ACHTUNG! SPOILER!
„Erbschaften haben es mitunter in sich. Vor allem dann, wenn es sich um ein altes Schloß handelt, in dem merkwürdige Dinge passieren. Glen und dessen Verlobte Liz merken da recht schnell, daß mit dem 'Geschenk', daß ihnen ihr guter Onkel hinterlassen hat, einiges nicht stimmt. Und auch nicht mit den Bewohnern, dem Count und der Countess Townsend … Und schon gar nicht mit den Mädchen, die sie gefesselt in den Gewölben des Schlosses finden. Gruselige Szenen, die den beiden wie ein nichtendender Alptraum vorkommen … Merkwürdig auch, daß die Townsends in Särgen schlafen … Beklemmend auch deren besondere Aktivitäten bei Vollmond … Da gibt es kein Entkommen. Das Schloß ist in den Händen der Vampire.“ (Covertext VMP-VHS)
Der Produzent Sam Sherman, langjähriger Freund und professioneller Partner von Regisseur Al Adamson, kommentierte dessen innere Haltung gegenüber Horrorfilmen einmal wie folgt: „Al admitted to me, that he never really understood horror pictures. [A]nd that's the reason they came out as crazy as they did. He really didn't understand the concept of them.“ (Wild: Seite 194)
So erklärt sich dann wohl auch ein seltsamer Film wie BLOOD OF DRACULA'S CASTLE. Der Film war bereits 1967 abgedreht, doch aufgrund diverser Problem kam er erst im Mai 1969 in einem double bill mit „Nightmare in Wax“ im Verleih von „Crown International Pictures“ in die Kinos. Laut Sherman hat aber keiner der Beteiligten je einen Cent an dem Werk verdient. Für dieses Desaster war angeblich der Co-Produzent Martin B.Cohen verantwortlich, der bei der Rechtevergabe zu hoch gepokert hatte, was zu diversen rechtlichen Komplikationen führte. Sam Sherman dazu: „Everybody lost everything. I never got paid, Al never got paid, nobody got paid.“ (Konow: Seite 30)
Adamsons dritter Film beginnt mit dem Ohrwurm „Next Train Out“, gesungen von „R.C.A. Victor Recording Artist“ Gil Bernal. Die eigentliche Handlung spielt sich überwiegend in einem seltsamen „Schloss“ mitten in der kalifornischen Wüste ab. Als Drehort diente dabei die 1924 errichtete „Castle Ranch“ „....in Lancaster, California […] [h]alf an hour outside of LA.“ (Wild: Seite 8)
Der Film plätschert insgesamt recht gemächlich vor sich hin und man hat einige Male den Eindruck, das Ganze sollte eine Persiflage werden, doch dann nimmt Adamson die haarsträubende Story wieder so ernst, dass er nur noch unfreiwillige Komik generiert. Dazu tragen nicht unerheblich die Darsteller bei. Alex D'Arcy und Paula Raymond agieren wie ein exzentrisches altes Aristokraten-Ehepaar aus dem verarmten Adel, die abends in teuren Roben bei einem „schönen Glas“ Blut als „Nachttrunk“ beieinander sitzen, sich Tagsüber in ihre Särge zurückziehen und sich gegenseitig „schöne Träume“ wünschen. John Carradine gibt den distinguierten Butler George, der den weiblichen Opfern mit einer imposanten Spritze das Blut abzapft und dieses dann seiner „Herrschaft“ in Gläsern mit den Worten serviert: „Count, I think you'll enjoy this vintage […] A type Double-O positive. Very rare...“ Robert Dix sorgt als irgendwie zur Familie gehörender Irrer namens Johnny, der immer bei Vollmond einer zwanghaften Mordlust anheim fällt, für zusätzliche Aufregung: „He's only a problem when that damn moon is full.“
Gene O'Shea und Barbara Bishop bleiben als farblose Helden ebenso unauffällig wie die restlichen Darsteller. Ein paar frei laufende Ratten konnten bei den angeketteten Darstellerinnen Vicki Volante und Barbara Bishop immerhin sichtlich nicht gespielte schreckhafte Reaktionen auslösen! Ray Young als Faktotum Mango mit einem wenig überzeugendem „Special-Make-up“ von Ken Osborne ist auch nicht in der Lage, dem Film positive Impulse zu geben. Immerhin ist die Szene, in der O'Shea ihm eine Axt in den Rücken rammt, ziemlich witzig, kann man doch ganz deutlich das zentimeterdicke Holzbrett unter der Weste des Darstellers erkennen, in dem die Axt steckt. Weitere „raffinierte“ Spezialeffekte gibt es allerdings nicht zu sehen. Stattdessen quälen die Darsteller sich und die Zuschauer mit langen, statisch gefilmten Dialogszenen. Die Sequenz, in der Robert Dix von der Polizei mit Bluthunden durch die Einöde gehetzt wird wurde künstlich in die Länge gezogen, um Spielzeit zu gewinnen. Auf seiner Flucht findet er aber immerhin noch die Zeit, seinen Mordgelüsten nachzugeben und eine unbeteiligte Frau zu meucheln. Der Subplot um die Opferung junger Frauen für den „Great God Luna“ macht im Kontext des Films auch nicht viel Sinn und wirkt total aufgepfropft. Über die für die TV-Fassung zusätzlich gedrehten Werwolf-Szenen decken wir an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens.
