Das in der Fernsehzeitung eher unscheinbar auf mich wirkende Drama Brokedown Palace konnte sich mangels Konkurrenz durchsetzen und so ging ich doch eher unvoreingenommen an dessen Betrachtung. Da vor einem Abenteuer in fernem Lande kaum Bedarf an Charaktereinführung besteht, gibt es wenig Gelegenheit Langeweile aufkommen zu lassen. Die beiden durchaus schnuckeligen Amerikanerinnen Alice und Darlene beschliessen also in einem Anflug von jugendlichem Leichtsinn und Rebellentum schnell ihrer erstmaligen, langfristigen Trennung seit dem Säuglingsalter einen Urlaub vorangehen zu lassen. Warum dabei Hawaii dann zu spießig sein soll, lassen wir mal dahingestellt, jedenfalls muß es für zwei abenteuerlustige Maiden unbedingt Bangkok sein. Eben mal nach Thailand gejettet erleben die beiden nun also zunächst die Variante des Landes, den ihre Reisebroschüre vorzustellen vermag.
Doch niemand nimmt sie an die Hand. Sie können frei entscheiden. Sie sind in keinem Park, der per Schild darum bittet, nicht die Wege zu verlassen. So beginnt der Nervenkitzel mit dem Poolplantschen in einem Luxushotel, ohne dort ein Zimmer zu mieten, führt zum Kennenlernen und Flirten mit Nick, einem Trip nach Hong Kong und ohne über Los zu gehen plötzlich in den Knast, denn die beiden werden mit mehreren Kilo Heroin im Gepäck erwischt.
Genau ab hier glaubte ich dann auch, nicht mehr so ganz zur Zielgruppe des Films zu gehören. Nicht, daß ich von Filmen um 20:15 erwarten würde, ein sadistischer WIP Flick zu sein. Die Dramatik aber, entwickelt sich in Brokedown Palace sicherlich nicht aufgrund der graphischen Darstellung. Wenn sich zu Ekel über ein Loch als Toilette in einem durchweg sauberen Raum dann Ausrufe wie "Ich bin Amerikanerin, ich habe Rechte" gesellen, grenzt es eher an unfreiwillige Komik. Ganz so hart kann das Leben in einem aufgeräumten, sauberen Gefängnis mit wenigen Wärtern, wenigen Insassen, leichter Arbeit, die einem Zeit und Material fürs Zeichnen auf dem Hof lässt und nur 3 Gittertüren bis zaunfreien Nobeleinfahrt mit Schlagbaum, eigentlich auch nicht sein. Und bis auf eine einheimische Zicke macht ihnen auch wirklich niemand das Knastleben schwer. Bleibt der Umstand, daß die zwei irgendwem auf dem Leim gegangen sind und es nun lieber hätten, wenn Gerechtigkeit verübt würde.
Dazu gibt es in der Geschichte wenige Finten, die sie aus dem 0815 Schema reissen, insgesamt jedoch plätschert Brokedown Palace belanglos an einem vorüber. Vielleicht ist es dabei kein Zufall, daß man Regisseur Jonathan Kaplan verstärkt im Bereich TV Serie wie z.B. Emergency Room vorfindet. Die Spannung in diesem Film genügt, um Werbeblöcke auszuhalten und man wird auf belanglose, oberflächliche Weise unterhalten. Mehr jedoch nicht.