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Der Ex-Cop Marc übernimmt einen Auftragsmord in Buenos Aires. Marc ist ein erstklassiger Schütze, aber leider seit dem Mord an seiner Frau und seinem Sohn schwer in Richtung alkoholischer Absturz eingenordet. Dieser Job gibt ihm die Chance, den Tod seiner Frau zu rächen und ein neues Leben zu beginnen. Sein Auftraggeber quartiert ihn in einem Appartement in einem großen Haus ein. Mit zunehmender Irritation bemerkt Marc, dass seine Wohnungsnachbarin sizilianische Lieder singt und Nacht für Nacht lauten Sex hat. Eines Tages steht diese Nachbarin, Marina, bei ihm in der Wohnung. Nach einigem Gekabbel freundet man sich an und landet schnell in der Kiste, wo Marina ihm gesteht, dass der allabendliche laute (und harte) Sex mehr oder weniger erzwungen ist und von einer miesen Type namens Hank an ihr ausgeübt wird, und sie für diese „Dienstleistung“ im Umkehrschluss ein halbwegs gut ausstaffiertes Leben führen kann. Marc und Marina verlieben sich sehr ernsthaft ineinander, doch Hank steht wie ein Schatten zwischen ihnen. Bis der Auftrag für den Job endlich eintrudelt – Das Ziel ist Hank …

Nachdem 1992 mit BASIC INSTINCT das Genre des Erotic Thrillers für einige Zeit so richtig explodierte, könnte man meinen, dass TEUFELSTANZ DER LUST ein typisch italienisches Rip-Off eines amerikanischen Erfolgsrezeptes ist. Aber weit gefehlt, BASIC INSTINCT hatte seine Premiere in den USA im März 1992, und TEUFELSTANZ bereits im Mai 1992. Angenehmerweise ist das so, denn dadurch kann TEUFELSTANZ durchaus eine gewisse Eigenständigkeit im Inhalt attestiert werden. Was allerdings nicht darauf schließen lässt, dass der Film auch wirklich Qualität hat.

Denn wenn man ehrlich ist, dann ist TEUFELSTANZ mindestens so typisch 80er wie Rick Astley oder Uwe Barschel. Die mal träumerisch und mal vorwärts treibende (?) und dabei doch nur ausgesprochen generische Musik ist mit ihren Saxofonen und ihren Keyboards so langweilig wie nur was, Steve Bond schaut aus wie eine Mischung aus Wings Hauer (die Statur) und Matthieu Carrière (die Augen), und Debora Caprioglio rennt entweder nackt, halbnackt oder verführerisch angezogen durchs Bild. In Buenos Aires scheint immer die Sonne, die Rückblenden in Marcs verpfuschtes Leben bieten auch nicht den Hauch einer Überraschung, und zumindest der früh erahnbare Schlusstwist ist hübsch inszeniert. So weit also nichts Neues, dies aber auf weiter Flur.

Letzten Endes krankt der Film nicht daran, dass er ganz einfach veraltet wirkt, und auch nicht an seinem niedrigen Budget (so etwas stört einen Sergio Martino nun wirklich nicht), sondern an seiner Unentschiedenheit. Will der Film Softsexer sein oder Krimi? Denn die Mischung ist reichlich unausgegoren – Für einen Softsexer gibt es erheblich zu wenig soften Sex (und den auch immer auf die typisch italienische Art: Sie ist komplett nackt, er hat mindestens(!) die Hose an, besser zusätzlich noch T-Shirt und Sakko), und die Krimihandlung ist nicht uninteressant, kommt aber erst in der letzten Viertelstunde wirklich vom Fleck. Bis dahin hat man sich an dem süßen Gesicht von Frau Caprioglio so langsam mal sattgesehen und mag eigentlich auch die aufgerissenen Augen des Hauptdarstellers nicht mehr anschauen, denn mehr als diese gibt der Mann in seiner Eigenschaft als TV-Darsteller einfach nicht her. Buenos Aires als Handlungsort wird, wahrscheinlich wiederum budgetbedingt, nicht wirklich ausgenutzt, und selbst über den wenigen etwas dynamischeren Sequenzen schwebt wieder diese dümmlich-enervierende Musik, die selbst ein gut gefilmtes Hinterherschleichen (Spionda heißt immerhin Spionage) zu einem faden Nachmittagsspaziergang herabbremst.

Auch wenn TEUFELSTANZ DER LUST einigermaßen unterhält, so richtig großer Spaß mag dabei nicht aufkommen. Da kann weder die Kombination Honig und Tango etwas dran ändern noch die viel zu schnell aus der Handlung verschwundene Haustier-Boa Constrictor von Marina. Viele gute Möglichkeiten, und an allen zielsicher vorbeigesegelt. Schade …


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