BLOOD OF DRACULA'S CASTLE ist als Horrorfilm ein ziemlicher Flop, und allenfalls für Fans von Al Adamson und für Freunde schlechter Filme interessant.
Der Film kursiert in unterschiedlichen Versionen. Die Originalfassung unter dem Titel BLOOD OF DRACULA'S CASTLE im Verleih von „Crown International Pictures“ hat eine Laufzeit von 83:38 Minuten. Für eine spätere TV-Ausstrahlung unter dem Titel „DRACULA'S CASTLE“ wurden einige zusätzliche Szenen gedreht, in denen Robert Dix bei Vollmond nicht nur von einem „krankhaften Zwang zu töten“ übermannt wird, sondern er verwandelt sich in diesen Szenen tatsächlich in einen Werwolf. In diesem Zustand schlägt er wild knurrend und wie von Sinnen auf den Gefängniswärter Frank ein, bis dieser tot ist. In einer weiteren (langen!) Szene verfolgt und tötet er eine junge Frau, die ihm scheinbar zufällig über den Weg läuft. Diese Sequenzen, die mehr schlecht als recht in den Film integriert wurden, sind angeblich von einem gewissen Don Hulette inszeniert worden, der allerdings nur einen Credit für „Additional Music“ erhalten hat. Hulette war eigentlich Komponist, hat aber laut IMDb bei drei weiteren Filmen auch Regie geführt. Wie auch immer, diese Fassung des Films hat eine Laufzeit von 90:53 Minuten. In Deutschland kam der Film (ohne die Werwolf-Szenen) am 25.09.1970 im „Kora Filmverleih / Malzahn Filmverleih“ unter dem Titel DRACULA UND SEINE OPFER als FSK 16 Fassung mit einer Länge von ca.80 Minuten in die Kinos. Diese Version wurden dann etwa Mitte der 80er Jahre von VMP mit einer Laufzeit von 80:21 Minuten auf VHS veröffentlicht, ohne FSK-Siegel, dafür mit dem Hinweis: „Keine Vermietung oder Verkauf an Kinder und Jugendliche“. Der Vorspann enthält eine Titelkarte mit dem deutschen Titel DRACULA UND SEINE OPFER. 2014 kam der Film in Deutschland bei „Maritim / Alive“ auf DVD heraus (FSK 18). Diese Disk enthält eine deutsche Fassung (inklusive Werwolf-Szenen) mit einer Laufzeit von 86:23 Minuten, sowie eine „Langfassung“ in englischer Sprache (ebenfalls mit den Werwolf-Szenen) mit einer Länge von 87:31 Minuten. Beide Fassungen haben den on screen Titel „DRACULA'S CASTLE.“ Seit dem 28.11.2025 gibt es den Film („ungeschnitten“) nun auch als Blu Ray (FSK 18).
JOYCE KING, die in erster Linie als „Script Supervisor“ bei zahlreichen low budget Filmen aber auch im Mainstream tätig war, war auch bei diesem Film für die Scriptüberwachung zuständig, spielte aber auch eine kleine Rolle als Opfer von Dix währen seiner Flucht. King hat nicht viel positives über die Dreharbeiten zu sagen; „It was just painfully uncomfortable, as most of those sorts of things were. Cold. No hot Food. No accommodations of any kind. That sort of thing.“ (Wild: Seite 141)
JOHN „BUD“ CARDOS, der viel für Adamson tätig war, erinnert sich: „We made that picture for $60.000. […] I was production manager, did all the stunt work on it, did all the special effects on it... In those days, everyone did everything on'em!“ (Konow: Seite 27)
Auf der Homepage des AFI findet man u.a. folgende Infos: Blood of Dracula’s Castle was produced in 1967. Some shooting took place at Castle Ranch in the Antelope Valley in Southern CA, with the cooperation of the property’s owner, WalterGaynor.
Ausführliche Zusammenfassung der Handlung:
Der Fotograf Glen Cannon (Gene O'Shane) erhält während einer Fotosession mit seiner Freundin Liz Arden (Barbara Bishop) im kalifornischen „Marineland“ ein Telegramm, in dem ihm mitgeteilt wird, dass er von seinem verstorbenen Onkel ein Schloss namens „Falconroc“ (so steht es im Telegramm) geerbt hat. Zusammen mit Liz macht er sich auf den Weg, um das Anwesen in Augenschein zu nehmen. Das Gemäuer liegt mitten in der Wüste und wird von Lord Charles Townsend (Alex D'Arcy) und seiner Frau Lady Townsend (Paula Raymond) bewohnt. Mit im Hause leben der Butler George (John Carradine) und das Faktotum Mango (Ray Young).
