Flucht im rasenden Sarg
Der klassische Actionthriller ist tot. Während heutzutage nur noch auf Effektehascherei und Action en masse gesetzt wird, hatten die Klassiker der 80er Dekade noch sowas wie Klasse, Feingefühl und setzten auf eine hochwertige Story. "Narrow Margin" zählt noch zu den 80er Hits, da er noch während des Endes dieses bedeutenden Jahrzehnts gedreht wurde. Regie durfte Qualitätsgarant Peter Hyams führen, dem wir Hits wie "Outland" und "Ein Richter sieht rot" zu verdanken haben. Hyams bediente auch die Kamera, was sich sehen lassen konnte.
Carol Hunnicut trifft sich zu einem Blind Date mit dem Anwalt Michael Tarlow. In seinem Appartement angekommen, bekommt Tarlow plötzlich unangenehmen Besuch, während sich Carol frisch macht. Wenig später wird er von diesen Leuten ermordet und Carol wird Zeugin wider Willen. Sie entschliesst sich, in einer Berghütte in den kanadischen Rocky Mountains unterzutauchen, um vermeintlichen Anschlägen zu entgehen. Der stellvertretende Bezirksanwalt Robert Caulfield nimmt sich des Falles an, um den Unterweltboss Leo Watts anzuklagen, der an dem Mord verantwortlich war. Dabei braucht er die Zeugin Carol. Widerwillig begleitet sie Caulfield gen L.A. in einem Zug, verfolgt von Leo Watts Killern, die sich bereits auch im Zug befinden. Kann Caulfield die Zeugin heil in den Zeugenstand bringen?
"Narrow Margin" ist ein Remake des 1952 entstandenen Thrillers "Um Haaresbreite" von Richard Fleischer. Produziert wurde der Kinofilm von keinen geringeren als dem Team um Mario Kassar und Andrew Vajna, die bereits Erfolgsactionfilme wie die Rambo-Reihe kreierten. Peter Hyams, der nicht nur auf dem Stuhl sass, sondern auch die Kameraführung übernahm, nutzte sein Momentum für geniale Landschaftsbilder der kanadischen Rocky Mountains, eine On Top Kameraleistung, die sich mehr wie sehen lassen kann. Schon alleine deswegen verdient der Hochglanzthriller im Edellook seine volle Aufmerksamkeit.
Mit Gene Hackman in der Hauptrolle des Bezirksstaatsanwaltes, traf man eine sehr gute Wahl; Gene rockt die Rolle als ausgebufften und wortgewandten Zeugenschützer gekonnt und selbstsicher. Mit Wortwitz aufgepeppelt, bleibt sich der Actionthriller stets treu; er hält die Spannung aufrecht, was auf engstem Raum wenig Möglichkeiten bietet. Doch Hyams holt das Maximum raus, reisst die Ruder um und weiss genau, wie er Akzente zu setzen hat. Der Plot bleibt wendungsreich, atemberaubend spannend und bietet auch ruppige Actionszenen zwischen den gewieften Dialogen.
In Nebenrollen fungierten J.T. Walsh als Mordopfer , M. Emmet Walsh als grossschnäuziger Cop, sowie Harris Yulin als eiskalter Leo Watts. Die beiden Killer, die sich auch gerne auf Wortspielchen mit Caulfield einlassen, tragen zur reisserischen Dramaturgie bei; da wären zum einen James Sikking als verhandlungsbereiter Wortführer und Nigel Bennett, der zweite im Bunde, der nicht lange fackelt. Nicht unerwähnt sollte Anne Archer als Zeugin Carol bleiben, die zwar ihren schauspielerischen Fäigkeiten etwas unterfordert bleiben dürfte, aber ihre Rolle glaubhaft runterspielt. Der Film konzentriert sich hauptsächlich auf seinen Hauptdarsteller Hackman, der die Chose hervorhebt und für die ebenso amüsanten Stellen des Filmes beiträgt.
Auf Hochglanz polierter Edelthriller mit genialer Kameraführung, einem hervorragend herausstechenden Gene Hackman und dosiert gesetzten Actionszenen in einem zwar simplen Drehbuch, das aber immer weiss, sich aus bevorstehenden Spannungslücken zu befreien. Ein mörderisches und spannungsgeladenes Katz-und Mausspiel mit einer guten Prise Witz. Klasse!
Ist die FSK:16 Freigabe gerechtfertigt? Ja, blutige Schiessereien lassen keine niedrigere Freigabe zu.