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Trotz des bitterbösen Endes war „Saw“ an sich eine in sich geschlossene, doch von der Fortsetzung hielt das keinen ab und die ist trotz schneller Fertigungszeit ganz ordentlich.
Jigsaw (Tobin Bell), der Killer aus dem Vorgänger, bestraft weiterhin Leute, die ihr Leben nicht zu schätzen wissen, darunter auch einen Informanten von Detective Eric Mathews (Donnie Wahlberg), der in der hübsch fiesen Auftaktszene draufgehen darf. Doch bei der Leiche des Informanten hinterlässt Jigsaw einen Hinweis, der Mathews sowie ein SWAT-Team zu dessen Unterschlupf führt. Doch dem Zuschauer ist bereits klar, dass dies nur ein weiteres Spiel ist, welches Jigsaw nun mit Mathews spielen will.
Tatsächlich können die Cops Jigsaw stellen, doch der hat anderorts bereits acht Menschen in einem mit seinen üblichen Spielereien versehen Haus abgeladen – darunter auch Mathews' Sohn. Während die Cops an den Bildschirmen das Schicksal der Eingeschlossenen verfolgen, fordert Jigsaw Mathews zu einem Spiel auf: Er will sich mit ihm unterhalten…

„Saw II“ ist eine zwiespältige Angelegenheit, denn trotz der ähnlichen Struktur der Geschehnisse innerhalb des Hauses handelt es sich hierbei nicht um eine dumpfe Kopie des Erstlings. Leider ist „Saw II“ auch weniger komplex und weniger raffiniert als der Vorgänger: Im Haus wird die Truppe anhand Fallen rasch verkleinert, im Stil von „Cube“ brechen bald Aggressionen und Ängste aus, doch wer wohl überlebt, das hat man schnell raus. Auch die Geschehnisse bei Jigsaw kann man nach einer Weile absehen, zumal sich Mathews so hölzern verhält, dass man förmlich merkt, wie er Jigsaw auf den Leim geht. Oder nimmt irgendjemand ernsthaft an, dass der sich durch Gewalt einschüchtern ließe?
Zum Schluss laufen beide Handlungen zusammen für ein paar Pointen von ganz unterschiedlicher Qualität: *SPOILER* Wie man es von Anfang an erwartet wetzt das SAWT-Team schlussendlich zum falschen Haus, während Mathews sich von Jigsaw woandershin führen lässt, um dort die Strafe für sein Verhalten zu erreichen. Lediglich die Tatsache, dass das Spiel im Haus nur eine Aufzeichnung war, überrascht, während die Idee mit Jigsaws Azubine immerhin stimmig erklärt wird, aber doch sehr gekünstelt wirkt. Nett hingegen die Kammer aus dem Vorgänger, in dem ein abgesäbelter Fuß sowie zwei Leichen liegen – u.a. der mittlerweile verhungerte Überlebende des Erstlings. *SPOILER ENDE*
Doch von den Mangel an Raffinesse und den durchwachsenen Pointen mal abgesehen, so sorgt „Saw II“ auf oberflächliche Weise für Unterhaltung. Zwar kann man absehen, wenn es wohl erwischen wird, doch das wann kommt teilweise schon überraschend und auf die übliche, sehr fiese Weise (Stichwort Türspion). Kreativ sind Jigsaws Fallen allemal und die Rätsel wieder kniffelig, aber von geringer Zahl. Auch die düster-dreckige Optik und Stilmittel wie der Zoom auf die Bildschirme, um vom Geschehen in Jigsaws Versteck zum Haus rüber zu springen, sind geschickt eingesetzt. Zudem ist „Saw II“ hübsch kurz gehalten worden, sodass sich keine Längen beim Ansehen ergeben.

Störend hingegen ist die Tatsache, dass „Saw II“ gerade bei der Porträtierung der Opfer soviel Potential verschenkt. Über viele Eingeschlossene erfährt man gar nichts, noch nicht mal den Grund, wofür Jigsaw sie bestrafen will (nebulöse Andeutungen zeigen nur, dass viele von ihnen eventuell wegen Verbrechen eingesperrt worden), lediglich über Mathews erfährt man hinreichend etwas – auch wenn dieser nicht so stimmig charakterisiert wird wie die beiden Hauptfiguren des Vorgängers.
Tobin Bell darf hier als Jigsaw mal voll zur Geltung kommen und spielt den Rest der Besetzung mit seiner ruhigen Art an die Wand. Donnie Wahlberg hingegen ist bemüht, aber nur OK, Dina Meyer gut, aber mit wenig Screentime bedacht. Shawnee Smith, die Überlebende des ersten Teils, darf auch in einer größeren Rolle mittun und ist auch OK.

Alles in allem ist „Saw II“ keinesfalls eine gleichwertige, weil deutlich simplere, weniger gut konstruierte Fortsetzung. Dank der fiesen Fallen Jigsaws sowie des hohen Tempos und der stimmigen Optik ist aber solide Unterhaltung mit wenigen Überraschungen drin.

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