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John Carpenters „The Fog“ verdeutliche es mir als zirka zehnjährigem Spund, warum meine Eltern wirklich immer Rechten haben und immer nur mein Bestes wollen. Du sollst nicht bis spät auf bleiben und gar Horrorfilme sehen, schrieben sie mir vor. Ein Gebot, wie viele, das sich auf Besuch bei den Großeltern recht einfach umgehen ließ. Ich blieb wach, bis zur Geisterstunde, als das Haus schon so still war, dass jedes Ächzen der alten Holztreppe, jedes klitzekleine Geräusch, mich zusammenfahren ließ. Und dann kam der Nebel, und das, was in dem Nebel war. Ängstlich ließ ich meine Blicke von der Flimmerkiste immer wieder zu den Fenstern wandern, zu den Schlitzen unter der Tür und zog meine Decke fast bis über den Kopf. Selbstverständlich schlief ich in dieser Nacht nicht, auch in der nächsten nicht und während der darauf folgenden Nächte beharrte ich darauf, dass das Licht anblieb. Meine Eltern stritten sich dann mit meinen Großeltern, und das war von allem das Schlimmste.
Es ist nicht nur diese Erinnerung – inzwischen habe ich diesen Klassiker natürlich wiederholt und ohne diesen nachhaltigen Effekt gesehen – die mich sicher sein lässt, dass der „Nebel des Grauens“ einer der besten Horrorfilme aller Zeiten ist – zeitlos in der Tat, heute – die angestaubte Mode der Protagonisten außer Acht – genau so gültig wie Ende der Siebziger oder eben, für mich, Mitte der Achtziger im Nachtprogramm der ARD. Warum also gibt John Carpenter seinen Namen und seinen hervorragenden Stoff her, für ein Remake, das nicht anderes ist als ein unverfrorenes Sakrileg und als solches schon vor Drehbeginn hätte zu erkennen sein müssen? Eine interessantere, etwas freundlichere Nachfrage könnte lauten: Woran, zur Hölle, arbeitet Carpenter gerade, welches Megaprojekt hat er in Planung, dass er diese so schändlich verdienten Kröten so dringend braucht? Aber, ehrlich, mir steht angesichts dieses unverschämten Remakes des Sinn nicht nach einem moderaten Ton.
THE FOG, das Remake, ist so unglaublich erbärmlich, weicht die eisige Atmosphäre des Originals in bunten CGIs auf, hat sich die unruhigen Geister der vor Antonio Bay gemeuchelten Leprakranken augenscheinlich vom „Pirates of the Caribbean“-Team zurechtmachen lassen, setzt, na logen, auf dusselige Jungstars und addiert – das schlägt dem Fass nun wahrlich den Boden aus – eine übersinnliche Love Story zwischen der Protagonistin und dem Anführer der Untoten. Wie dumm muss man den Studiobossen denn mittlerweile kommen? Der abscheulichste Dreck, der in diesem Jahr, bisher, vor meinen Augen über eine Leinwand flimmerte. Man merke sich den Namen des Regisseurs - Rupert Wainwright – für einen untilgbaren Eintrag in die ewige Shitlist.*

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