Lord Townsend ist in Wahrheit der viele Jahrhunderte alte Graf Dracula. Dracula und seine Frau saugen allerdings kein Blut wie Vampire das üblicherweise tun, sondern sie nehmen täglich in gepflegter Atmosphäre ein Glas frisch gezapftes Blut zu sich und begeben sich dann in ihren Särgen zur Ruhe. Während der ungelenke Mango dafür sorgt, dass ständig ein Vorrat an unfreiwilligen Blutspenderinnen vorhanden ist, indem er immer wieder junge Frauen entführt und im Keller ankettet, übernimmt George mit einer monströsen Spritze das Abzapfen des Blutes. George wurde von Dracula „vor dem Galgen bewahrt“ nachdem er dem „Großen Gott Luna“ ein menschliches Opfer dargebracht hatte und ist dem Grafen seitdem treu ergeben. Mango darf sich zur Belohnung für seine Dienste immer mal wieder an einer der Frauen vergehen.
Als die Townsends davon hören, dass das Schloss einen neuen Besitzer hat, befürchten sie den Wohnsitz wegen „Eigenbedarf“ räumen zu müssen. Sie machen sich Gedanken, wie sie das verhindern können, zumal sie die Ankunft von Johnny (Robert Dix), einem anderen Familienmitglied erwarten. Johnny sitzt noch im Gefängnis für geisteskranke Straftäter, da er unter einem „krankhaften Zwang zu töten“ leidet, doch mit Hilfe von $5000 Schmiergeld kommt Johnny frei. Auf der Flucht tötet er zunächst den korrupten Aufseher Frank (Bud Cardos) sowie ein unbeteiligtes junges Mädchen (Joyce King). Während er von Bluthunden gejagt wird, überfällt er einen parkenden Autofahrer und entwendet dessen Auto. Unterwegs erschießt er dann noch kurzerhand einen Anhalter. Am Schloss angekommen, wird er schon von den Townsends erwartet. Gemeinsam begießen sie das Wiedersehen und diskutieren darüber, wie sie die neuen Eigentümer von „Falconroc“ loswerden könnten. Außerdem besprechen sie, wie und wann sie dem „Großen Gott Luna“ mal wieder ein Opfer darbringen können.
Kurz darauf treffen auch Glen und Liz im Schloss ein und werden von George durch die Gemächer geführt. Am Abend lernen sie auch Lord und Lady Townsend kennen, die sogleich versuchen die neuen Besitzer abzuschrecken. Sie erzählen von „Ratten im Keller und Fledermäusen im Turm“, doch Glen und Liz bleiben standhaft.
Am nächsten Tag untersuchen Glen und Liz das Haus genauer und finden schließlich das Verlies, in dem eine junge Frau namens Ann (Vicki Volante) sowie drei andere Frauen angekettet sind. Als sie auch noch die Särge mit den schlafenden Townsends entdecken, wird ihnen klar, dass sie es hier mit Vampiren zu tun haben. Als sie versuchen, die angeketteten Frauen zu befreien, werden sie von Mango und George überrascht und überwältigt. Sie werden ebenfalls angekettet.
Es stellt sich heraus, das die Bewohner des Hauses in regelmäßigen Abständen dem „Mondgott Luna“ Menschenopfer darbringen und so ihr ewiges Leben bewahren. An diesem Abend ist es wieder so weit. Es ist Vollmond und Ann wurde auserkoren, das nächste Opfer zu sein. Mit Fackeln ausgestattet und in Kutten gehüllt ziehen alle zu einem Hügel vor dem Schloss. Mango fesselt Ann an einen Pfosten und entzündet zu ihren Füßen ein Feuer. Während George und die Townsends „Oh, great god Luna!“ ausrufen, schauen Glen und Liz sowie die anderen Frauen dem schaurigen Spektakel entsetzt zu. Ann verbrennt bei lebendigem Leibe.
Als alle wieder im Schloss sind und die Gefangenen wieder angekettet werden sollen, kommt es zu einem Handgemenge. Es gelingt Glen, den Revolver von Johnny zu erobern und ihn zu erschießen. Er fesselt die beiden Vampire an Stühle und in einem kurzen Kampf kann er auch George bezwingen. Inzwischen geht die Sonne auf und Glen und Liz sehen mit Abscheu, wie die beiden Vampire in Sekundenschnelle altern und zerfallen, bis nur noch Staub zurück bleibt und zwei Fledermäuse aus den leeren Kleidern entfliehen.
Glen und Liz sowie die anderen Frauen flüchten nun aus dem Schloss, gefolgt von Mango. Der kann Glen zunächst niederschlagen und Liz zum Opferplatz zerren. Als er versucht, Liz zu verbrennen, rammt ihm Glen eine Axt in den Rücken. Dann zündet er Mango an. Der Unhold torkelt herum und stürzt schließlich brennend in eine tiefe Schlucht...
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Literatur:
Brian Albright: Wild Beyond Belief!, Mc Farland 2008
David Konow: Schlock-O-Rama, The Films of Al Adamson, Lone Eagle Publishing 1998