Review

Sehr freie Adaption der Manson-Thematik im satanisch-okkulten Gewand, angesiedelt im Rape N Revenge-Gewerbe, als solche aber durchaus sehenswert.

Anders als einst "The Texas Chainsaw Massacre", "Fangs" und später Rob Zombie ("Haus der 1000 Leichen", "The Devil's Rejects") sehen wir uns hier noch mit exploitationähnlichem Pseudo-Grufti-Getue im Grindhouse-Look konfrontiert, zweifelsohne sehr sleazig, in der Tradition pseudo-okkulter Firlefanz-Schinken wie "Mardi Gras Massacre", "The Witches Mountain", "Doctor Dracula", "Tales That Witness Madness", "Demons of the Mind", "Carnival of Blood", "Blood Delirium", bei denen die Hippie-Kultur noch allzu deutlich mitschwingt, "Töchter des Satans", "Labyrinth of Sex"", "Satanik", "Messiah of Evil", "The Satanist" oder "Necronomicon" von Jess Franco.

"Satan's Children" versucht uns das Phänomen des so genannten "Hippie-Satanismus" oder -"Okkultismus" näher zu bringen. (Man weiß halt nicht, ob es nur an dem vielen Acid lag, oder tatsächlich psychotischen Ursprungs war, oder vielleicht einbisschen von beidem.)

Es geht um den jungen Bobby, der leider etwas missverstanden wird, nachdem seine vermeintliche Stiefschwester ihn erst unschuldig des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, ihm anschließend ihre Drogen unterjubelt und er daraufhin von seinem Stiefvater förmlich verspottet und getreten wird ...

"Satan's Children" steht vordergründig, wenn auch verblümt als Sinnbild für Pubertät, jugendliche Rebellion und Leichtsinn. Kinder und Jugendliche sind unter bestimmten Voraussetzungen besonders labil und dementsprechend leicht zu beeinflussen (Stichwort "Dunkle-" oder "Schwarze Psychologie"), in dem Zusammenhang auch anfälliger für diverse, vermeintlich "lebensbedrohliche" Sekten oder Randgruppen. Wiezycki zeichnet, womöglich unbewusst, ein schönes Profil der Protest- und Jugend-Bewegung der 1960/70er Jahre.

Wie dem auch sei.

Bobby beschließt daraufhin das Weite zu suchen und schließt sich einer Gruppe von jungen Satanisten an, allesamt drauf versteht sich, und süchtig nach Blut (Adrenochrom) und Gläser rücken, zu einer Zeit wo Ozzy Osbourne (Black Sabbath), Frank Zappa und Alice Cooper der psychedelischen Rockmusik noch nicht abgeneigt waren (Heavy Psych, in unseren Breitengraden wohl eher Krautrock). Anders als "The Driller Killer" oder "The Acid Eaters" entspringt "Satan's Children" aber nicht der reinen Hippyploitation, sondern eher mystizistisch-phänomenalen Ursprungs im dunkel-okkulten Gewand.

Okkulter Symbolismus, Esoterik und Magie, dogmatisch stigmatisiert und persilifiziert nach dem Vorbild Blakes, dabei nur sehr begrenzt avantgardelastig, schlussendlich als "Passion Christi" für den teufelsanbetenden Gonzo.

Unterhaltsam.

Gleichsam zeichnet unser Protagonist ein schönes psychologisches Profil des New Age-Satanisten, frei nach Crowley oder Lovecraft, das schlussendlich von einigen okkulten Messen und blutsaugenden Orgien überschattet wird. Die Drugsploitation der 1960er Jahre schwingt noch entfernt mit.

Stilistisch einem Rollin ähnlich, ohne jedoch dessen überragende Bildsprache und Poesie zu erreichen, im Paul Morrissey-Look, vermittelt uns "Satan's Children" im Gewand eines "Children Of The Corn" einen paradox-intervenierten Ödipus-Komplex, Teensploitation im Stil der Schwarzen Romantik, als solche ansehnlich, wenn auch nicht immer schlüssig.

Auch im Hinblick auf neumoderne, nicht immer gelungene Prequels zu "Das Omen" oder "Friedhof der Kuscheltiere", später "God's Army" und "Subspecies", äußerst brutalen Blatty- oder Friedkin-Neuinterpretation aus dem Hause "American Guinea Pig", hier noch im ganz klassischen Sexploitation-Gewand, tief verwurzelter Horror-Schematik mit Elementen des psychologischen Thrillers. Nicht schaurig, aber zumindest verrucht.

Hippie-Kultur meets Okkultismus, in der Tradition herausragender, oder zumindest für ihr Kliente überragender Shizophrenia- und Acid-Grusler wie "Synthia, the Devil", der später bei King's Debütant "Carrie" sehr frei adaptiert werden sollte ...

"Der Höllentrip", okkulte Grufti-Klamotten wie "Alucarda - Die Tochter des Satans", "Lucifer Rising" oder LSD getränkte Sex-Orgien im Retro-Look ("Leyla, der Vampir", "She Did What He Wanted"), subtiler, dabei auch weniger bahnbrechend als "Helter Skelter", vor allem aber weniger reißerisch, verstörender und drugsploitationverseucht als "The Manson Family", später "Gator Green", undergroundlastiger, wenn auch stilistisch artverwandt, und über Hooper und Zombie brauchen wir gar nicht zu reden. Ein Unikat, wenn auch kein überirdisches ...

Wundert mich das ein solch ansehnlicher Untergrund-Schinken in der OfDb bisher derart wenig Beachtung gefunden hat ...

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