischen Instabilitäten im Land Ruanda und zu Milizenbewegungen der Hutus führt .
Diese kennen nur ein einziges Ziel: Die Vernichtung der Tutsi-Minderheit.
Aus Angst flüchten viele der Tutsi in Kirchen und Gemeinden wo sie sich sicher glauben, unter anderem auch in die Gemeinde von Pfarrer Christopher (die als Schauplatz und stellvertretend für Ruanda im Folgenden gezeigt wird), einem weißen Einwanderer der seit mehr als 12 Jahren dort lebt und wöchentlich die Messe abhält. Dort erhoffen sich über 2500 Tutsi Schutz von den ansässigen Blauhelmtruppen, die ihren Stützpunkt in dieser Gemeinde errichtet haben.
Nach und nach werden sämtliche Straßen und Zufahrten durch Milizen gesperrt und um die kleine Gemeinde herum versammeln sich hunderte Hutus, die nur darauf warten, die Tutsi-Minderheit niederzumetzeln (so traurig es ist, so deutlich muss dieses an dieser Stelle gesagt werden, denn nur darum geht es ihnen).
Zu dieser Zeit legt sich eine immer dichter werdende, düstere Atmosphäre über die staubige, dreckige Landschaft Ruandas, die mit Einblendungen großer Ansammlungen verwester Leichen und der Ermordung von Frauen und Kindern auf offener Straße schonungslos untermauert wird. Dabei wird weniger detailreich und szenisch auf die Morde eingegangen (diese werden meistens verschwommen oder gar nicht gezeigt), die Tat an sich und das wiederholte Einblenden verfaulter, verwester Leichen verfehlt die Wirkung beim Zuschauer jedoch nicht. Schnell macht sich das Gefühl der Scham und der Unverständnis für derartige Gräueltaten breit und man hofft inständig, dass dieses Treiben ein schnelles Ende findet und die Uno-Truppen doch noch in den Konflikt eingreifen.
Im Vordergrund steht hier vor allem die Kühle und der Mordgedanke der Hutus, die an jeder Straßenecke und auch vor der Gemeinde zu großen Scharen darauf warten, wie Barbaren über die Tutsis herzufallen.
Dabei wirft sich einem oftmals die Frage auf, warum die Uno-Truppen nicht interveniren ... Scheitern tut dieses letztlich an Vorschriften seitens New Yorks, die auf eine Überwachung des Friedens pochen, die Truppe jedoch nicht als Friedenstruppe sieht, sondern lediglich als Überwachungsinstrument.
Geschossen werden darf demnach auch erst, wenn man zuvor von Hutus Milizen beschossen worden ist.
Ferner steht hier das offensichtliche Desinteresse der westlichen Welt an diesen grausamen Vorfällen im Vordergrund, die scheinbar kaum zu realisieren scheinen, was sich letztlich in Ruanda abspielt. Ganz treffend ist hier die Einblendung einer Nato-Sprecherin, die zu den Vorfällen befragt wird und dabei lediglich nur ein wirre, zusammenhanglose Äußerungen von sich gibt.
Fazit: Selten habe ich einen Film gesehen, der so dramatisch und berührend und gleichzeitig so realitätsnah und beängstigend daherkommt. Hier wird schwer verdauliche Kinokost geboten, die in meinen Augen eine große Diskussion aufrufen wird. Vor allem die teilweise grausamen Bilder sind es, die sich im Kopf der Zuschauer einbrennen werden.
Wer hier an Popkornkino denkt, ist an der falschen Adresse.
Somit kann hier nicht von einer optimalen Unterhaltung gesprochen werden, aber das will der Film sicherlich auch nicht. Vielmehr will dieses Meisterwerk als mahnendes Stück Filmgeschichte auf zukünftige Ereignisse und vor allem alte schlimme Schicksale hinweisen und dabei Medien und Bürger gleichermaßen sensibilisieren, auch Ereignissen die fernab unseres eigenen Tellerrandes geschehen, mehr Beachtung zu schenken und vor allem zur Initiative zum Handeln aufzurufen.