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Es ist schon klar, warum viele dieses Biopic über den Rolling-Stones-Gründer nicht mögen, aber die haben eins vergessen: hier gehts nicht um die Stones, sondern um Brian Jones. Seine Band wird gerade so oft gezeigt, so dass der Bezug da ist. (Na gut, ein paar alte Stones-Stücke hätten dem Film schon gut getan, aber die Filmemacher erhielten die Rechte zu den Songs nicht. Pech ...). Der Film zeigt die letzten Monate vor seinem Tod, und mit den Stones hatte Brian Jones damals nicht mehr viel zu tun. Und wieso Konzertszenen nachdrehen, wenn die eh schon jeder kennt? Ein Biopic soll das zeigen, was man nicht schon überall gesehen bzw. gelesen hat.

Der Drogenfreak, Frauenschwarm und hochsensible und extrem talentierte Musiker wird hier in einer Mischung als naiver Junge und abgehobener Exzentriker gezeigt. Laut und leise, schrill und sanft, einmal Sympathico, dann wieder Arschloch.
Parallel dazu wird seine Beziehung zum Bauunternehmer Frank Thorogood gezeigt, etwas, dass eine der vielen Thesen, wie Jones ums Leben gekommen sein soll, stützen soll, nämlich, dass der aus bürgerlichen Verhältnissen kommende Thorogood den Rockstar umgebracht hat – was er 1993 angeblich auf dem Totenbett gestanden haben soll.
Der verheiratete Thorogood wurde immer mehr in den glamourösen Lifestyle des Popstars hineingezogen, nahm Drogen, versuchte, mit einer der vielen Groupies anzubändeln und entpuppt sich wie Jones als Suchender. Die homoerotischen Anspielungen zwischen den beiden Männern am Schluss im Swimmingpool bestärken diese Möglichkeit.
Spekulationen, fürwahr, aber nicht fern von der Realität: Mord aus Leidenschaft – gerade in der Welt des Show-Business kein Einzelfall.
Schlussendlich weiss wahrscheinlich eh niemand, ob Brian Jones' Tod am 3. Juli 1969 ein Unfall, Selbstmord oder Mord war.

Der Film ist unspektakulär, zeigt mehr zwischen den Zeilen, ist aber auch distanziert. Man schaut halt zu. Hollywood hätte wahrscheinlich die Spannungsschraube viel mehr angezogen, aber auch Stephen Woolleys Film arbeitet unbarmherzig auf den Tod des Musikers hin.

Fazit: Nüchterner, fast auf TV-Niveau spielender Film, der Einblicke über die Einsamkeit eines Popstars gibt, mit guten Schauspielern, guter Musik (von The Small Faces, Jefferson Airplane, Robert Johnson, Traffic, Irma Thomas sowie aktuellen Bands wie den White Stripes und Kula Shaker) und leidlich Spannung. Leicht über dem Durchschnitt, nicht so verklärt wie "The Doors" oder hochglanz wie "Ray". Doch zum Über-Biopic fehlt ihm noch einiges. Da ist "Backbeat" über die frühen Jahre der Beatles um einiges eindringlicher.

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